Der ehemalige Risikochef der Credit Suisse kommentierte die weiter um sich greifende FTX-Krise und glaubt, der Zusammenbruch der Börse dürfte das letzte katastrophale Ereignis zumindest in diesem Marktzyklus sein. 

CK Zheng, der ehemalige Leiter der Abteilung für Bewertungsrisiken bei Credit Suisse und nun Mitbegründer des Krypto-Hedgefonds ZX Squared Capital, sagte, der Zusammenbruch von FTX sei Teil eines "Deleveraging-Prozesses", der nach der COVID-19-Pandemie begann und sich nach dem Zusammenbruch von Terra (LUNA) weiter beschleunigte.

"Als LUNA vor ein paar Monaten zusammenbrach, habe ich bereits erwartet, dass ein riesiger Deleveraging-Prozess in Gang kommen würde", so Zheng. Er glaube, dass FTX der letzte der "größeren" Akteure sein dürfte, die in diesem Zyklus "aufgeräumt" werden.

Vor dem Zusammenbruch war FTX nach Binance und Coinbase die drittgrößte Kryptobörse nach Volumen. 

"Ich bin mir sicher, dass es mehrere Akteure gibt, die in den nächsten Wochen davon betroffen sein werden, kleine wie große. Aber ich würde sagen, dass das die größeren erwischen wird, noch bevor der Zyklus wirklich endet."

Am 14. November räumte die Kryptobörse BlockFi ein, ein "beträchtliches Engagement" bei FTX und seinen Tochterunternehmen zu haben. Einen Tag später hieß es in einem Bericht des Wall Street Journal, das Unternehmen könnte sich auf eine Insolvenz vorbereiten.

Mehrere Börsen haben in dieser Woche ebenfalls Aus- und Einzahlungen ausgesetzt und das damit begründet, dass sie Geld auf FTX hätten. Darunter waren etwa die Krypto-Kreditplattform SALT und die japanische Kryptobörse Liquid.

Am 16. November teilte der institutionelle Krypto-Kreditgeber Genesis Global mit, dass er Auszahlungen aufgrund der "beispiellosen Marktturbulenzen" vorübergehend aussetzen werde.

Wie es mit diesen Unternehmen weitergeht, ist noch unklar.

Zheng erklärte, solche Momente seien ganz normale Anzeichen eines langen, stressigen Krypto-Winters, der "viele schwache Akteure im Grunde ausmerzt".

Positiv sei jedoch, dass der Zusammenbruch von FTX das Vertrauen der institutionellen Anleger laut Zheng nicht erschüttern dürfte, zumindest nicht für diejenigen, die in Blockchain-Technologie und bestimmte Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum investieren.

"Bei vielen institutionellen Investoren, die langfristig und daran denken, wie die Blockchain-Technologie sich in Zukunft entwickeln wird, um der Finanzbranche zu helfen, bleibt das Vertrauen."

Der Forschungsleiter von CoinShares James Butterfilll merkte am 14. November an, dass die Zuflüsse in Kryptowährungs-Investmentprodukte in der letzten Woche stark angestiegen sind, nachdem institutionelle Anleger den durch den Zusammenbruch von FTX ausgelösten Rückgang auf gekauft haben.

Digitale Vermögenswert-Investmentprodukte haben einen Zufluss von 42 Millionen US-Dollar bis zum 13. November verzeichnet. Das ist der größte Zuwachs seit 14 Wochen.

Andererseits ist der Ausblick für Blockchain-Aktien nicht so rosig. Hier gab es einen Abfluss von 32 Millionen US-Dollar über die Woche.

 

Zheng sagte, es sei "verblüffend", wie viel Schaden ein 30-jähriger, junger Mensch, der am MIT studiert hat, dem Krypto-Ökosystem zufügen konnte. Damit bezieht er sich auf den ehemaligen FTX-CEO Sam Bankman-Fried.

Er glaubt, der Fall von FTX sei auf die fehlenden, klaren Regeln und Vorschriften für Kryptobörsen zurückzuführen. Zheng meint, das sei auch auf eine kopflastige Managementstruktur zurückzuführen, die möglicherweise nicht über das notwendige Know-how verfügte, um ein Unternehmen dieser Größe zu führen.

"Natürlich sind sie in einer Hinsicht klug, aber ein 32-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu leiten ist etwas ganz anderes, als ein kleines Unternehmen zu führen."