John McAfee hat sich bereits als Prominenter in der Kryptowährungsbranche etabliert. Durch seinen Hintergrund in der Progammierung und Cybersicherheit, scheint er von der dezentralisierten Technologie und dem, was sie der Welt bieten kann, fasziniert zu sein.

Wir hatten während der Cruise Asia, die vom 15. - 19. Januar stattgefunden hat, eine Unterhaltung mit ihm. Dabei haben wir erfahren, wie er sich darüber informiert, welche Coins er unterstützen möchte, ob er irgendwas davon bereut und warum Blockchain das beste ist, was der Menschheit je passiert ist.

Crypto Daria: Sie haben 700.000 Follower auf Twitter. Ist Ihnen klar, wie groß Ihr Einfluss auf dem Kryptomarkt ist und glauben Sie, dass das eine positive Sache ist?

John McAfee: Natürlich! Ich meine, für die Kryptowährungs-Community ist das eine ziemlich große Anzahl an Followern. Aber es ist nicht nur das. Ich halte auch Vorträge auf allen großen Konferenzen, bin ein guter Freund von Jihan Wu von BITMAIN - der Haupthersteller von praktisch allen Bitcoin Minern, Roger Ver, zum Beispiel, oder auch Brock Pierce, der mein Partylöwe ist, mit dem ich feiern gehe. Ich habe in diesem Bereich genauso großen Einfluss, wie bei meinen Followern. Tatsächlich sogar mehr. Sich mit Roger Ver und Jihan Wu an einen Tisch zu setzen und über Bitcoin Cash zu reden ist, denke ich, weit einflussreicher als an 700.000 Leute zu tweeten.

John McAfee

John McAfee bei einem Vortrag während der Cruise Asia, Januar 2018

CD: Wie entscheiden Sie, welchen Coin Sie unterstützen? Wie informieren Sie sich darüber?

JM: Am allerwichtigsten ist die Frage, ob die Grundsätze das halten, was sie versprechen. Kann ein Produkt in einer angemessenen Zeit entwickelt werden? Ist es ein Team, das versteht, wie Blockchain, die Software und der Markt funktionieren? Doch noch wichtiger ist die Frage, ob es etwas ist, was ich selber benutzen würde. Zum Beispiel Outings - Verdammt, ja! Ich würde dieses Programm sehr gerne benutzen. Okay, dann werde ich einen Dollar bezahlen, um die Information von App zu bekommen, die ich kriegen kann. Das Gleiche gilt für Coins. Ich würde diese Möglichkeit sehr gerne haben - den KWHCoin. Ich meine, ich hatte viele Häuser, die vom Netz genommen wurden. Nichts ist schlimmer als mehr Strom zu haben, als man verbrauchen kann. Dieser Rest bleibt dann einfach ungenutzt. Genauso schlimm ist es, nicht genug Strom zu haben. Es geht also darum, den Strom über Token zurück an den Stromversorger zu schicken und von jemandem, der irgendwo Zugang zu Strom hat, welchen zu kaufen. Wer hätte nicht gerne diese Möglichkeit? Wenn es also etwas ist, das ich persönlich möchte, dann ja. Wenn sie das tatsächlich tun können, wenn es eine tolle Idee ist und wenn es der Gesellschaft hilft und wenn es etwas ist, das ich meinen Kindern gerne hinterlassen würde. Dann ja. Ich würde darüber reden. Denn, wenn ich nicht darüber rede, wer dann? Niemand liest diese Informationsschriften.

CD: Bewerten Sie Coins mit der Zeit anders?

JM: Ja, natürlich. Jeder macht doch mal Fehler. Am Anfang sagten sie, dass es eine tolle Idee ist und dann ziehen sie es nicht durch.

CD: Hat jemand schonmal versucht, Sie dafür zu bezahlen, um deren Projekt zu erwähnen? Wenn ja, was waren das für Projekte?

