Michael Miebach, der CEO von Mastercard, ist der Überzeugung, dass das einflussreiche Zahlungsnetzwerk SWIFT schon in fünf Jahren nicht mehr existieren wird.

Zu der entsprechenden Einschätzung kam Miebach im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema Zentralbank-Digitalwährungen (CBDC), die wiederum auf der Blockchain Central Davos Konferenz von der Global Blockchain Business Council (GBBC) parallel zum Weltwirtschaftsforum (WEF) 2022 in Davos abgehalten wird.

Als die Moderatorin der Podiumsdiskussion die Teilnehmer gegen Ende des Gesprächs dann gefragt hat, ob das SWIFT-System in fünf Jahren noch bestehen wird, sorgte Miebach bei den Anwesenden für einen kurzen Schockmoment, als er darauf schlicht mit „Nein“ antwortete, wie ein Cointelegraph-Redakteur aus dem Publikum berichtet.

Eine Antwort, die in Anbetracht der Tatsache, dass Miebach bei dem wohl größten Zahlungsdienstleister überhaupt als Geschäftsführer tätig ist und seine Vorredner Jon Frost, Leitender Ökonom bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und Jennifer Lassiter, Leitende Direktorin des Digital Dollar Projects, beide den Verbleib des SWIFT-Systems bestätigten, mehr als nur unerwartet kam.

Auch die restlichen Diskussionsteilnehmer, also Yuval Rooz, CEO vom Technologieunternehmen Digital Asset, und David Treat, Direktor bei der großen Wirtschaftsberatung Accenture, sehen SWIFT noch nicht so bald am Ende, was die Aussagen von Miebach umso erstaunlicher macht.

Cointelegraph hat den Mastercard-Chef im Anschluss an die Diskussionsrunde um Stellungnahme gebeten, doch dieser lehnte weitere Ausführungen zu dem Thema ab.

Eine Mastercard-Sprecherin hat die Äußerungen des CEOs in einer nachfolgenden E-Mail heruntergespielt:

„Wir möchten die Absicht der in der Podiumsdiskussion getätigten Äußerung erklären, denn diese kann nicht nur auf ein einfaches Ja oder Nein beschränkt werden. Michael hat damit nur das bestätigt, was die SWIFT zuvor schon angekündigt hat, und zwar, dass sich das System zukünftig weiterentwickeln wird. So werden neue Funktionalitäten hinzukommen, damit das System zukünftig mehr als nur ein Kommunikationsnetzwerk [für Banken] ist.“

Im vergangenen Jahr hat SWIFT 42 Mio. Transaktionen pro Tag abgewickelt, allerdings dauert eine jeweilige Transaktion meist mehrere Tage bis zum vollständigen Abschluss. Das Netzwerk will auch in Zukunft weiterhin eine tragende Rolle im internationalen Zahlungsverkehr spielen, ganz besonders im Hinblick auf Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs).

Dementsprechend arbeitet SWIFT bereits an der Einbindung von CBDCs zur Abwicklung von grenzübergreifenden Zahlungen. So hat das Bankennetzwerk im Mai 2021 gemeinsam mit der Wirtschaftsberatung Accenture ergründet, wie Digitalwährungen den internationalen Zahlungsverkehr optimieren können.

Am 19. Mai 2022 hat SWIFT nun eine zweite Testphase für Zahlungsabwicklungen per CBDCs angekündigt, wobei diese in Zusammenarbeit mit dem französischen IT-Unternehmen Capgemini stattfinden wird.

Laut den Cointelegraph-Redakteuren in Davos hatte Miebach in einer anderen Podiumsdiskussion zuvor unter anderem über die Sinnhaftigkeit der Regulierung von Kryptowährungen gesprochen, wobei der Mastercard-Chef diese als wichtigen Schritt sieht, um die Störgeräusche in und um die Kryptobranche zu reduzieren.

„Nicht jeder wünscht sich Regulierung, aber diese würde die Störgeräusche in der Kryptobranche deutlich reduzieren. Da auch wir viel mit Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, bin ich dahingehend eigentlich sehr zuversichtlich“, so Miebach.