Das Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) an der Universität Potsdam hat am Montag, den 26. März, die Ergebnisse einer umfangreichen Studie zur Blockchain-Technologie vorgelegt. In ihrem Report „Blockchain – Hype oder Innovation?“ machen die Wissenschaftler auf unzureichende Standardisierung und mangelnde Fähigkeit zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Blockchain-Systemen aufmerksam, sehen aber für bestimmte Prozesse in Wirtschaft und Gesellschaft durchaus revolutionäres Potential.

Auf insgesamt 116 Seiten fassen die Autoren Prof. Christoph Meinel, Direktor des HPI, Tatiana Gayvoronskaya und Maxim Schnjakin die Funktionsweise der Blockchain-Technologie detailliert zusammen und widmen sich auch aktuellen Anwendungsbeispielen. Dabei werden die Themen Anonymität, Ausfallsicherheit, Skalierbarkeit wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Mögliche Einsatzgebiete sehen die Verfasser neben dem Finanzwesen auch in Bereichen wie dem Identitätsmanagement, dem Internet der Dinge, der Energiewirtschaft und dem Logistikbereich.

Prof. Christoph Meinel sieht den durch Kryptowährungen wie Bitcoin angestoßenen Hype um die Blockchain ambivalent. "Manche Befürworter hingegen überhöhen sie wie in einem virtuellen Goldrausch zu einer neuartigen Allzweckwaffe", wird der HPI-Direktor in der Pressemitteilung zur Studienvorstellung zitiert. "Die komplexe Blockchain-Technologie ist seit fast zehn Jahren immer häufiger Gesprächsthema, wird aber nach wie vor nur von wenigen wirklich verstanden", so Meinel weiter.

Die HPI-Studie will für mehr Klarheit sorgen und widmet sich ausführlich auch den Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Blockchain-Technologie. Als erfolgversprechende Einsatzfelder sieht die Studie etwa Geschäftsprozesse wie Vermietung von Wohnungen und Fahrzeugen, den Handel mit Kunstwerken, Abstimmungssysteme oder die Verwaltung von Gesundheitsdaten an. Vor allem für das Management digitaler Identitäten und den sicheren Datenaustausch biete die Technologie tatsächlich Vorteile. Ob der Einsatz der Blockchain-Technologie aber wirklich Sinn mache, hänge von den damit verbundenen Kosten ab.

Während die Forscher Bitcoin und Ethereum hinsichtlich der Sicherheit als Quasi-Standards positiv bewerten, sehen die Forscher bei neuen Blockchains verstärkt Risiken.

"Neue Blockchains laufen Gefahr, geringere Sicherheit zu bieten, da Änderungen an der bereits bestehenden Technologie zu Schutzlücken und Mängeln führen können. Ausgenutzt werden können diese zum Beispiel bei den so genannten 51 Prozent-Attacken, bei denen ein Miner oder ein Miningpool über mehr als die Hälfte der gesamten Rechenkapazität (Hashrate) im Netzwerk verfügt und somit neue Blöcke erstellen und diese manipulieren kann."

Auch an anderen Forschungseinrichtungen werden Chancen und Risiken der Blockchain-Technologie mit einem kritischen Blick untersucht. An der Schweizer Universität Basel befasst sich seit  Anfang des Jahres etwa die Forschungsstelle "Center for Innovative Finance" (CIF) eingehend mit dem Thema und hat darüber bereits erste Publikationen in Bezug auf den Blockchain-Einsatz im Finanzbereich veröffentlicht.