JM: Ich würde sagen, es wurde definitiv schon versucht, mich zu bezahlen. Ich werde hier jetzt nicht über meine persönlichen Finanzangelegenheiten reden und sagen, wo ich mein Geld verdiene oder von wem ich es bekomme. Ich baue mir das schrittweise auf. So, wie jeder das tun sollte. Und eigentlich denke ich, dass es unhöflich ist, jemanden überhaupt sowas zu fragen. Nichts für ungut.

CD: Fühlen Sie sich verantwortlich dafür, dass Ihre Worte schwer wiegen und folglich einen Pump-and-Dump verursachen?

JM: Absolut nicht. Nehmen wir mal folgendes an: Wenn ich etwas sehe, wovon ich glaube, dass die Welt davon erfahren sollte - dann sage ich es. Macht ja keinen Sinn, wenn ich der einzige bin, der davon weiß. Ich will es nicht meinen Freunden flüstern. Ist das nicht viel schlimmer? Die Tatsache, dass Leute das als Grundlage nehmen und Pump-and-Dump betreiben - das ist deren Sache, nicht meine. Man muss sich nur mal den Verge-Token ansehen. Ich habe gesagt, dass Verge wahrscheinlich in den nächsten paar Monaten doppelt soviel Wert sein wird. Er ist um 15.000 Prozent gestiegen.

Es war doch nicht meine Schuld, dass Leute ihn bei zwanzig Cent gekauft haben. Für mich waren schon zwei Cent viel Geld! Es ist doch nicht mein Problem, ich empfehle nur. Weil es [das Unternehmen] ein paar Dinge für die Privatsphäre mit ihm [dem Coin] bietet und es mit dem Race-Protokoll tatsächlich das Potenzial hat, ein wirklicher Punkt für die Privatsphäre zu werden. Wann das nun passieren wird, weiß ich nicht. Aber er ist sicher nicht das wert, was er wert ist.

Verge Kursentwicklung

Coinmarketcap

Und für die anderen Leute: Wenn Leute gierig sein wollen und diesen Bereich nur als einen Weg sehen, Geld zu machen - tja, dann verdienen sie das, was sie bekommen. Sie könnten mal einen Blick darunter werfen und sagen: Das ist eine Revolution! Nichts, was die Welt vorher gesehen hat. Dann vergesst das Geld! Warum schaut ihr nicht mal auf den Nutzen, die Macht des jeweiligen Token oder Coins und wie er euer Leben und das Leben eurer Freunde, eurer Liebsten und eurer Kinder verändern könnte. Ich höre bestimmt nicht damit auf, das zu tun. Schmeißt so viele vergammelte Tomaten auf mich, wie ihr wollt; beleidigt mich, wie ihr wollt - Beleidigungen treffen mich nicht. Ihr glaubt, dass es mich kümmert, wie Leute mich nenen, was sie über mich sagen? Es könnte mich nicht weniger interessieren.

CD: Natürlich. Bereuen Sie einige Entscheidungen zu den Coins, die Sie genannt haben, oder sind von einigen davon enttäuscht?  

JM: Ja, natürlich. Ich bereue die Sache mit FINA Coin.

Ich habe später herausgefunden, dass einer der Gründer Mitglied in einer nigerianischen Verbrecherorganisation ist. Es ist schwierig, alle Fakten zu kennen, bis jemand sagt "Übrigens, wir haben Quellen und haben das hier herausgefunden." Ich habe sofort getweetet und mich entschuldigt und meine Empfehlung zurückgenommen.

Aber so ist nunmal das Geschäft. Ich meine, wenn wir in einer brandneuen Wirtschaft sind, einem brandneuen Muster und ich nicht in Schlammblasen trete, dann mache ich meine Arbeit nicht richtig.

CD: Was ist Ihr wichtigster Rat an Krypto-Investroren?

