Nach Angaben des Technischen Direktors (CTO) des marktführenden Stablecoin-Herausgebers Tether (USDT) hat das Krypto-Unternehmen zu keinem Zeitpunkt Kredite vom Krypto-Kreditgeber Celsius aufgenommen.

Paolo Ardoino, der CTO bei Tether und der verwandten Kryptobörse Bitfinex, hat sich am 31. Januar auf Twitter gemeldet, um zu bestätigen, dass der Stablecoin-Herausgeber „nie Geld von Celsius geliehen hat“.

Der Tweet ist eine Reaktion auf den jüngsten Untersuchungsbericht der Prüfungsbeauftragten im Insolvenzverfahren der Celsius, denn aus diesem geht wohl irrtümlich hervor, dass Tether zu den Kreditnehmern von Celsius gehört und sich damit neben ebenfalls zahlungsunfähigen Firmen wie Three Arrows Capital (3AC) einreiht.

Auf Seite 183 des Untersuchungsbericht vom 31. Januar heißt es entsprechend, dass „die Kredite von Celsius an Tether knapp doppelt so hoch waren wie das eigentliche Limit“.

Die insgesamte Kreditsumme von Tether soll im Laufe der Zeit auf „mehr als 2 Mrd. US-Dollar“ angewachsen sein, was Ende September 2021 zum „existenziellen Risiko“ für Celsius wurde, wie die Prüferin schreibt.

Ardoino dementiert diese Behauptungen nun und gibt zu bedenken, dass Prüferin Shoba Pillay einen kleinen, aber entscheidenden Fehler in ihrem Untersuchungsbericht gemacht haben könnte. So müsse es laut Ardoino „Celsius-Kredite von Tether“, anstatt „Celsius-Kredite an Tether“ heißen, was den Sachverhalt gänzlich umdrehen würde.

„Das ist entweder ein Schreibfehler oder eine Falschdarstellung“, wie sich der Tether-CTO in einem Twitter-Thread des Jorunalisten Kadhim Shubber siegessicher gibt.

Shubber, der bei der Financial Times arbeitet, pflichtet dieser Interpretation indirekt bei, indem er ebenfalls die unklaren Formulierungen in dem Bericht moniert. Im Gegenzug erklärt der Experte:

„In dem Untersuchungsbericht heißt es, dass Celsius Kredite an Tether vergeben hat, aber ich denke, dass diese Verbindlichkeiten einfach nur daher stammen, dass Celsius ein übermäßiges Pfand für die Kreditaufnahme bei Tether hinterlegt hat.“

Wie zuvor berichtet, soll sich Celsius knapp 1 Mrd. US-Dollar von Tether geliehen haben, die mit Bitcoin (BTC) besichert wurden. Celsius-Gründer Alex Mashinsky gab damals an, dass sein Unternehmen Kreditzinsen zwischen 5 % und 6 % bezahlt. Im Juni 2022 will Tether den Kredit dann aufgelöst haben, also einen Monat nachdem Celsius auf der eigenen Plattform die Auszahlungen abgeschaltet hatte.

Laut Untersuchungsbericht war der Kredit jedoch deutlich größer als 1 Mrd. US-Dollar, so soll „Celsius knapp 1,823 Mrd. US-Dollar in Form des Stablecoins USDT von Tether geliehen haben, wofür ein Pfand in Höhe von 2,612 Mrd. US-Dollar hinterlegt wurde. Dies entsprach zum damaligen Zeitpunkt ca. 17 % der Vermögen in der Verwaltung von Celsius.

Neben der vermeintlichen Vergabe massiver Kredite an Celsius war Tether auch einer der frühen Investoren der Sparplattform. So konnte diese im Jahr 2020 noch 10 Mio. US-Dollar Investitionskapital vom Stablecoin-Herausgeber einsammeln.