Malta hat deutlich gemacht, dass es die "Blockchain-Insel" werden will und zeigt sich entschlossen, dieses Ziel auch zu erreichen.

Eine beachtliche Bestätigung dafür, dass sich Malta in Bezug auf die Regulierung der Distributed Ledger Technologie (DLT) in die richtige Richtung bewegt, war die kürzliche Bekanntgabe von Binance. Die größte Kryptowährungsbörse der Welt hinsichtlich des Volumens entschied sich nach den Warnungen aus Japan, China und Hongkong für Malta als neues Hauptquartier.

Der CEO von Binance Changpeng Zhao, auch bekannt als "CZ", begrüßte in Malta weitere Projekte wie Tron:

Silvio Schembri, Junior Minister für Finanzdienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Innovation im Büro des Premierministers von Malta, kommentierte diese Nachricht gegenüber Cointelegraph:

"Die Entscheidung von Binance ist ein Vertrauensvotum in das, was wir als Land und als Regierung in diesem Sektor anbieten. Und das ist Rechtssicherheit in diesem Bereich. Während des Treffens mit CZ habe ich unsere Vision, die wir auf lange Siche vorstellen, erklärt. Das spiegelt sich auch in dem veröffentlichten Grundsatzdokument vom Februar wider. Dieses hat den Titel: Malta - ein Anführer bei der der DLT-Regulierung." Wir ziehen uns nicht zurück, sondern wollen die Chancen nutzen, indem wir den Sektor regulieren, ohne Innovation zu unterdrücken. Unser ultimatives Ziel ist es, Malta zu "The Blockchain Island", also die "Blockchain-Insel", zu machen."


Warum ist Binance nach Malta umgezogen?

Binance möchte Fiat-zu-Kryptowährung-Einzahlungen und -Auszahlungen anbieten, womit seine Liquidität verbessert und die Plattform für neue Investoren geöffnet wird, die mit Fiat-Käufen in den Bereich eintreten. Aktuell bieten nur sehr wenige Börsen diese Option an. Das zwingt Investoren dazu, nach anderen Hedge-Alternativen wie dem stabilen Token Tether umzusehen, um sich vor der hohen Volatilität und Korrelation der Kryptowährungsmärkte zu schützen.

Malta hat Binance herzlich willkommen geheißen. Die Börse hofft, dass sie bald Partnerschaften mit lokalen maltesischen Banken eingehen kann, um innerhalb weniger Monate Ein- und Auszahlungen von Fiat auf Kryptowährung zu ermöglichen.

Das zweite Ziel der Roadmap von Binance auf Malta besteht darin, das durch das zentralisierte System verursachte Risiko zu mindern und seinen Kunden eine dezentrale und vertrauenslose Lösung zu bieten. Der Grund dafür ist nicht nur eine ständig steigende Nachfrage nach höchster Sicherheit und Transparenz, sondern auch die Konkurrenz, der die zentralisierten Plattformen von Projekten wie Polkadot oder Cosmos Network gegenüberstehen.

Diese neuen Interoperabilitätseinsteiger könnten durch die Einführung von Lösungen wie "Peggy" (Ethereum-Peg-Zone) den Anstoß für den Aufstieg einer neuen Art von dezentralen Austauschdiensten geben. Diese könnten beispielsweise auf dem 0x-Protokoll basieren und würden nicht nur einen Wertaustausch für Token, sondern auch den Austausch von Blockchain-Werten ermöglichen.

Darüber hinaus könnte dieser Austausch in naher Zukunft auf völlig anonyme Weise erfolgen. Das wäre durch andere miteinander verbundene, auf Datenschutz ausgerichtete Ketten wie ZCash und dessen Zk-STARKs oder Sentinel Security und dessen eingebauter Coin-Mischer möglich.

Es ist daher nicht überraschend, dass eines der Ziele von Binance in Malta die Entwicklung einer eigenen dezentralisierten Börse ist. Denn die Börse ist stets über die aufkommenden Innovationen und potenziellen Wettbewerber informiert.

