Die Krypto-Community kennt den Aussage, dass Krypto eine Blase sei. Bereits 2014 bezogen sich Medienexperten auf das Platzen der Bitcoin-Blase (BTC). Ein Artikel der Financial Times im September des selben Jahres enthielt sogar die verhängnisvolle Prognose: "Wir lehnen uns in dieser Phase weit aus dem Fenster und prognostizieren hiermit das Ende von Bitcoin."

Bitcoin endete sicherlich nicht im Jahr 2014, aber dies hat andere Experten und Kommentatoren nicht davon abgehalten, seit dem vorzeitig gemeldeten Niedergang der Kryptowährung das Wort „Blase“ mit heiterer Hingabe herumzuwerfen. Während einige Mainstream-Beobachter den gesamten Markt für Kryptowährungen lediglich als einen riesigen Ballon betrachten, haben andere Personen in letzter Zeit differenziertere Behauptungen aufgestellt, die sich auf eine Unterscheidung zwischen Bitcoin und der überwiegenden Mehrheit der Altcoins beziehen.

Insbesondere hat der erfahrene Händler und Autor Peter Brandt kürzlich den Altcoin-Markt mit der Dotcom-Blase verglichen und behauptet, dass die Altcoins die jüngsten starken Rallyes von Bitcoin nicht nachahmen. Ähnlich argumentierte der CEO von ShapeShift Erik Voorhees im vergangenen Jahr, dass Bitcoin und Altcoins zwei getrennte Märkte bilden. Am 1. Juli veröffentlichte die Krypto-Twitter-Persönlichkeit Lil Bubble ein Parodie-Musikvideo, das die aktuelle Notlage der Altcoins, die hinter Bitcoin zurückgeblieben sind, perfekt wiedergibt. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte Bitcoin seine Marktdominanz auf 62,2% erhöhen.

Siehe auch: Das Platzen der Bitcoin-Blase: Eine Autopsie

Obwohl es stimmt, dass der Preis von Bitcoin in den letzten drei Monaten um rund 128% gestiegen ist (verglichen mit „nur“ 81% für Ether), gibt es keine wirklichen Anzeichen oder Beweise dafür, dass die Mehrheit der Altcoins in Vergessen gerät, während die ursprüngliche Kryptowährung ihre Stärke beibehält. Dies liegt daran, dass, wenn Sie die Frage des Marktpreises aus der Gleichung herausnehmen, es immer noch genauso fraglich ist, ob bestimmte Altcoins in Bezug auf die Funktionalität mindestens so viel zu bieten haben wie Bitcoin.

Bitcoin vs. Altcoins

Versuchen Sie das mal Peter Brandt zu erklären. Der Autor und Gründer von Factor LLC hat nicht nur Ende Juni in einem Tweet Altcoins mit der Dotcom-Blase verglichen, sondern im Gespräch mit Cointelegraph seinen Vergleich verstärkt und vorausgesagt, dass die überwiegende Mehrheit der Altcoins in nicht allzu ferner Zukunft verschwinden werden:

"Ich glaube, dass sich der Anstieg der Altcoins Ende 2017 und Anfang 2018 als Blase erweisen wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass 95% der Altcoins irgendwann wertlos werden und dass BTC 80% bis 90% der Gesamtsumme der Marktkapitalisierung ausmachen wird. Zweifellos werden einige der Altcoins und Makro-Cap-Coins in speziellen Nischen Verwendung finden. Es bleibt abzuwarten, welche Coins dies sein werden."

Dies sind starke Ansichten, aber abgesehen von der Tatsache, dass Bitcoin schneller an Wert gewonnen hat als seine Konkurrenten, findet diese Aussagen aus mehreren Lagern Unterstützung. Zum einen hat der amerikanische Broadcaster und Bitcoin-Cheerleader Max Keiser kürzlich während eines CNBC-Interviews vorausgesagt, dass Altcoins nicht die gleiche Art von Rallye erleben werden, die BTC derzeit erlebt, und dass die meisten davon abfallen werden:

"Sehen Sie, der Dominanzindex liegt wieder bei 60% und geht auf 80% oder 90% zu. Weil dies der einzig logische Ort für jeden ist, der in Krypto sein möchte. Aber die kurze Antwort ist meiner Ansicht nach ist: das Altcoin-Phänomen ist beendet."

