Der „Krypto-Sparkasse“ Celsius droht scheinbar die Zahlungsunfähigkeit, weshalb die zentralisierte Plattform nun einerseits massive Summen an Krypto-Geldern auf die Kryptobörse FTX verschoben hat – vermutlich, um diese liquidieren bzw. in Bargeld umtauschen zu können – und andererseits vorübergehend Auszahlungen, Swaps und Transfers zwischen Nutzerkonten ausgesetzt hat.

Sollte die einflussreiche Krypto-Sparplattform tatsächlich zahlungsunfähig sein, droht nicht nur vielen Nutzern der Totalverlust von angelegten Geldern, sondern zugleich könnte damit ein wichtiger Baustein der gesamten Kryptobranche wegbrechen, der wohl einen Dominoeffekt auslösen würde.

Nachdem die Plattform jüngst große Summen an Wrapped Bitcoin (wBTC), Ethereum (ETH) und anderen Kryptowährungen transferiert hat, wurden erste Spekulationen in der Krypto-Community laut, dass das Projekt ins Schwimmen geraten sein könnte.

Womöglich besteht ein Zusammenhang zu den Problemen, die im Zuge des Crashes der Terra-Blockchain aufgekommen sind, denn als Investor in das Projekt bzw. das angehörige Anchor Protocol wurde wohl auch Celsius von deren Zusammenbruch in Mitleidenschaft gezogen. Dies hatte die Sparplattform jedoch bis zuletzt dementiert.

Dass die Krypto-Sparkasse nichtsdestotrotz in finanzielle Not gekommen ist, lässt sich nicht von der Hand weisen, denn seit Dezember 2021 ist der Wert der auf der Plattform angelegten Krypto-Vermögen – von über 24 Mrd. auf unter 12 Mrd. US-Dollar – um mehr als die Hälfte geschrumpft. Der vermeintliche Abverkauf der transferierten Krypto-Vermögen könnte demnach der verzweifelte Versuch sein, sich dringend benötigte Liquidität zu verschaffen.

Die Befürchtungen, dass es zur Zahlungsunfähigkeit kommen könnte, werden nun zusätzlich dadurch befeuert, dass Celsius vorübergehend alle Abbuchungen pausiert hat. Nach eigenen Angaben soll dieser Schritt dabei helfen, „bessere Voraussetzungen zu schaffen, um die langfristigen Auszahlungsverpflichtungen gegenüber den Celsius-Nutzern erfüllen zu können“. So schreibt die Krypto-Sparkasse in einer entsprechenden Mitteilung:

„Wir arbeiten auf ein klares Ziel hin: Die angelegten Vermögen zu schützen und unsere Auszahlungsverpflichtungen gegenüber unseren Kunden einzuhalten.“

Da die Krypto-Nutzer ihre Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen auf der Celsius-Plattform einzahlen und halten müssen, um mit diesen Sparerträge zu generieren, droht im schlimmsten Fall nicht nur der Verlust der generierten Zinsen, sondern auch der Verlust der angelegten Krypto-Gelder.

Besonders pikant für deutsche Krypto-Anleger dürfte zudem sein, dass die in Berlin ansässige Nuri Bank ihre Bitcoin-Ertragskonten in Zusammenarbeit mit dem Celsius Network laufen hat. Auf Nuri gekaufte BTC, die in den Ertragskonten angelegt werden, sind dementsprechend auf Celsius ausgelagert. Ein Aus der Krypto-Sparplattform würde also wohl auch die Bitcoin-Vermögen von Nuri-Kunden betreffen.

Inzwischen hat Nuri im firmeneigenen Blog bestätigt, dass sich die Maßnahmen von Celsius auch auf die von der deutschen Bank angebotenen Bitcoin-Etragskonten auswirken. Während die Zinserträge weiterhin angerechnet werden, hat sich Nuri jedoch entschieden „die Investmentfunktion für unser Bitcoin Ertragskonto vorübergehend zu pausieren“. Ob und welche Folgen für angelegte Bitcoin droht, bleibt allerdings ungeklärt.