Am Sonntag rückte der DeFi-Sektor erneut in den Fokus, nachdem das DeFi-Protokoll Solend einen spontanen Governance-Vorschlag im Zusammenhang mit einer Wal-Wallet machte, die von einer Liquidation bedroht ist. 

Der Vorschlag mit dem Titel "SLND1: Mitigation Risk From Whale" wurde am Sonntag plötzlich und ohne vorherige Ankündigung gestartet und die Abstimmung endete mit einer Zustimmung von 97 Prozent. Diesem unerwarteten Vorchlag gingen plötzliche Entlassungen von Coinbase und BlockFi in der letzten Woche und das Liquidationsproblem bei Three Arrows Capital voraus. Neben der darauf folgenden Volatilität und Ausverkäufe zeigen die spontanen Änderungen der "dezentralen autonomen Organisation" (DAO), dass Krypto vielleicht doch nicht so "dezentral" ist, wie die Nutzer vielleicht dachten.

In dem Vorschlag werden etwa die Adresse der Wal-Wallet und nähere Informationen darüber, warum dieses Konto Solend Probleme bereitet hat, angegeben. Eines der größten Probleme ist, dass das Wal-Konto kurz vor der Liquidation steht, was Solend und seine Nutzer erheblich belasten würde.

In dem Vorschlag heißt es: "Wenn SOL auf 22,30 US-Dollar fällt, könnte das Wal-Konto um bis zu 20 Prozent seiner Anleihen (21 Millionen US-Dollar) liquidiert werden." Ziel des Vorschlags ist es, die Kontrolle über das Wal-Konto zu übernehmen und die Liquidation außerbörslich (OTC) durchzuführen.

Auf Twitter haben Nutzer darauf umgehend reagiert. In den Kommentaren wird darüber gesprochen, welchen Schaden dieser Schritt für das Image von DeFi insgesamt mit sich bringen würde. Die Übernahme einer Wallet auf Solend bedeute den Kommentaren zufolge, dass die grundlegenden Prinzipien von DeFi in Frage gestellt werden. Dieser Schritt lasse den Nutzern zufolge auch daran zweifeln, ob Solend seine Schulden angemessen verwalten kann.

Emin Gün Sirer, Gründer und CEO von Ava Labs, weist darauf hin, dass dieser Schritt weitere Auswirkungen haben könnte, wie etwa kaskadenartige Liquidationen im gesamten DeFi-Bereich, wenn der Kurs von Solana (SOL) zu tief fällt.

Vielleicht zeigen sich allmählich die zahlreichen Probleme im Krypto-Ökosystem durch übereilte, erzwungene und manipulierte Entscheidungen, die in Eile getroffen wurden. Entlassungen und Hackangriffe auf DeFi-Wallets werfen kein gutes Licht auf die Dezentralisierung und derartige Schritte werden der Branche wahrscheinlich weitere Kritik und Spott einbringen.