Tatsächlich geht Keisers mit seinen Ansichten noch weiter. Er sagte gegenüber Cointelegraph, dass es eine große Kluft zwischen Bitcoin und anderen Vermögenswerten gibt, insbesondere in Bezug darauf, ob sie ihren „wahren“ Marktwert erreicht haben. Keiser schrieb in einer Email: 

"Bitcoin ist praktisch der einzige finanzielle Vermögenswert, der sich nicht in einer Blase befindet. Staatsanleihen befinden sich in mehrhundertjährigen Blasen. Der US-Dollar und verschiedene Fiat-Währungen befinden sich in historischen Blasen. Die Aktienmärkte befinden sich in Blasen. Die meisten Immobilien befinden sich auch in einer Blase. Gold und Goldminenaktien sind unterbewertet und bieten gute Investitionsmöglichkeiten, aber im Vergleich zu Bitcoin ist ihr Aufwärtstrend begrenzt."

In seinem Interview mit CNBC lieferte Keiser einige Argumente, die seine starke Pro-Bitcoin-Sichtweise untermauerten. Zum Beispiel sagte er, dass die Top-Kryptowährung ihre Skalierbarkeit mit SegWit und dem Lightning-Netzwerk verbessert und mit großem Abstand die sicherste Chain darstellt. Darüber hinaus sagte er Cointelegraph: 

"Bitcoins Hashrate, die neue Höchstwerte von 70 Quintillionen Hashes pro Sekunde erreicht (das 10fache der Sandkörner auf der Erde), wird weiter explodieren und BTCs Preis exponentiell steigen lassen. Keine Altcoin kann da mithalten. Wie Setzlinge unter der kolossalen Gestalt einer Eiche: sie werden verkümmern und sterben."

Während andere Krypto-Händler der Ansicht sind, dass Bitcoin in den kommenden Monaten seine Marktbeherrschung wahrscheinlich ausbauen wird, würden sie nicht so weit gehen, zuzustimmen, dass Altcoins aussterben werden. Dies ist die Position von Josh Rager, einem Händler, der gegenüber Cointelegraph erklärte, dass es trotz des derzeitigen Anstiegs von Bitcoin noch andere Kryptowährungen geben wird, die aufgrund von Wertangeboten, die nicht von BTC abgedeckt werden, eine gute Leistung erbringen:

"Die Dominanz von Bitcoin des gesamten Marktes liegt bei 65%. Solange dieser Anteil weiter steigt wird der restliche Markt wahrscheinlich stagnieren. Wenn wir sehen, dass die BTC-Dominanz fällt, wird der Rest des Kryptomarktes davon profitieren, da die Mittel in Richtung der Altcoins umverteilt werden. Ganz zu schweigen von vielen anderen Krypto-Assets mit ihren soliden Technologien, die ab Ende 2019 auf den Markt kommen."

Der im Vereinigten Königreich ansässige Händler und Autor Glen Goodman vertritt eine ähnliche Auffassung wie Rager und erklärt Cointelegraph, dass zumindest einige Altcoins technologische Vorteile gegenüber Bitcoin aufweisen, was ihren Niedergang unwahrscheinlich macht:

"Bitcoin ist wahrscheinlich das rationellste Krypto-Asset, dem ein hoher Preis zugewiesen werden kann, da es derzeit die höchste Wahrscheinlichkeit für eine zukünftige Masseneinführung aufweist. Einige andere Kryptos werden hoch geschätzt, weil ihre technologischen Innovationen vielversprechend sind, und das ist absolut richtig. Aber die Technologie ist wertlos, wenn niemand es tatsächlich benutzt. Daher basieren alle Kryptopreise auf der Annahme, dass die Leute eines Tages die Technologie übernehmen oder das Produkt benutzen werden. Bitcoin ist die einzige Krypto, von dem die meisten Leute gehört haben, also hat es einen großen Vorsprung. Das heißt aber nicht, dass alle anderen dem Untergang geweiht sind."

Mit anderen Worten, es scheint unter den Händlern einen losen Konsens zu geben, dass Bitcoin sich vom Altcoin-Markt abhebt und dass Altcoins im Allgemeinen überbewertet sein könnten. Trotz dieser Trennung glauben nur die hartgesottensten BTC-Champions, dass der Altcoin-Markt kurz vor dem Verwelken ist. Tatsächlich sagte Lou Kerner als Händler und CryptoOracle-Partner zu Cointelegraph: 

"Während die meisten Altcoins wahrscheinlich deutlich überbewertet sind, können einige wie Chainlink als sehr wertvolle Entitäten hervorgehen. Es ist also sinnvoller, diese von Fall zu Fall zu betrachten, als Pauschalisierungen vorzunehmen."

