Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB) hat in einem Interview mit Bloombergs 4 Technology am 8. Februar vor Kryptowährungen gewarnt. Diese brächten das Risiko der "Ansteckung und Kontaminierung des bestehenden Finanzsystems mit sich", so Mersch.
Werte am klassischen Finanzmarkt und Kryptowährungen waren zu Beginn dieser Woche stark gefallen. Mit damit in Verbindung gebracht werden auch jüngste Handelsbeschränkungen wie etwa das von vielen Banken eingeführte Verbot, Kreditkarten zum Kauf von Kryptowährungen zu verwenden.
Mersch warnt im jetzt veröffentlichten Interview vor einer starken Beeinflussung der traditionellen Märkte durch Kryptowährungen, da beide mittlerweile sehr stark miteinander vernetzt seien:
"Wenn man immer mehr Brücken zwischen der virtuellen und der realen Welt baut, und dann diese virtuelle Welt kollabiert, könnte sie der realen Welt Liquidität entziehen. Das wird dann zu einem Problem für die Zentralbank."
Im Bloomberg Interview empfahl Mersch, Regulierungsoptionen noch vor dem bevorstehenden G20-Gipfel im März in Argentinien zu prüfen, bei dem das Thema Krypto-Regulierung ganz oben auf der Agenda stehen dürfte.
"Für mich wäre es schon eine Notwendigkeit, die unregulierten Plattformen zu zwingen, Transaktionen harmonisiert an Verwahrstellen zu melden, damit wir Zugang zu Informationen haben - auch um eine bessere Reaktion zu ermöglichen."
Mersch fügte hinzu, dass die EZB auch über den "sozialen und psychologischen Effekt" besorgt ist, den Krypto-Währungen "zu haben scheinen".
Am 6. Februar hatte sich bereits Augustín Carstens, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), mit Bedenken hinsichtlich der zunehmenden Popularität von Krypto-Währungen geäußert. Carstens bezeichnete Bitcoin als Schneeballsysteme und warnte vor einer "Bedrohung der Finanzstabilität", wenn Krypto-Währungen stärker an das globale Finanzsystem angebunden würden. Der BIZ-Chef forderte Zentralbanken und Finanzbehörden dazu auf, vor allem die Verknüpfungen von Kryptowährungen und realen Währungen unter die Lupe zu nehmen. Cyberdevisen dürften "nicht zu Parasiten" der Infrastruktur des Finanzsystems werden. Die Zentralbanken müssten deshalb darauf vorbereitet sein, im Notfall einzugreifen. Nur Börsen und Produkte, die übliche Finanzstandards erfüllten, sollten im Bank- und Zahlungsverkehr zugelassen werden.
Mersch sagte Bloomberg, dass die Europäische Zentralbank voll und ganz mit Carstens Besorgnis übereinstimme:
"Es überrascht Sie sicher nicht, wenn Sie hören, dass wir in der EZB voll und ganz mit seinen Ansichten übereinstimmen und ähnliche Sorgen und ähnliche Ziele haben, an denen wir gerade arbeiten."
Gestern hatte der Vorsitzende des Aufsichtsrates der EZB, Daniele Nouy, in einem Interview mit CNBC mitgeteilt, dass die zukünftige Beteiligung der EZB-regulierten Banken an der Kryptoregulierung "sehr gering" sei und die Kryptoregulierung für die EZB selbst "nicht gerade sehr hoch auf der To-Do-Liste stehe".
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