JM: Ich habe keinen. Denn was auch immer ich heute empfehle, wird sich morgen schon ändern. Da wird irgendwas daherkommen und es ersetzen. Ich glaube, dass die Zukunft der Kryptowährungen darin liegt, dass neue Coin-Technologien und kreative Ideen durch die ICOs in Erscheinung treten werden. Und jeder übersieht eine Sache dabei. Leute scheinen nur darauf aus zu sein, Geld zu machen - "Wird Bitcoin steigen oder fallen?", "Wird Ethereum steigen oder fallen?", "Wird es einen weiteren Fork bei Bitcoin geben?", "Was wird das wohl?", "Lieber Bitcoin oder Bitcoin Cash?", Pfeif doch darauf, das hat mit diesen Dingen nichts zu tun. Es geht um das, was nach uns kommt, was da aus dem Boden geschossen kommt und was unsere Zukunft verändern wird. Wir vergessen, dass das hier reale, lebensändernde, kulturändernde Ereignisse, Haltungen, Produkte, Schöpfungen sind. Und wir müssen sie beobachten. Wenn nicht, dann verpassen wir etwas - und die guten Sachen werden vom Müll überschwemmt und versinken darin. So sieht das Meer von ICOs insgesamt aus. Wir wissen schon, was Bitcoin ist und was Ethereum ist. Schön, macht was ihr wollt damit. Fangt an, euch die neuen Technologien darin mal anzuschauen. Da wird es einen Henry Ford geben, da wird es ein Konzept geben, das auf einer Stufe mit der Eisenbahn steht, da wird es etwas geben, das unser Leben auf so schöne Art verändern wird, und wenn wir das verpassen, dass werden wir es unser Leben lang bereuen.

CD: Machen Sie sich, angesichts Ihres Versprechens, wenn er fallen sollte, Sorgen wegen dem Kurseinbruch bei Bitcoin?

JM: Überhaupt nicht. Als Jamie Dimon verkündet hat, dass Bitcoin ein Betrug ist, ist Bitcoin innerhalb von Stunden um 40 Prozent gefallen. Ich habe mir zu der Zeit keine Gedanken gemacht und tue das jetzt auch nicht. Er hat sein eigenes Leben.

CD: Was hat Sie denn überhaupt dazu veranlasst, ein solches Versprechen abzugeben?

JM: Ich war im Fernsehen und es ist mir einfach herausgerutscht. Sie sagten: "Wird der Bitcoin fallen?" und ich sagte: "Ich esse meine Genitalien, wenn er nicht bei 500.000 Dollar (400.000 Euro) liegt." Und das war noch als Bitcoin bei 3.200 Euro lag. Seitdem ist er weit über das Niveau gestiegen, das ich ihm zugetraut habe. Ich dachte, ich liege falsch. Daher waren meine Vermutungen falsch und ich änderte die Prognose auf 800.000 Euro. Sie werden sehen, das wird passieren.

CD: Was hat Ihrer Meinung nach den aktuellen Sinkflug auf dem Markt verursacht und was ist weiter zu erwarten?

JM: Die gleiche Sache, die den ersten Einbruch bei Bitcoin verursacht hat: JP Morgan, eine der größten Banken der Welt und sicherlich Amerikas größte Bank. Alle Banken waren sehr erschrocken. Jeder der einen Wallet hat, hat nun auch eine eigene Bank und wir werden Banken nicht mehr brauchen. Banken werden verschwinden, wenn sie nichts unternehmen.

CD: Ihr Twitter-Konto scheint ein Opfer von häufigen Hacker-Attacken zu sein. Wie kommt das?

JM: Es wurde nur einmal gehackt. Ich weiß ganz genau, wie das passieren konnte, weil die Leute, die das taten, mich kontaktiert haben. Sie haben eine neue Technik benutzt, die SIM Swapping (SIM-Karten-Tausch) genannt wird. Zuerst dachte ich, sie hätten mein Konto nicht gehackt - Ich kann nicht aktiv sein. Ich dachte, sie hätten Twitter gehackt. Aber in Wirklichkeit haben sie meinen Anbieter AT&T gehackt, der der größte Anbieter ist.  Sie haben dann Social Engineering genutzt und örtliche Geschäftsstellen angerufen bis sie einen netten Helden gefunden haben. "Oh, mein Name ist John McAfee, ich habe meine SIM-Karten verloren und habe eine neue. Könnten Sie bitte mein Konto auf diese hier wechseln?" Und schließlich hat das auch jemand getan. Mein Handy hat nicht mehr funktioniert. Dann sind sie auf Twitter gegangen und haben gesagt, ich hätte mein Passwort verloren, bitte schicken Sie es auf mein Handy.

