Krypto-Politikexperten argumentieren, dass die Bedenken, die hochrangige Politiker im Hinblick auf die Verwendung von Kryptowährungen durch Russland zur Umgehung von Wirtschaftssanktionen haben, "völlig unbegründet" seien.

Sie sagen, der Kryptomarkt sei nicht annähernd groß und tief genug, um das von Russland benötigte Volumen zu tragen, und dass die Infrastruktur des Landes für digitale Vermögenswerte minimal sei.

Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton und die derzeitige Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde sind unter diesen hochrangigen Politikern, die sich Sorgen machen, dass Russland Kryptowährungen verwenden könnte, um die strengen Wirtschaftssanktionen zu umgehen. Diese wurden gegen Russland wegen des Einmarsches in die Ukraine verhängt.

Das Land wurde weitgehend vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen und Unternehmen in Amerika und anderen westlichen Ländern ist es verboten, mit russischen Banken und dem Nationalen Vermögensfonds Geschäfte zu machen oder Transaktionen durchzuführen.

Der Leiter der Abteilung für Kryptopolitik bei der Blockchain Association in den USA Jake Chervinsky hat am 2. März einen langen Twitter-Thread gepostet, in dem er erklärt, wie "Russland Krypto nicht verwenden kann und wird, um Sanktionen zu umgehen".

Chervinsky nannte drei Gründe, warum es unwahrscheinlich sei, dass Russland Kryptowährungen zur Umgehung von US-Sanktionen einsetzen werde. Erstens beschränken sich die Sanktionen nicht auf den US-Dollar und es ist nun für jedes US-Unternehmen und jeden US-Bürger illegal, überhaupt Geschäfte mit Russland zu tätigen. Er sagte: "Es ist egal, ob sie Dollar, Gold, Muscheln oder Bitcoin verwenden."

Der zweite Grund ist, dass die finanziellen Bedürfnisse einer Nation wie Russland die derzeitigen Möglichkeiten der Kryptomärkte bei weitem übersteigen. Chervinsky sagte, diese seien "zu klein, kostspielig und transparent, um für die russische Wirtschaft nützlich zu sein" Mit anderen Worten: Selbst wenn Russland genügend Liquidität hätte, könnte es seine Transaktionen auf einem solchen Markt nicht verbergen.

Und drittens hat das Land jahrelang versucht, sich "sanktionssicher" zu machen, aber es ist ihm nicht gelungen, eine sinnvolle Krypto-Infrastruktur aufzubauen. Nicht einmal eine Kryptoregulierung konnte fertiggestellt werden. Chervinsky sagt, die Pläne von Russland zur Abmilderung der Auswirkungen der Sanktionen scheinen Kryptowährungen schlichtweg nicht zu umfassen.

"Die Realität ist, dass Putin seit Jahren versucht, Russland vor Sanktionen zu schützen, und in seinem Plan sind Kryptowährungen nicht enthalten. Seine Strategie umfasst die Diversifizierung der russischen Reserven in Yuan und Gold (nicht Krypto), die Verlagerung des Handels nach Asien (nicht auf Blockchains), die Verlagerung der Produktion an Land und so weiter."

Der Leiter für Betrugsermittlungen bei der Blockchain-Forschungsplattform Coinfirm Roman Bieda sagte jedoch am 1. März gegenüber Al Jazeera, es sei generell möglich, Kryptowährungen zu nutzen, um "Sanktionen zu umgehen und Vermögen zu verstecken", wie es Nordkorea, Venezuela und der Iran getan haben.

Andere Experten erklärten jedoch, dass das im Fall von Russland aufgrund des Ausmaßes der Sanktionen, der schleppenden Einführung von Kryptowährungen und der mangelnden Markttiefe eine andere Situation sei.

Ari Redbord, Leiter der Abteilung für Rechts- und Regierungsangelegenheiten beim Kryptokriminalermittler-Unternehmen TRM Labs, sagte, die Transparenz der Blockchain sei in diesem Fall eine natürliche Abschreckung für die Umgehung von Sanktionen.

"Russland kann Kryptowährungen nicht als Ersatz für die Hunderte von Milliarden Dollar verwenden, die potenziell blockiert oder eingefroren werden könnten."

Cointelegraph berichtete am 25. Februar, dass EZB-Präsidentin Lagarde den Markets in Crypto Assets (MiCA)-Gesetzentwurf so schnell wie möglich verabschieden wolle, um den europäischen Behörden die Mittel an die Hand zu geben, damit "Kryptovermögenswerte tatsächlich erfasst werden können". Lagarde will mit diesen Richtlinien Putin daran hindern, die Sanktionen mit Krypto zu umgehen.

In einem Interview mit Rachel Maddow auf MSNBC diese Woche hat Hilary Clinton den US-Präsidenten Joe Biden aufgefordert, Russland aus dem Kryptohandel auszuschließen. Sie und Maddow diskutierten über die nationalen Sicherheitsbedrohungen, die im Zusammenhang mit Kryptowährungen bestehen könnten. Clinton sagte dazu: "Das Finanzministerium und die Europäer sollten sich intensiv damit befassen, wie sie verhindern können, dass die Kryptomärkte eine Fluchtmöglichkeit für Russland bieten."

"Ich war enttäuscht zu sehen, dass einige Kryptobörsen, nicht alle, aber einige von ihnen, sich weigern, Transaktionen mit Russland zu beenden, weil sie eine Philosophie des Libertarismus vertreten."

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Die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren hat am 1. März ebenfalls erklärt, dass amerikanische Finanzaufsichtsbehörden digitale Vermögenswerte unter die Lupe nehmen sollten, weil bei diesen das Risiko bestehe, dass "Putin und seine Kumpanen sich dem wirtschaftlichen Schmerz entziehen" könnten.