Krypto als Ganzes

Apropos Verallgemeinerungen. Es lohnt sich zu überlegen, ob der Kryptowährungsmarkt insgesamt, einschließlich Bitcoin, überteuert ist und derzeit eine "Blasen-Phase" durchläuft. Wie bei der vorherigen Frage herrscht unter den Händlern Konsens darüber, dass die Kryptos wahrscheinlich überbewertet sind, obwohl dies nicht unbedingt bedeutet, dass eine Bitcoin- oder Kryptoblase existiert. Es sieht nämlich so aus, als ob sich der Markt auf der Grundlage eines echten Glaubens an zukünftiges Wachstums bewegt. Glen Goodman, ein ehemaliger Reporter der BBC und des ITV, der vor einigen Jahren seinen Job gekündigt hatte, um Vollzeithändler zu werden, sagte Cointelegraph:

"Krypto-Märkte werden größtenteils von Spekulationen getrieben, aber das heißt nicht, dass sie sich derzeit in einer "Blase" befinden. Klassische spekulative Blasen sind durch Euphorie und die Massenbeteiligung gewöhnlicher Menschen gekennzeichnet, die glauben, bald reich werden zu können. Wir haben das Phänomen Ende 2017 gesehen. […] Ich verkaufte kurz darauf meine Kryptobestände und wartete darauf, dass die Blase vollständig zusammenfällt, was ungefähr ein Jahr lang dauerte."

Goodman stimmt zu, dass der Markt noch immer von Spekulationen getrieben wird. Jedoch sind dies Spekulationen in dem Sinne, dass die Leute immer noch nicht sicher sind, wie sich die Branche entwickeln wird, auch wenn sie zuversichtlich sind, dass Krypto früher oder später eine größere Verbreitung finden und in der Weltwirtschaft Fuß fassen wird:

"Der Markt wird immer noch von Spekulationen getrieben, weil es schwierig ist, Kryptos einen fundamentalen Wert zuzuweisen. Sie haben keine Gewinne und Einnahmen wie Aktien, daher ist es sehr schwer zu entscheiden, wie viel sie wirklich wert sind. Das heißt aber NICHT, dass sie nichts Wert sind. Sie haben keine Gewinne und Einnahmen wie Aktien, daher ist es sehr schwer zu entscheiden, wie viel sie wirklich wert sind. Amazon hat viele Jahre lang keine Gewinne erzielt, aber der Aktienkurs ist trotzdem weiter gestiegen, weil die Menschen großartige Dinge erwartet haben. Wenn viele Leute vernünftigerweise glauben, dass Bitcoin eine Massenakzeptanz erreichen wird, ist ein hoher Preis nicht ungerechtfertigt."

Josh Rager ist außerdem der Ansicht, dass sich Krypto als Ganzes nicht wirklich in einer Blasen-Phase befindet, obwohl er zugibt, dass bestimmte Aspekte des Marktes und der Branche in den letzten Monaten blasenartig waren: 

"Der Kryptowährungsmarkt als Ganzes ist keine "Blase". Aber ich glaube, wir haben mit ICOs und Krypto-Assets, die nicht durch solide Fundamentaldaten abgesichert sind, eine Blase gesehen. 2017 musste man nur ein kleines Team zusammenstellen, eine Website erstellen und ein Whitepaper haben, um als potenziell wertvolles Unternehmen angesehen werden zu können. Aber wie wir gesehen haben, waren die meisten dieser Unternehmen Ende 2018 nicht mehr ausreichend finanziert und ihre Anteile wurden an den Börsen verschleudert."

Ebenso behauptet Rager, dass die Marktkapitalisierung für Krypto-Produkte im vergangenen Jahr insgesamt stabil geblieben ist, obwohl sie von ihrem Höchststand von rund 485 Milliarden US-Dollar gefallen ist. Er argumentiert auch, dass die Marktkapitalisierung – ohne Berücksichtigung von Bitcoin – nur 105 Milliarden US-Dollar beträgt, aber langsam wieder steigen wird, sobald der BTC-Preis eine Seitwärtsbewegung beginnt und mehr Geld in Altcoins fließen wird. Noch wichtiger ist, dass Rager der Ansicht ist, dass die aktuellen Marktpreise nachhaltig sind und dass die wahrscheinlichen Entwicklungen und Innovationen sie schrittweise nach oben treiben werden. Rager sagte: 

"Die Psychologie des 5-stelligen Bitcoin-Preises über 10.000 US-Dollar hat bereits Einzug gehalten, als wir in der vergangenen Woche sahen, dass Preise unter 10.000 US-Dollar schnell aufgekauft wurden. Bitcoin- und Krypto-Miner scheinen mehr an Bitcoin festzuhalten, weil sie wieder profitabel sind. Daher mangelt es insgesamt an Verkaufsdruck von Minern. Ganz zu schweigen von den neuen Instrumenten für Bitcoin und Krypto-Markt, einschließlich BAKKT und dergleichen. Und sogar LedgerX hat kürzlich die Zulassung bekommen, Privatanlegern physisch abgewickelte Bitcoin-Futures anzubieten."

