Laut einem Bericht der kanadischen Presse vom 15. Oktober fordert Timothy Lane, der Vize-Direktor der Zentralbank von Kanada (BoC), die Zentralbanken der Welt auf, ihre eigenen Digitalwährungen schon startbereit zu haben für den Fall, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden die globale Facebook Kryptowährung Libra verbieten. Ein solches System wäre zudem ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Corona-Krise.
Die entsprechenden Äußerungen machte Lane im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Konferenz der Zentralbanken. Dahingehend gibt er an, dass sein Finanzinstitut bereits an einer eigenen Zentralbank-Digitalwährung (CBDC) arbeitet und dabei „große Schritte“ macht. Allerdings räumt er ein, dass die Zentralbank zunächst die kanadische Bevölkerung dazu befragen müsse, was diese von einer solchen Digitalwährung erwartet.
Die Bemühungen von Facebook Libra lobt der stellvertretende Zentralbankchef wiederum, denn diese würden dafür sorgen, dass grenzübergreifende Zahlungen in der Zukunft effizienter gemacht werden, was nach Ansicht von Lane besonders den „bankenlosen“ Menschen in Entwicklungsländern helfen könnte, an der Weltwirtschaft teilzuhaben.
Daraus schlussfolgert er:
„Das ist der springende Punkt: Egal, ob wir wollen, dass Libra oder eine Zentralbank diese Funktionen übernimmt, aber wenn wir wollen, dass es eine Zentralbank-Digitalwährung und nicht Libra ist, dann müssen wir etwas in der Hand haben, damit wir direkt loslegen können.“
Die Worte von Lane sind ein Positionswechsel zu seiner Haltung vor dem Corona-Krise, denn noch im Februar meinte er, dass es „keinen guten Grund“ für die Einführung von Zentralbank-Digitalwährung geben würde. Darüber hinaus hatte die „Bank of Canada“ eine Studie veröffentlicht, in der sie CBDCs als „riskant“ bewertet angesichts des Wettbewerbs zwischen Kryptobörsen und Banken.
Der Finanzstabilitätsrat (FSB), die Finanzbehörde der G20-Staaten, hat derweil Empfehlungen zur rechtlichen Behandlung von Stablecoins wie Libra abgegeben. So meint die verfassende Arbeitsgruppe, dass Stablecoins in vielen Ländern „systemimmanent“ werden könnten und die Wirksamkeit der Geldpolitik und Finanzpolitik von Regierungen untergraben könnten.
Wie Cointelegraph am 12. Oktober berichtet hatte, lehnen sieben Mitgliedsstaaten der G20 die Einführung von globalen Stablecoins wie Facebook Libra ab, solange es für diese keine entsprechenden Regulierungen gibt. So wäre es momentan noch fraglich, wie sichergestellt werden kann, dass diese Digitalwährungen mit den Vorschriften für Geldwäschebekämpfung, Verbraucherschutz und anderen rechtlichen Fragestellungen in Einklang sind.
„Der Fortschritt besteht nicht darin, dass wir das System umstoßen oder damit in Konkurrenz treten, sondern dass wir den Verbrauchern einen weiteren Zahlungsweg anbieten und das bestehende System ergänzen“, wie sich Libra Chef-Lobbyist Julien Le Goc in derselben Podiumsdiskussion bemüht, die Wogen zu glätten.
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