Der Kryptomarkt verfolgte von Beginn an das Ziel, bestehende Strukturen zu hinterfragen und bessere Alternativen zu schaffen. Die Blockchain galt von Beginn als Werkzeug, um Transparenz, Dezentralität und Schutz der Privatsphäre zu vereinen. Mit den Plänen der EU, private Chats künftig vor der Verschlüsselung zu überwachen, rückt dieser Anspruch erneut ins Zentrum.
Denn Kritiker sprechen hier von einem möglichen Einstieg in flächendeckende digitale Überwachung. Genau hier könnten Kryptowährungen eine Lösung bieten: Privacy-fokussierte Anwendungen und dezentrale Netzwerke sichern Kommunikation und Finanztransaktionen, ohne zentrale Kontrollinstanzen.
EU plant Entscheidung über Chatkontrolle
Die Debatte um die sogenannte Chatkontrolle ist zurück auf der europäischen Agenda. Am 14. Oktober 2025 will der Rat der EU-Staaten über einen Vorschlag abstimmen, der Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal oder Telegram verpflichtet, private Kommunikation bereits vor der Verschlüsselung zu scannen. Insbesondere die dänische Ratspräsidentschaft treibt das Modell des „Client-Side Scanning“ voran, das auf den Endgeräten der Nutzer ansetzt.
Offiziell verfolgt die geplante „Regulation to Prevent and Combat Child Sexual Abuse“ (CSAR) das Ziel, Missbrauchsdarstellungen und sogenannte Grooming-Versuche frühzeitig zu erkennen. Anbieter müssten verdächtige Inhalte melden und an die Behörden weiterleiten.
Kritiker warnen jedoch, dass eine solche Technologie die flächendeckende Überwachung privater Kommunikation etabliere. Nach dem Scheitern der Pläne im Jahr 2024 steht nun eine richtungsweisende Entscheidung an, die Grundrechte und digitale Sicherheit in Europa nachhaltig prägen könnte.
Krypto-Entwickler wenden sich gegen EU-Überwachung
Der führende Solana-Entwickler Mert resümiert die aktuellen Pläne zur EU-Chatkontrolle in einem größeren Kontext. Für ihn steht das Vorhaben sinnbildlich für eine politische Entwicklung, die nicht nur private Kommunikation, sondern auch finanzielle Aktivitäten durch digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) überwachen will. In dieser Sichtweise verschmelzen Datenschutz und Geldpolitik: Während die EU auf Kontrolle setzt, sieht er in Kryptowährungen mit starker Privacy-Ausrichtung die einzige Gegenbewegung.
Projekte, die Anonymität und Dezentralität wahren, könnten damit zu einem Gegengewicht werden – als Schutzwall gegen flächendeckende digitale Überwachung.
i) europe wants to watch all of your private msgs
— mert | helius.dev (@0xMert_) September 27, 2025
ii) europe wants to release a CBDC to watch your financial activity
iii) the only way to fight back is via privacy-focused crypto
never go full europe pic.twitter.com/1tUyxpQtc7
Auch Vitalik Buterin positioniert sich klar gegen die Pläne zur EU-Chatkontrolle. In einem Statement betont der Ethereum-Mitgründer, dass Sicherheit nicht durch die Schwächung privater Kommunikation erreicht werden könne. Wer Bürger durch flächendeckende Überwachung unsicher mache, zerstöre Vertrauen und öffne Tür und Tor für Missbrauch.
Besonders kritisch hebt er hervor, dass Regierungsvertreter selbst Ausnahmen für ihre Kommunikation fordern – ein Hinweis auf doppelte Standards. Für Buterin ist Privatsphäre ein grundlegendes Recht, das nicht durch technisch anfällige Hintertüren ausgehöhlt werden dürfe.
Fight Chat Control.
— vitalik.eth (@VitalikButerin) September 27, 2025
You cannot make society secure by making people insecure.
We all deserve privacy and security, without inevitably hackable backdoors, for our private communications.
The fact that the government officials want to exempt themselves from their own law is… https://t.co/OY5NXyk58j
Die EU treibt also ebenfalls ihre Pläne für einen digitalen Euro voran und denkt dabei offenbar über eine technische Umsetzung auf bestehenden Blockchains wie Ethereum oder Solana nach. Damit würde ein staatlicher Stablecoin - eine CBDC - entstehen, der eng überwacht und reguliert wäre. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von einem zentralisierten Instrument, das vor allem Kontrolle statt Freiheit bringe.
BREAKING: EU accelerates plans for digital euro stablecoin with potential rollout on Ethereum or Solana blockchain. 🇪🇺
— Carl ₿ MENGER ⚡️🇸🇻 (@CarlBMenger) August 22, 2025
European bureaucRATS worship control, that’s why they push those centralised shitcoins, and build their own on top. FUCK THEM, embrace #Bitcoin. pic.twitter.com/v3CCIzQKyF
Insoweit bleibt die Kritik groß. Privacy-ausgerichtete Krypto-Projekte könnten Schutz bieten – ganz gleich, ob es um Kommunikation, Zahlungen oder Wertspeicherung geht.