Die baldige Zulassung eines „direkten“ Bitcoin-Indexfonds (ETF) in den Vereinigten Staaten wird nach Ansicht eines Analysten grundlegende Probleme im Zusammenhang mit der ursprünglichen Vision von Bitcoin-Schöpfer Satoshi Nakamoto auslösen.
Das Konzept eines Spot-ETFs für Bitcoin – ein Anlageprodukt, das den Kurs von BTC durch den Besitz der Kryptowährung nachbildet – steht laut Josef Tětek, einem Analysten bei der Wallet-Firma Trezor, im direkten Widerspruch zur Idee der Selbstverwahrung.
Im Gegensatz zu einem Bitcoin-ETF ermöglichen selbstverwahrende Krypto-Speicher den Nutzern, Bitcoin zu besitzen, indem sie die volle Verantwortung für den Besitz des privaten Schlüssels bzw. der tatsächlichen Vermögenswerte übernehmen.
„Im Prinzip bringen Spot-Bitcoin-ETFs die Menschen weiter von der Selbstverwahrung weg und führen potenziell ein systemisches Risiko ein, da ETFs oberflächlich gesehen sicherer sind als Börsen“, erklärte Tětek dahingehend im Interview mit Cointelegraph.
Eine mögliche Folge der Zulassung von Bitcoin-ETFs könnte sein, dass große Mengen an BTC an zentralen Orten gelagert werden, wo die Regierung sie beschlagnahmen könnte, sagte der Analyst und bezog sich dabei auf ein Szenario, das bei der Beschlagnahmung von Gold in den Vereinigten Staaten in den 1930er-Jahren beobachtet wurde. Tětek fügte hinzu:
„Und obwohl ein Bitcoin-Spot-ETF die Kryptowährung für Einzelpersonen und Institutionen gleichermaßen zugänglicher machen würde, würde der einfache Kauf von Bitcoin auf herkömmliche Weise das gleiche bieten. Brauchen wir dafür wirklich ETFs?“
Ein weiteres wesentliches Problem bei einem Bitcoin-Spot-ETF ist, dass die ETF-Inhaber nicht die Möglichkeit haben, den zugrunde liegenden Vermögenswert zu entnehmen. Stattdessen werden diese Vermögenswerte insgesamt vom ETF-Verwalter selbst gehalten, was die Möglichkeit der unkontrollierten Ausgabe von „Papier-Bitcoin“ mit sich bringt, die nicht durch tatsächliche Bitcoin gedeckt sind, deren Angebotsmenge eigentlich auf 21 Millionen BTC begrenzt ist, so Tětek. Der Analyst führte aus:
„Das Ergebnis könnte die Schaffung von Millionen ungedeckter Bitcoin sein, was die echten Märkte verzerren und den Wert des echten Bitcoin drücken würde – und das alles, während den Giganten des zentralisierten, traditionellen Finanzwesens mehr Macht übertragen würde. Das genaue Gegenteil von Satoshis ursprünglicher Vision.“
Těteks Äußerungen zu selbstverwahrten Bitcoin-ETFs im Vergleich zu Spot-Bitcoin-ETFs weisen auf eine potenzielle Kehrseite des wachsenden Optimismus um eine Zulassung hin, während verschiedene Unternehmen und Analysten erwarten, dass die US-Börsenaufsicht SEC im Januar 2024 einen Spot-ETF genehmigen wird.
Nicht jeder ist also optimistisch, was BTC-ETFs angeht. Arthur Hayes, der Gründer der Kryptobörse BitMEX, ist sogar der Meinung, dass Spot-ETFs Bitcoin „komplett zerstören“ könnten, wenn sie zu erfolgreich sind. Und wenn nicht Bitcoin der Leidtragende ist, dann werden solche ETFs wahrscheinlich mit zentralisierten Kryptobörsen wie Coinbase konkurrieren, da die ETF-Gebühren laut einigen Bloomberg-Analysten niedriger sein dürften als die der Börsen.
Laut Mati Greenspan, dem Gründer von Quantum Economics, gibt es keinen direkten Konflikt zwischen der Selbstverwahrung und den Bitcoin-ETFs auf Spot-Basis, da die Privatanwender bei der Selbstverwahrung bleiben werden.
„Ich persönlich würde niemals irgendeine Form von Bitcoin in Papierform kaufen, aber das liegt daran, dass ich die Möglichkeit der Selbstverwahrung habe“, sagte Greenspan gegenüber Cointelegraph. „Die meisten Institutionen haben diese Möglichkeit nicht“, gab er zu bedenken.
„Es gibt null Vorteile und jede Menge Nachteile für Kleinanleger, Bitcoin-ETFs zu halten. Es ist viel besser, nur Bitcoin zu halten“, so Greenspan.
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