Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. dürften sich nach Einschätzung von Finanzmarktprofis auf absehbare Zeit nicht als alternatives Zahlungsmittel durchsetzen, so die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim am 14. Juni bekanntgegebenen Ergebnisse einer Befragung.

Das Forschungsinstitut hatte im Rahmen der sogenannten Sonderfrage seines monatlichen ZEW-Finanzmarkttests bis zu 300 Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen nach ihrer Einschätzung über einen möglichen Alltagsgebrauch von Bitcoin und Co. befragt. Zu den Ergebnisse der Befragung schreibt das ZEW:

“Den Umfrageergebnissen zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, digitale Produkte wie Musik bereits Ende des Jahres 2020 in Deutschland mit Kryptowährung bezahlen zu können, bei durchschnittlich 23 Prozent. Dagegen fallen die Erwartungen für andere Industrieländer wie Japan (34 Prozent) oder die USA (35 Prozent) etwas optimistischer aus.”

Bei “alltäglichen physische Konsumgüter wie den „Coffee-to-go“ seien die befragten Finanzprofis allerdings noch skeptischer. Nur 13 Prozent könnten sich bei solchen Produkten eine allgemeine Bezahlmöglichkeit mit Kryptowährungen im Jahr 2020 vorstellen. In den USA und Japan läge für solche Konsumgüter der Anteil immerhin bei jeweils 23 Prozent.

Beim Autokauf erwarteten nur sechs Prozent der Befragten eine Einsatzmöglichkeit von Kryptowährungen in 2020, in Japan und den USA seien es mit 13 bzw. 15 Prozent mehr als doppelt so viel.

Dr. Dominik Rehse, ZEW-Wissenschaftler, erklärt die Ergebnisse:

„Hinter unseren Resultaten könnte die Erwartung liegen, dass konventionelle Zahlungsmittel den Erfordernissen der Marktteilnehmer bereits weitgehend entsprechen, während Kryptowährungen bis Ende 2020 als technisch noch zu komplex für den alltäglichen Gebrauch oder die Transaktionskosten für Zahlungen in Kryptowährung als noch zu hoch bewertet werden“.

Diese offenbarten auch die Erwartung, dass neue Finanztechnologien in Deutschland generell noch zurückhaltender aufgenommen werden würden als in anderen Ländern.

Während Kryptowährungen als Spekulations- und Anlagewerte innerhalb des letzten Jahres einen regelrechten Boom erlebt haben, scheint ihr Einsatz als Zahlungsmittel vorerst eher ein Randphänomen zu bleiben. Darauf deuten auch Kommentare des CEOs des Zahlungsdienstleisters Western Union hin. Dieser sagte in einer Rede im Economic Club of New York, dass die Kunden wegen der besseren Verwendbarkeit von klassischem Papiergeld dieses gegenüber Digitalwährungen bevorzugen würden und Western Union deshalb keine Kryptotransferoption plane.