Ein Angeklagter vor einem New Yorker Berufungsgericht wurde von einem Richter verurteilt, weil er in einem aktuellen Fall einen KI-Avatar verwendet hatte, um sich selbst zu vertreten.
Ein New Yorker Berufungsgericht fand sich Ende März in einer ungewöhnlichen Situation wieder, als Jerome Dewald, der sich selbst in einem Arbeitsrechtsstreit vertrat, einen von einer künstlichen Intelligenz erzeugten Avatar vorstellte, um seine rechtlichen Argumente per Video vorzutragen .
Das zeigt erneut, dass KI-Tools auch allmählich ihren Weg in die Gerichtssäle finden.
Nur wenige Sekunden nach Beginn des Videos forderte Richterin Sallie Manzanet-Daniels, das Video zu stoppen, und fragte, ob der Avatar ein Rechtsbeistand sei.
"Das habe ich erzeugt", antwortete der 74-jährige Dewald und fügte hinzu: "Das ist keine echte Person."
Die Richterin zeigte sich verärgert und erwiderte: "Es wäre schön gewesen, das zu wissen, als Sie Ihren Antrag gestellt haben", und wies darauf hin, dass der Angeklagte in der Vergangenheit bereits vor Gericht erschienen war und mündlich aussagen konnte.
"Ich mag es nicht, wenn man mich in die Irre führt", so die Richterin weiter.
Sie fragte den Angeklagten, ob er ein Leiden habe, das ihn daran hindere, sich zu artikulieren. Dann meinte sie: "Sie werden diesen Gerichtssaal nicht als Startrampe für Ihr Geschäft benutzen", weiter hieß es: "Schalten Sie das aus".
Stream, der bei Gericht zu sehen war. Quelle: YouTube
Dewald entschuldigte sich später und erklärte, er habe gedacht, der KI-Avatar würde seine Argumente eloquenter vortragen als er selbst.
Gegenüber der Associated Press sagte Dewald, er habe bei Gericht die Erlaubnis beantragt, ein zuvor aufgenommenes Video abzuspielen, und dann ein Technologieunternehmen aus San Francisco mit der Erstellung des KI-Avatars beauftragt.
Ursprünglich wollte er ein digitales Abbild von sich selbst erstellen, wurde aber aus Zeitgründen vor der Anhörung daran gehindert. "Das Gericht war sehr verärgert darüber", räumte Dewald ein und fügte hinzu: "Sie haben mich ganz schön gescheltet."
KI hält Einzug in die Rechtswelt
Der Vorfall verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, die mit dem Einzug der KI in die Rechtswelt einhergehen.
Im Jahr 2023 wurde ein New Yorker Anwalt kritisiert, weil er in einem Schriftsatz im Rahmen einer Klage gegen eine kolumbianische Fluggesellschaft gefälschte, von ChatGPT generierte Fälle zitiert hatte.
Im März begann der Oberste Gerichtshof von Arizona mit dem Einsatz von zwei KI-generierten Avataren, um Gerichtsentscheidungen für die Öffentlichkeit zusammenzufassen.
Im September ging die US-amerikanische Federal Trade Commission gegen Unternehmen vor, die ihrer Ansicht nach Verbraucher mit Hilfe von KI in die Irre führten, darunter eine Firma, die einen KI-Anwalt anbot.
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