Die britische Finanzaufsicht namens Financial Conduct Authority (FCA) benötigt im Schnitt mehr als ein Jahr, um Registrierungsanträge von Krypto-Dienstleistern zu bearbeiten, wie die Anwaltskanzlei Reed Smith anhand der durchschnittlichen Wartezeiten der letzten drei Jahre festgestellt hat. Nach einer Reihe von Antragsrücknahmen gehen nur noch wenige neue Anträge ein.

Wie die Financial Times berichtet, hat Reed Smith in diesem Zusammenhang einen Antrag auf Informationsoffenlegung gestellt, um die Daten der letzten drei Jahre bezüglich der dahingehenden Aktivitäten der FCA zu erhalten.

Setzt die FCA falsche Prioritäten?

In den letzten drei Jahren dauerte es durchschnittlich 459 Tage, um die Registrierung eines Krypto-Unternehmens zu bearbeiten. Wie die Anwaltskanzlei herausfand, hat die Behörde dabei 25 Jahre an Arbeitszeit für die Bearbeitung der Anträge aufgewendet. Obwohl die Behörde zwar ihr Tempo erhöht, hat die lange Wartezeit dennoch Auswirkungen, betonte Reed-Smith-Teilhaber Brett Hillis:

„Es scheint, dass, obwohl die Genehmigungszeiten sinken, die Zeit, die für die Erteilung der Genehmigung benötigt wird, weiterhin ein gewisses Hemmnis für die allgemeinen Ambitionen des Vereinigten Königreichs ist, eine Krypto-Hochburg zu werden.“

Die lange Bearbeitungszeit bedeutet allerdings nicht, dass die Behörde Krypto nachrangig behandelt. Seit dem Inkrafttreten der neuen Vorschriften für die Bewerbung von Krypto-Assets im Oktober 2023 hat die FCA Antragsverlängerungen eingeräumt und wiederholte Leitlinien herausgegeben, um für mehr Klarheit zu sorgen.

Die FCA hat die neuen Vorschriften zudem energisch durchgesetzt, obwohl das britische National Audit Office in einem Bericht vom Dezember die Strafverfolgungsbemühungen der Behörde kritisierte. So stellte die Behörde fest, dass die Finanzaufsicht möglicherweise nicht genügend qualifiziertes Personal für eine wirksame Strafverfolgung hat.

Anträge werden weniger

Die FCA gibt an, dass immer weniger Krypto-Unternehmen eine Registrierung beantragen. Im ersten Quartal 2024 gab es dementsprechend lediglich sieben Antragsteller, wobei zwischen Mai 2023 und April 2024 insgesamt 29 Anträge eingereicht wurden. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahreszeitraum 42 Antragsteller und im Jahr davor 59.

Quelle: Reed Smith LLP

Inzwischen haben 186 Antragsteller ihre Anträge innerhalb dieses Dreijahreszeitraums zurückgezogen. Die sinkende Zahl der Antragsteller könnte jedoch mehr Fluch als Segen sein, mahnte Hillis:

„Wenn es der Fall ist, dass die Bewerbungen zurückgehen, weil die Krypto-Firmen das Warten aufgegeben und sich im Ausland umsehen, sollte dies eine klare Warnung für die Wettbewerbsfähigkeit Londons sein.“

„Die gute Nachricht ist, dass die sinkende Zahl der Anträge darauf hindeutet, dass die Unternehmen jetzt viel besser wissen, was die Aufsichtsbehörde erwartet“, wie Hillis abschließend ergänzte.

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