Seit dem „Schwarzen Donnerstag“ ziehen immer mehr Krypto-Anleger ihre Bitcoin-Vermögen von der Kryptobörse BitMex ab.

Am 13. März waren bei BitMEX noch 306.814 Bitcoin (BTC) deponiert, wohingegen sich diese Zahl am 9. April nur noch auf 222.025 BTC belief. Dies entspricht einem 38%igen Rückgang der eingelagerten Bitcoin-Gelder.

Source: TokenAnalyst

Menge der Bitcoin-Vermögen auf BitMEX (grüner Graph). Quelle: TokenAnalyst

Obwohl diese Entwicklung zwar dem allgemeinen Trend folgt, dass Krypto-Anleger ihre Bitcoin-Vermögen von zentralisierten Kryptobörsen abziehen, ist der Rückgang bei BitMEX deutlich schwerwiegender und deshalb wohl auf andere Gründe zurückzuführen.

Source: glassnode

Abfluss von Bitcoin-Geldern von Kryptobörsen allgemein. Quelle: glassnode

Anleger weichen auf bessere Alternativen aus

Am 13. März, also einen Tag nach dem „Schwarzen Donnerstag“, an dem die Kryptomärkte einen heftigen Absturz erfahren hatten, war die Kryptobörse für 25 Minuten nicht zu erreichen. Dies sorgte bei vielen Anlegern wiederum für massive Verluste, da diese noch im Begriff waren, ihre Krypto-Vermögen wegen der Abstürze schnellstmöglich zu verkaufen. BitMEX gibt als Grund an, dass zwei sogenannte DDoS-Attacken für den Ausfall verantwortlich waren, aber nicht alle Anleger schenken dieser Erklärung Glauben.

Ein namhafter Krypto-Trader meint gegenüber Cointelegraph, dass dies unweigerlich Konsequenzen für die Handelsplattform für Krypto-Derivate haben wird:

„Es gibt immer mehr Konkurrenz auf dem Feld, das BitMEX sich 2014 als erstes erschlossen hat. Allen voran sind ByBit und Deribit zu nennen. Es ist also keine Überraschung, dass die Anleger nach Alternativen suchen, wenn ein Unternehmen seine Kunden mit Serverausfällen verärgert, mögen diese auch noch so kurz sein.“

Einer dieser verärgerten Kunden gibt an, dass die BitMEX während des Ausfalls unrechtmäßig eines seiner Handelsgeschäfte liquidiert hat, was für ihn zu einem Verlust von 30 BTC bzw. 150.000 US-Dollar geführt haben soll. Einige Stimmen fordern gar, dass sogenanntes Short-Selling (Leerverkauf) deshalb auf den Kryptomärkten gänzlich verboten werden sollte.

Alex Mashinsky, der Gründer und Geschäftsführer des Celsius Networks (CEL), stützt die These, dass die Kunden von BitMEX wegen des Ausfalls während des Crashes der Kryptomärkte abwandern:

„Ich denke, dass sie die Kunden verloren haben, die bei ihnen während des Crashes im März Verluste gemacht haben. Zudem bieten viele andere Kryptobörsen mittlerweile dieselben Dienstleistungen an und haben obendrein auch noch Funktionen, die BitMEX nicht hat, was es für sie umso schwieriger macht, Kunden zurückzugewinnen.“

Der populäre Krypto-YouTuber „The Moon“ hat auf seinem Kanal ein Video eingestellt, in dem er erklärt, weshalb er ein vorheriges Video mit einer Anleitung zur Nutzung von BitMEX gelöscht hat, obwohl es eines der meistgeklickten Videos auf seinem Kanal war. In dem neuen Video fordert er seine Zuschauer wiederum auf, die Handelsplattform nicht länger zu nutzen.

Dahingehend führt er gleich mehrere Argumente an, warum BitMEX für seine Zuschauer eine schlechte Wahl ist. Dabei nennt er schlechten Kundenservice, sorglosen Umgang mit Daten und Handelsaktivitäten gegen die Interessen der eigenen Nutzer als wichtigste Gründe. Er führt die Abwanderung von BitMEX ebenfalls darauf zurück, dass es mittlerweile bessere Alternativen gibt:

„Ich denke, dass BitMEX grundsätzlich keine gute Kryptobörse zum Handeln ist. Es gibt zurzeit viele bessere Handelsplattformen. Diese neuen Alternativen können aus den Verfehlungen von BitMEX und der Abwanderung der Kunden von BitMEX Kapital schlagen.“

Manipuliert BitMEX die Kurse?

Zudem wurde gegen die BitMEX jüngst eine Sammelklage eingereicht, in der der Kryptobörse vorgeworfen wird, dass sie unrechtmäßig Wertpapiere an amerikanische Bürger verkauft. In derselben Klage wird der Handelsplattform auch Kursmanipulation zur Last gelegt:

„BitMEX hat den Kurswert ihrer Futures (Terminkontrakte) absichtlich auf den Preisen von Spot-Märkten festgelegt, die über wenig Liquidität verfügen und deshalb leicht zu manipulieren sind. BitMEX hat anschließend manipulative Trades auf diesen Märkten getätigt, um die Kurse von Bitcoin und Ether zu beeinflussen.“

Die Tatsache, dass die Handelsplattform für Krypto-Derivate in weniger als einem Monat knapp 40 % der bei ihr eingelagerten Bitcoin-Vermögen verloren hat, könnte sich nun als Todesstoß für BitMEX erweisen.