Ian Gauci, Rechtsexperte für die Nationale Blockchain Strategic Task Force im Büro des Premierministers, äußerte gegenüber Cointelegraph seine Meinung über die Entscheidung von Binance, nach Malta zu ziehen:

"Normalerweise würden Betreiber, die in Malta den Betrieb eröffnen, das gesamte Ökosystem betrachten und das Potenzial des Landes aus diesem Blickwinkel beurteilen. Bei der DLT baut Malta auf den ausgezeichneten Ruf und der Erfolgsbilanz in Sachen Glücksspiel-, Seefahrts- und Finanzdienstleistungen auf. Daher bin ich der Meinung, dass der der Wert schon vorhanden ist. Dieser Wert wird zusätzlich durch die Prädisposition des Landes für DLT und Innovationen erhöht. Auch die kürzlichen Ankündigungen zu dem geplanten Rechtsrahmen in diesem Sektor spielt dabei eine Rolle. Ich glaube, das war ein entscheidender Aspekt für die Entscheidung von Binance. Und wahrscheinlich werden auch andere DLT- und Krypto-Unternehmen die Ansicht von Binance teilen und ebenfalls nach Malta kommen."
 

Auch ein Gründungsmitglied der Blockchain Malta Association, Leon Siegmund, hat gegenüber Cointelegraph seine Gedanken über die aktuellen Entwicklungen der DLT-Regulierung in Malta geäußert:

"Unternehmer im Blockchain-Bereich brauchen ein Geschäftsumfeld und klare, einfache Regeln, die langfristig garantiert sind. Binance bietet einen Service, dem Millionen von Benutzern weltweit vertrauen. Die Börse bietet auch qualitativ hochwertige Arbeitsplätze, von denen die maltesische Wirtschaft profitieren wird. Letztendlich ist ganz klar, dass Blockchain und Bitcoin über der Phase eines Hypes oder Untergrundexperiments hinausgewachsen sind, bei dem Millionen von Menschen investieren -  Das wird über Jahrzehnte Wohlstand bringen."

Maltesische Blockchain-Regulierungen

Malta hat sich aktiv und effizient bemüht, einen rechtlichen Rahmen für DLT zu schaffen. Zu einem Konsultationspapier im Zusammenhang mit der Verabschiedung von drei vorgeschlagenen Gesetzen konnte man bis Anfang März Rückmeldungen abgeben. Diese drei Gesetze sind wie folgt zusammengefasst:

- MDIA (Malta Digital Innovation Authority)-Gesetzesentwurf

Zunächst ist im Rahmen des MDIA-Gesetzes die Einrichtung einer Behörde, der "MDIA", vorgesehen. Der Minister für digitale Wirtschaft wird den Vorsitzenden und den Gouverneursrat der MDIA auswählen. Das MDIA-Gesetz sieht auch die Einrichtung eines Gemeinsamen Koordinierungsausschusses (JCB) vor. Dessen Aufgabe wird es sein, eine effektive Zusammenarbeit zwischen MDIA und anderen zuständigen nationalen Behörden (NCAs) im Bereich der Technologienutzung sicherzustellen.

Darüber hinaus sieht das MDIA-Gesetz die Einrichtung des Nationalen Komitees für technologische Ethik (NTEC) vor. Dieses soll sicherstellen, dass sich die ethischen Standards in der Nutzung der relevanten Technologievereinbarungen widerspiegeln und anderen NCAs in Malta eine Richtlinie bieten.

- Technologievereinbarungen und Dienstleister (TAS)-Gesetzesentwurf

Das zweite Gesetz wird das TAS-Gesetz sein, das eine Regelung für die Registrierung von Technologiedienstleistern (Auditoren und Verwalter von Technologie-
Vereinbarungen) und die Zertifizierung von Technologievereinbarungen (DLT-Plattformen und damit verbundene Smart-Contracts) festlegt.

