Die großen Krypto-Investoren setzen verstärkt auf computergesteuerte Algorithmen, um die Stimmung auf den Märkten vorherzusagen und daraus Kapital zu schlagen. Dies geht am 17. Juli aus einem Bericht von Reuters hervor.

„Wettrüsten” der Fondsmanager

Nachdem die Kryptomärkte, angetrieben durch den steilen Aufschwung von Bitcoin (BTC), auch wieder ordentlich an Volatilität zugenommen haben, stützen sich Großinvestoren und Fondsmanager vermehrt auf Algorithmen, um die Stimmung der Märkte ablesen und für sich nutzen zu können.

Bin Ren, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Elwood Asset Management, erklärt in diesem Zusammenhang gegenüber Reuters, dass es unter den Fondsmanagern mittlerweile ein regelrechtes „Wettrüsten“ darum gibt, wer die beste Software zur Analyse der massiven Social-Media Datenberge auffahren kann.

Die sogenannte Sentimentanalyse spielt an der Börse schon länger eine wichtige Rolle, allerdings setzt sie sich jetzt erst auf den Kryptomärkten durch, da die Gewinnspannen mit voranschreitender Marktreife kleiner werden, was zwangsläufig neue Methoden zur Steigerung der Erträge hervorbringt. Die Anlageklasse der Kryptowährungen wäre dabei für die computergesteuerte Analyse besonders geeignet, da sie ein Kind des Internets ist, so Reuters.   

Außerdem sorgt die dezentralisierte Natur der Kryptowährungen dafür, dass es keine zentrale Instanz, wie zum Beispiel eine Zentralbank, gibt, die über die Herausgabe von Informationen massiv die Kursbewegungen beeinflussen kann. Stattdessen werden die Kryptmärkte von einer Vielzahl von Einzelentscheidungen getrieben, da Privatanleger immer noch den Großteil des Marktes ausmachen. Dementsprechend muss eine Fülle an Informationen ausgewertet werden, um daraus eine Handlungsstrategie abzuleiten.

Allerdings ist der Preis für solche Algorithmen entsprechend hoch. Wie Andrea Leccese von der New Yorker Investmentfirma Bluesky Capital gegenüber Reuters angibt, kostet ein Programm, das lediglich das englischsprachige Twitter analysiert, schon zwischen 500.000 – 1 Mio. US-Dollar allein an Entwicklungskosten.

„Als würde sich ein Virus verbreiten“

Allerdings beschränkt sich der Umfang der relevanten Informationen nicht nur auf die englischsprachigen sozialen Medien, sondern auch auf andere Tools wie das russische Telegram, das japanische Line, das südkoreanische Kakao oder das chinesische WeChat, um nur einige zu nennen. Umso komplexer wird die Analyse der Stimmungslage.

Wie groß die Masse an zu durchforstenden Informationen tatsächlich ist, lassen die Daten von BitInfoCharts vermuten, die zeigen, dass sich Twitter-Mitteilungen mit dem Schlagwort Bitcoin allein schon auf 22.784 Mitteilungen pro Tag belaufen, während das Bitcoin-Forum auf Reddit mittlerweile schon 1,1 Mio. Abonnenten zählt.  

Elwood Asset Geschäftsführer Bin Ren gibt sich nichtsdestotrotz zuversichtlich und meint, dass es durchaus möglich ist, wertvolle Informationen herauszufiltern, da sich Informationen nicht in zufälligen Mustern verbreiten, sondern stattdessen in geordneten Bahnen. Dies versinnbildlicht Ren mit folgendem Beispiel:

„Das ist so, als würde sich ein Virus verbreiten.“

Wie Cointelegraph zuvor berichtet hatte, hat eine Studie der Wirtschaftsberatung PwC ergeben, dass Investmentfonds, die unter anderem auch auf Sentimentanalyse setzen, insgesamt höheren Profit erzielen als ihre Konkurrenz, was die Bemühungen von Ren und seinen Kollegen bestätigt.

Die Kryptoforscher von Coin Metrics arbeiten derweil an einer eigenen Software, die auf Twitter die Stimmung der Kryptomärkte auswerten soll.