Das Blockchain-Projekt Terra hat angesichts des massiven Einbruchs der firmeneigenen Kryptowährung LUNA erste Maßnahmen ergriffen, aus denen der Mut der Verzweiflung spricht.

Wie aktuelle Daten vom 13. Mai zeigen, hat das schwimmende Krypto-Projekt dementsprechend nun seine Angebotsmenge auf astronomische 6,9 Bio. LUNA erhöht.

6.900.000.000.000 LUNA, Wert fast 0

In einer wilden Woche, in der sich Terra händeringend darum bemüht hat, sowohl LUNA als auch den zugehörigen Stablecoin TerraUSD (UST) zu retten, wird die Lage scheinbar immer dramatischer.

Obwohl bereits große Anteile der eigenen Bitcoin-Reserven verkauft wurden, um den Coins unter die Arme zu greifen, befinden sich beide weiterhin im Sinkflug.

So stand für LUNA/USD zuletzt sogar ein neues Rekordtief von nur noch 0,00005474 US-Dollar zu Buche, wie die Daten von CoinMarketCap zeigen.

Diejenigen, die gehofft hatten, aus den zwischenzeitlichen Tiefständen Kapital schlagen zu können, mussten einsehen, dass LUNA nur noch mehr Blut lassen muss und dass die ergriffenen Maßnahmen von Terra wahrscheinlich sogar noch dazu beigetragen haben.

Darunter allen voran die Erhöhung der Angebotsmenge, die schon seit dem 8. Mai angeschoben wurde und mittlerweile geradezu aberwitzige Züge angenommen hat. So erinnert diese Art der Geldpolitik schon fast an die Hyperinflation einiger Fiatwährungen.

Am 11. Mai wurden dann weitere 1,8 Mrd. LUNA gemintet, die das vorhandene Angebot von 764 Mio. Währungseinheiten schon beträchtlich erweitert hatten, doch damit nicht genug, denn am 12. Mai wurden dann sogar noch zusätzliche 185 Mrd. LUNA in Umlauf gebracht.

Freitag, der 13. Mai, hat dieser Strategie dann die Krone aufgesetzt, als auf einen Schlag 6,7 Bio. LUNA geschöpft wurden, was einer unvorstellbaren Steigerung des Angebots um 3.483 % entspricht.

„Es gibt Bitcoin und es gibt Shitcoins“, wie Krypto-Experte Hodlonaut die Situation süffisant zusammenfasst.

Der Gründer des Bitcoin-Onlinemagazins Citadel21 sieht den Altcoin angesichts dieser Entwicklungen am Ende.

Schlimmer als OneCoin und BitConnect?

So unvorstellbar wie die Geldpolitik von Terra auch sein mag, die eigentlichen Schlagzeilen macht noch immer der massive Kurseinbruch von LUNA, der ganz besonders die alteingesessenen Krypto-Anleger an berühmt-berüchtigte Betrugsprojekte wie BitConnect und OneCoin erinnert.

David Hoffman, einer der Mitgründer des Krypto-Podcasts Bankless, vergleicht deshalb den Maßstab der Implosion von LUNA mit dem damaligen (geplanten) Zusammenbruch von BitConnect. Der Vergleich offenbart nicht nur eine frappierende Ähnlichkeit in den Wertentwicklungen, sondern verdeutlicht auch, dass das Ausmaß des Skandals um die Terra-Kryptowährung um ein Vielfaches größer ist.

LUNA im Vergleich zu BitConnect. Quelle: David Hoffman/ Twitter

„LUNA ist der größte Reinfall in der Geschichte der Kryptowährungen“, wie der Trader MDXCrypto zusammenfasst. Dem fügt er an:

„Sogar schlimmer als Bitconnect, schlimmer als OneCoin, schlimmer als Axie, schlimmer als alles Dagewesene.“

Wie Cointelegraph berichtet hat, plant Terra nun, das gesamte Ökosystem um das Blockchain-Projekt völlig neu aufzubauen. Dazu musste vorübergehend jedoch der Betrieb des eigenen Netzwerks ausgesetzt werden, was nur noch für weitere Verunsicherung gesorgt hat.

„Selbst wenn LUNA und UST heil aus dieser Nummer rauskommen, dann braucht es ein paar wundersame Änderungen, damit das Vertrauen in den Wert von LUNA,und dass dieser zu jeder Zeit die vorhandenen UST übertrifft, jemals wiederhergestellt werden kann“, wie der ehemalige BitMEX-Chef Arthur Hayes das Dilemma in seinem neuen Blogeintrag vom 13. Mai treffend analysiert. Dementsprechend ratlos bleibt der Finanzexperte zurück:

„Ich habe keine Ahnung, wie das gelingen soll.“

Nach dem Sturz ins Bodenlose wartet nun also eine regelrechte Mammutaufgabe auf die Betreiber des Projekts.

LUNA-Kursdiagramm (Bitfinex). Quelle: TradingView