Die MDIA wird für diese Registrierungen und Zertifizierungen die zuständige nationale Behörde sein. Der Vorschlag besagt, dass jede Person auf freiwilliger Basis beim MDIA anfordern kann, ein Technologieabkommen zu zertifizieren oder einen Technologiedienstleister zu registrieren.

- Virtuelle Währungen (VC)-Gesetzesentwurf

Als letztes wird das VC-Gesetz das regulatorische System und den Rahmen für Initial Coin Offerings (ICOs) und für die Erbringung bestimmter Dienstleistungen im Zusammenhang mit VCs festlegen. Dieses System gilt für Makler, Börsen, Geldbörsenanbieter, Berater, Vermögensverwalter und Market-Maker, die mit VCs arbeiten.

Einige Beispiele für praktische Anwendungen des oben vorgeschlagenen Gesetzes wären die Zertifizierung einer DLT-Plattform oder die Genehmigung eines ICO. Der vorgeschlagene Rahmen soll pragmatisch sein und verwendet werden, um die Weiterführung von Geschäften im Zusammenhang mit VCs zu regulieren, wenn diese nicht in den Geltungsbereich der Gesetze der Europäischen Union (EU) oder des maltesischen Finanzdienstleistungssektors fallen.

Ein "Finanzinstrumententest" wird auf Emittenten und/oder Personen angewandt, die in oder von Malta aus ICOs anbieten. Damit soll bestimmt werden, ob ein ICO/VC als Finanzinstrument im Sinne bestehender Wertpapierdienstleistungsgesetze wie der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente eingestuft wird (MiFID).

Dieser "Finanzinstrumententest" wird aus zwei Phasen bestehen. Die erste besteht darin, festzustellen, ob eine bestimmte VC unter geltende EU- oder maltesische Gesetze fällt. Die zweite Stufe würde dann bestimmen, ob die VC im Rahmen des VC-Gesetzes als Vermögenswert gilt. Eine positive Entscheidung in der ersten Stufe würde die zweite Stufe für die Person, die dem Test unterzogen wird, überflüssig machen.

Der Premierminister von Malta Joseph Muscat und Junior Minister für Finanzdienstleistungen, Digitale Wirtschaft und Innovation im Büro des Premierministers Silvio Schembri twitterten über ihre Begeisterung, Führung und ständige Treffen mit Betreibern innerhalb des DLT-Bereichs, die nach Malta ziehen möchten:

Mehr Akzeptanz

Ledger-Projekte mit Sitz in Malta haben LP 01 entwickelt. Das ist die erste DLT-Anwendung in Malta, die aus einem Vermögensübertragungs-Managementsystem besteht, das die notarielle Arbeit erleichtert. Diese Plattform könnte ein nützliches Werkzeug für Behörden sein, um auf Echtzeitdaten zum Verkauf von Immobilien in Malta zuzugreifen.

Auch E&S, eine führende Boutique-Anwaltskanzlei in Malta, Dienstleistungen rund um ICOs anbieten. Darunter zum Beispiel ICO-Setups, Rechtsberatungen oder Tokenomics. Mehrere Unternehmen akzeptieren bereits Bitcoin-Zahlungen in Malta und es gibt auch Bitcoin-Geldautomaten. Damit ist eine zunehmende Verwendung von DLT in der maltesischen Gesellschaft klar zu sehen.

Die lokale Presse diskutiert DLT-Themen ebenfalls häufig, wie aus einigen neueren Artikeln von Times of Malta, Lovin Malta oder Malta Independent hervor geht.

Die Spannungen zwischen Regulierung, Datenschutz und Innovation sind weiterhin vorhanden. Während einige Länder sich dazu entschließen, über diese bahnbrechenden DLT-Innovationen nicht zu sprechen oder diese anzunehmen, haben andere Länder wie Malta den Mut und die Initiative, Vorreiter zu sein. Mit den Gesetzesentwürfen und der Ankündigung von Binance, seinen Hauptsitz nach Malta zu verlegen, ist die Insel in einer sehr guten Position, um wirklich die "Blockchain-Insel" zu werden.