Ranger sagt abschließend: "Alle diese Anzeichen sagen mir, dass der Markt reift und wir uns in keiner Manie befinden." Andere Händler sind sich einig, dass sich die Dinge seit 2017 entscheidend geändert haben. Scott Melker – ein Händler bei Texas West Capital – teile Cointelegraph beispielsweise mit, dass die jüngsten Fortschritte aus nachhaltigeren Quellen stammen:

"Ich weiß, es ist klischeehaft zu sagen, dass "es diesmal anders ist", aber die Beweise scheinen diese Überzeugung zu unterstützen. Der jüngste Anstieg wurde von institutionellen Anlegern befeuert – der Einzelhandel schenkte der Sache erst seit der letzten Woche ihre Aufmerksamkeit, als der Preis auf fast 14.000 US-Dollar anstieg. Während des letzten Bullen-Laufs waren die durchschnittlichen Leute bereits interessiert, lange bevor der Preis 10.000 US-Dollar erreichte. Diesmal hat die Manie nicht eingesetzt.“ 

Unabhängig davon, obgleich ein Großteil der aktuellen Marktaktivität durch ungerechtfertigten Hype und Übererregung aufrechterhalten wurde, argumentieren einige Händler, dass dies kein großes Problem darstellt. Schließlich sind Blasen und Manien Teil des Kapitalismus und zum Aufbau des Fundaments erforderlich, auf welchem langfristige Industrien basieren. Wie Richard Jarritt, Mitbegründer von GNY.io, gegenüber Cointelegraph sagte:

"Alan Greenspan warnte bereits im Dezember 1996 vor einem irrationalen Überschwang in Bezug auf das Preis-Gewinn-Verhältnis von Aktien. Es war schon vor der berüchtigten Technologieblase in den späten 90er Jahren die Rede von Blasen in Aktien , als der NASDAQ Composite auf ihre Höhe bei 5.132,52 skalierte. "

Jarritt fügt hinzu, dass sich die Technologie als besonders widerstandsfähig gegen den Ruf, eine Blase in der modernen Geschichte zu sein, erwiesen hat, und dass die Bitcoin- und Krypto-Industrie im Allgemeinen noch in den Kinderschuhen stecken. Er sagte, dass „die Verbreitung der Innovationstheorie und die Berücksichtigung der wenigen täglichen Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk (verglichen mit der Anzahl der täglichen Transaktionen im Visa-Netzwerk) Raum geben, um sich vorzustellen, dass Kryptowährungen ihr volles Potenzial noch nicht erreicht haben. Der Gipfel könnte um ein Vielfaches über den früheren und heutigen Werten liegen."

Unter der Annahme, dass sich der blasenreiche Markt von heute in den kommenden Jahren zu einer vollwertigen und nachhaltigen Branche entwickelt, bleibt abzuwarten, welche Kryptowährungen in etwa einem Jahrzehnt noch existieren und welche im Äther verschwinden. Auch diesbezüglich sind die Meinungen uneinheitlich, und Bitcoin-Bullen argumentieren nicht überraschend, dass die erste Kryptowährung eine der wenigen jetzigen Kryptos ist, die dann noch existieren wird.

"In zehn Jahren sehen wir Bitcoin und eine Reihe von anderen Coins, die es derzeit nicht gibt. Die neue Ernte ist anfangs vielversprechend und verblasst dann langsam", sagte Max Keiser. Dies impliziert, dass selbst neue Coins Schwierigkeiten haben werden, Bitcoin von seiner Machtstellung zu verdrängen. Andere Händler sind jedoch nicht ganz so mutig. Obwohl sie akzeptieren, dass viele Kryptowährungen höchstwahrscheinlich zugrunde gehen werden, geben sie zu, dass möglicherweise sogar Bitcoin irgendwann durch andere Coins ersetzt werden könne.

„In zehn Jahren werden sich die meisten Kryptowährungen, die wir kennen und lieben, wahrscheinlich auf dem Kryptofriedhof befinden“, sagte Glen Goodman. Weiter sagte er:

„Wie wir im frühen Internet-Zeitalter bei Netscape, AOL und AltaVista gesehen haben, sind es nicht unbedingt die Vorreiter in einer neuen Branche, die die größten Erfolge erzielen. Vielleicht wird sogar Bitcoin selbst von etwas Schnellerem und noch Genialerem an sich gerissen. Ein bekannter Markenname wie Bitcoin ist eine wertvolle Sache, macht aber keine immerwährende Marke. Fragen Sie einfach Nokia. Oder Blackberry. Oder Kodak. Oder Blockbuster. Oder Toys"R"Us."