Die Krypto-Steuerberatung Koinly hat bis zu 14 % ihrer globalen Belegschaft wegen dem „sich verstärkenden Bärenmarkt“ entlassen, allerdings wehren sich einige Mitarbeiter gegen dieses Narrativ.

Wie Koinly-Chef Robin Singh am 6. Dezember in der entsprechenden Mitteilung erklärt hat, sind die anhaltende Krise auf dem Kryptomarkt und die Tatsache, dass immer weniger Anleger Krypto-Gewinne zu verbuchen haben, die sie in ihrer Steuererklärung ausweisen könnten, die Hauptgründe für die Stellenkürzungen um 14 %. Gegenüber Cointelegraph lehnen einige anonyme Mitarbeiter diese Lesart jedoch ab, denn die Entlassungen wären höchst unprofessionell kommuniziert worden.

So gibt ein ehemaliger Koinly-Mitarbeiter an, dass das Unternehmen auch mehr als 100 feste Mitarbeiter gekündigt hat, darunter die gesamten Teams in London und Sydney sowie mehrere Angestellte in Kanada. Auch viele Führungskräfte sollen auf Geheiß von Singh entlassen worden sein.

Dabei bemängeln die Mitarbeiter allen voran die schlechte Kommunikation im Hinblick auf die Kündigungen, denn diese kamen in vielen Fällen ohne Vorwarnung und Vorlaufzeit. So wurde einigen Angestellten ohne vorherige Ankündigung einfach der Zugang zum firmeneigenen Slack-Chat gesperrt, wodurch die nachfolgenden Entlassungen für die betroffenen Personen umso überraschender kamen.

„Start-Ups sind von Natur aus sehr wild“, wie ein anonymer Mitarbeiter am 5. Dezember auf dem Karrierenetzwerk Glassdoor kommentiert. Und weiter: „Allerdings gibt es für Kündigungen eine gewisse Etikette, die eigentlich jeder befolgt, um unnötigen Schaden zu vermeiden. Bei Koinly wurden die Kündigungen ziemlich schrecklich gehandhabt.“

Konkret schildert der ehemalige Angestellte den Ablauf wie folgt:

„Am Montag, den 28. November hat das Unternehmen einen Slack-Post über die 'Verflachung der Organisationsstruktur in 2023' erstellt. Anschließend gab es über mehrere Tage viele Entlassungen. Die Leute, die den ersten Tag überstanden haben, sind an den Folgetagen mit der Angst ins Büro gekommen, ob sie die nächsten sind.“

Gleichsam kommen in Teilen der Belegschaft inzwischen Spekulationen auf, dass die plötzliche Entlassungswelle im Zusammenhang mit dem Kollaps der systemrelevanten Kryptobörse FTX steht. In der Tat wurden durch den Zusammenbruch der Handelsplattform bereits viele einflussreiche Krypto-Firmen in Mitleidenschaft gezogen, darunter BlockFi, Celsius und Genesis.

Michelle Legge aus der Geschäftsführung von Koinly bestätigt gegenüber Cointelegraph, dass der von FTX ausgelöste Dominoeffekt eine Teilschuld an den Kündigungen trägt:

„Wir können verstehen, dass einige ehemalige Mitarbeiter sauer sind.[...] Wir haben registriert, dass sie ihre Meinungen öffentlich kundtun und haben Mitgefühl für ihre schwierige Situation. Wir müssen uns auf jeden Fall auf die Fahne schreiben, dass unsere Kommunikation und der Umgang mit den Entlassungen nicht gut gehandhabt wurden. Wir können uns auf jeden Fall noch verbessern, was die Kommunikation mit den ehemaligen Angestellten und unseren verbleibenden Mitarbeitern angeht.“