Ajay Banga, der Geschäftsführer von Mastercard, hat am 3. Februar im Interview mit der Financial Times erklärt, warum sich sein Unternehmen vom Facebooks Krypto-Projekt Libra zurückgezogen hat. Im gleichen Interview kritisierte er zudem nationale Zentralbank-Digitalwährungen auch als „wirklich dumme“ Idee.

Mastercard war neben Visa, PayPal und Stripe eines der Gründungsmitglieder der Libra Association. Dieser „Verbund“ aus Investoren soll die Steuerung der Facebooks Kryptowährung Libra übernehmen. Allerdings zogen sich die vier genannten Unternehmen im Oktober 2019 plötzlich aus dem Projekt zurück, ohne genaue Gründe hierfür anzugeben. Laut damaligen Gerüchten lag dies darin begründet, dass sie Angst davor hatten, durch ihre Teilnahme bei den Behörden in Ungnade zu fallen.  

Ausstieg hatte mehrere Gründe

Wie sich jetzt bestätigt, war dies wohl tatsächlich der ausschlaggebende Grund. Da sich die Libra Association nicht verpflichten wollte, „nur so zu handeln, dass es vollumfänglich mit geltendem Recht vereinbar ist“, hätte sich Mastercard zum Ausstieg entschieden. Dahingehend verweist Banga allen voran auf die Einhaltung von Bestimmungen für Geldwäschebekämpfung, Sorgfaltspflicht und Datenschutz.

Für weitere Bedenken sorgte zudem das Geschäftsmodell von Libra. Die Tatsache, dass die Libra Association nicht klar aufzeigen könne, wie sie Geld verdienen will, sei ein Problem, wie Banga erklärt. „Wenn man nicht versteht, wie das Geld reinkommt, dann wird es womöglich auf eine Art und Weise verdient, die einem nicht gefällt“, so der Mastercard Chef.

Zu guter Letzt sieht Banga auch ein Problem in der Außendarstellung von Libra. So versteht sich Facebooks Kryptowährung einerseits als Hilfsmittel zur Erreichung von finanzieller Inklusion – Libra soll Menschen aus Entwicklungsländern helfen, am Finanzsystem teilhaben zu können – während andererseits zur Nutzung die firmeneigene Calibra Wallet genutzt werden muss. Dies ist in den Augen von Banga ein Widerspruch, der „einfach nicht richtig klingt“.

„Um finanzielle Inklusion zu erreichen, müssen die Menschen in einer Währung bezahlt werden, die sie verstehen und mit der sie Nahrung und Güter kaufen können. Wenn sie in der Libra Währung bezahlt werden, die in der Calibra Wallet verwahrt wird und dann zurück in eine andere Währung gewechselt werden muss, um damit Essen kaufen zu können, dann macht das für mich wenig Sinn.“

Trotz all dieser Bedenken ist Banga weiterhin von der Idee einer globalen Währung überzeugt.

Indirekte Kritik an Zentralbank-Digitalwährungen?

Dementsprechend sieht der Mastercard-Chef die Versuche, nationale Zahlungssysteme aufzubauen, kritisch:

„Die Idee, ein nationales Zahlungssystem in einer Welt aufzubauen, in der die Menschen sich frei bewegen können, ist wirklich dumm. Die Kriminalität ist ebenfalls global, was die Idee gleich doppelt so dumm macht und, da Technologie auch völlig global ist, ist die Idee sogar dreifach dumm.“

Obwohl die Idee nationaler Zahlungssysteme schon länger besteht, hat sie in Form der zuletzt viel diskutierten Zentralbank-Digitalwährungen (CBDC) einen neuen Höhepunkt erreicht. Banga benennt die CBDCs zwar nicht explizit, spielt mit seinen Ausführungen aber wohl auf diese an. So erklärt er in diesem Zusammenhang:

„Der Wunsch, ein Werkzeug finden zu wollen, um in den eigenen Landesgrenzen Kontrolle über bestimmte Zahlungen zu haben, ist nicht neu. Diese Fantasie gibt es schon lange.”

So würden Frankreich, Australien, Brasilien und Mexiko zum Beispiel bereits am Aufbau solcher Systeme arbeiten, wie Banga meint.

Darin sieht der Mastercard-Chef jedoch ein grundlegendes Problem, da nationale Systeme den Fluss von Transaktionsdaten unnötig fragmentieren würden, was die Bekämpfung von Kriminalität umso schwieriger machen würde, da Terroristen und Verbrecher sich nicht um Landesgrenzen kümmern.

Mehr als 70% aller Zentralbanken forschen bereits an ihren eigenen Zentralbank-Digitalwährungen und, da es viele verschiedene Konzepte für diese gibt, würde sich sehr wahrscheinlich die von Banga genannte Fragmentierung ergeben.

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