Also haben sie einen Code geschickt. Es sollte auf mein Handy sein, aber war das Handy von denen. Sie benutzen den Code, ändern mein Passwort und waren für zweieinhalb Stunden online, während ich versuchte, wieder auf mein Konto zuzugreifen. Schließlich habe ich mich zurück gehackt. Ich habe vorher noch nie von dieser Technik gehört. Es ist eine vollkommen neue Social-Engineering-Hackertechnik. Es war also nicht Twitter, sondern AT&T. Ich habe mich auch bei AT&T beschwert; aber sie haben nichts unternommen. Ich habe dann die Zwei-Faktor-Authentifizierung entfernt. Hätte ich diese  Zwei-Faktor-Authentifizierung nicht gehabt, hätten sie mich nicht hacken können. Es hat sich nun also herausgestellt, dass die beste Art, sich zu schützen, letzten Endes die schlimmste war. Denn wenn die eigene Telefonnummer da drin ist, können sie diese auch kriegen; Sie können da reingehen und das abschicken. Wenn man keine Telefonnummer angibt, können sie den Code nirgendwo hin senden und müssen mein Passwort herausfinden, was unmöglich ist.

CD: Wie finden Sie die Kern-Philosophie, die hinter den Kryptowährungen steckt?

JM: Die Kern-Philosophie ist eine der großartigsten auf der Welt - "Entreißen wir den zentralisierten Behörden die Macht!" - Wenn Macht zusammenfließt, sich in eine große Einheit verdichtet, wird sie immer korrupt. Und Macht verdirbt einen immer, egal, ob man eine Einzelperson oder ein Unternehmen ist. Daher nimmt sie [die Blockchain-Technologie] diese weg und verteilt die Macht auf uns. Das bedeutet also, dass die gesamte Struktur der Zivilisation sich entfalten wird und neu zusammenfügen wird. Und das auf genau die Art, wie es von Anfang an hätte sein sollen. Wir, als Volk, mit unserer eigenen Freiheit, unserer eigenen Macht. Ohne dich oder die Regierung um Erlaubnis bitten zu müssen, bevor ich etwas tun kann. Wie zum Beispiel jemandem Geld schicken oder Geld empfangen, oder etwas kaufen, so lange ich nicht dir oder jemand anderem in meiner Nachbarschaft damit schade. Warum zum Teufel sollte ich dann irgendjemanden um Erlaubnis bitten, etwas zu tun? Was also passiert ist, dass wir in eine Erlaubnis-freie Welt eintreten, wo man im Erwachsenenalter sein eigener Herr wird. In Zentralamerika wird die Volljährigkeit im Alter von 12 Jahren erreicht (*Anmerkung: in den Ländern Zentralamerikas liegt die Altersgrenze zur Volljährigkeit zwischen 14 und 18 Jahren) und in Amerika mit dem Alter von 21 Jahren. Man muss dann niemanden mehr um Erlaubnis fragen, egal, was man tun möchte. Das ist die Veränderung und das wird über die Welt kommen und uns endlich die Möglichkeit geben, ein Eden, eine Perfektion zu erschaffen. Wir werden das vergeigen, das tun wir immer. Aber sogar wenn wir das vergeigen - es wäre immer von viel besser als das, was wir heute haben.

CD: Und wie sehen Sie die Zukunft der Krypto-Branche?

JM: Sie wird explodieren. Ich meine, wir stecken gerade noch in den Kinderschuhen. Wie schon erwähnt, bekommt jeder Aspekt im Leben seinen eigenen Coin und sollte auch seinen eigenen Coin haben. Er braucht seinen eigenen Coin. Denn jeder Coin hat eine andere Funktion oder sollte zumindest eine haben. Sie wird also wie das Internet, als es angefangen hat. Nur hundertmal so tiefgründig und tiefergehend. Sie wird einen Einfluss haben, den man im Traum nicht vorhersehen kann, nicht einmal für die nächsten fünf Jahre.

CD: Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben!

*Anmerkung der Cointelegraph Redaktion