Der CEO von Telegram, Pavel Durov, äußerte sich besorgt über die wachsende Bedrohung für private Nachrichten in Frankreich und anderen Ländern der Europäischen Union und warnte, dass Telegram sich lieber aus bestimmten Märkten zurückziehen würde, als Verschlüsselungshintertüren zu implementieren, die die Privatsphäre der Nutzer gefährden.
In einem Beitrag vom 21. April in seinem "Du Rove's Channel" auf Telegram sprach er über die zunehmenden Bemühungen der EU, die Verschlüsselung von Nachrichten durch die Implementierung von Hintertüren zu schwächen. Damit könnten Behörden die Verschlüsselung umgehen und auf private Nutzerdaten zugreifen.
Durov erwähnte Initiativen von französischen und EU-Gesetzgebern, die von Messaging-Apps wie Telegram verlangen, Hintertüren für polizeiliche Zwecke einzubauen. Er hob dabei das Engagement von Telegram für den digitalen Datenschutz hervor.
"Telegram würde lieber aus einem Markt aussteigen, als die Verschlüsselung mit Hintertüren zu untergraben und grundlegende Menschenrechte zu verletzen", so Durov. Er fügte hinzu: "Im Gegensatz zu einigen unserer Konkurrenten tauschen wir die Privatsphäre nicht gegen Marktanteile ein."
Hintertüren können von Kriminellen ausgenutzt werden
In seiner Botschaft hob Durov hervor, dass das größte Problem bei Hintertüren für Verschlüsselungen darin bestehe, dass sie nicht nur für Behörden, sondern auch für Hacker und ausländische Agenten ein Einstiegspunkt sein könnten.
"Es ist technisch unmöglich zu garantieren, dass nur die Polizei auf eine Hintertür zugreifen kann", so Durov weiter. Durch Hintertüren seien zudem die privaten Nachrichten der Nutzer gefährdet.
Er fügte hinzu, dass Kriminelle wahrscheinlich auf weniger bekannte Apps ausweichen und virtuelle private Netzwerke (VPNs) nutzen würden, um nicht entdeckt zu werden, wodurch solche Vorschriften unwirksam wären.
Telegram: "Nie auch nur ein einziges Byte" privater Nachrichten veröffentlicht
Durov sagte, dass Telegram zwar in einigen Regionen gültige gerichtliche Anordnungen einhalte, wie z.B. die Offenlegung von IP-Adressen und Telefonnummern im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten, aber private Nachrichten habe die Plattform nie veröffentlicht:
"In seiner 12-jährigen Geschichte hat Telegram nie auch nur ein einziges Byte privater Nachrichten offengelegt. In Übereinstimmung mit dem EU-Gesetz über digitale Dienste würde Telegram bei Vorliegen eines gültigen Gerichtsbeschlusses nur die IP-Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen offenlegen - nicht die Nachrichten."
Er forderte die Befürworter des Datenschutzes auf, weiterhin mit den Gesetzgebern zu sprechen und die Verschlüsselung als Instrument zum Schutz der Privatsphäre und der Sicherheit der Bürger zu fördern, anstatt sie als kriminelles Werkzeug zu betrachten. "Es wäre tragisch, diesen Schutz zu verlieren", sagte Durov.
"Kampf ist noch lange nicht vorbei"
Obwohl die französische Nationalversammlung im März einen Vorschlag abgelehnt hat, der einen versteckten Zugriff auf private Nachrichten erlaubt, sagte Durov, dass der Krieg der EU gegen die digitale Privatsphäre noch lange nicht vorbei sei.
Durov erwähnte den "ProtectEU" -Vorschlag der Europäischen Kommission von Anfang April. Der Vorschlag zielt darauf ab, "technologische Lösungen zu finden, um Strafverfolgungsbehörden im Jahr 2026 einen rechtmäßigen Zugang zu Daten zu ermöglichen".
Der Vorschlag wurde von Verfechtern des digitalen Datenschutzes und einigen europäischen Gesetzgebern heftig kritisiert. Die finnische Europaabgeordnete Aura Salla meinte, die Einführung von Verschlüsselungs-Hintertüren würde "die Grundsätze der Cybersicherheit, die ProtectEU aufrechterhalten will, grundlegend untergraben".
"Kein Land ist gegen die langsame Aushöhlung der Freiheiten gefeit. Jeden Tag werden diese Freiheiten angegriffen - und jeden Tag müssen wir sie verteidigen", so Durov abschließend.
Durovs Warnung vor einer Bedrohung für die Privatsphäre und die Freiheit in der EU erfolgt vor dem Hintergrund eines laufenden Gerichtsverfahrens in Frankreich gegen den Telegram-CEO. Dabei geht es um den Vorwurf, dass er eine Plattform betreibe, die illegale Transaktionen ermöglicht.
Nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft drohen Durov im Falle einer Verurteilung bis zu 10 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 550.000 US-Dollar.
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