Gerry Cotten, der verstorbene Gründer der kanadischen Kryptobörse QuadrigaCX, finanzierte die Börse angeblich mit seinem eigenen Geld, während sie sich in einem Rechtsstreit mit einer großen kanadischen Bank befand. Cottens Witwe Jennifer Robertson enthüllte in einer Erklärung am 13. März Details über die finanzielle Situation der Börse.
In der Erklärung heißt es, dass Cotten sein eigenes Geld in Quadriga investierte, um die Auszahlungen für Benutzer im Jahr 2018 zu finanzieren, nachdem die Canadian Imperial Bank of Commerce (CIBC) fünf Konten mit umgerechnet insgesamt rund 19,1 Mio. Euro eingefroren hatte. Robertson erklärte:
"Ich hatte zwar keine direkte Kenntnis darüber, wie Gerry das Geschäft betrieb, aber er sagte mir, dass er sein eigenes Geld wieder in QCX investiert hätte, um Auszahlungen für Benutzer im Jahr 2018 zu finanzieren. Das Geld bei der CIBC war weiterhin eingefroren. Ich glaube, Gerry hatte nur das Beste für das Geschäft im Sinn und kümmerte sich um seine Kunden."
Zu diesem Zeitpunkt habe die CIBC Konten, die dem Zahlungsabwickler der Börse Costodian Inc. und seinem Eigentümer Jose Reyes gehörten, eingefroren. Der Grund dafür war mutmaßlich, dass es nicht möglich gewesen sei, die Eigentümer der Gelder zu identifizieren. Die CIBC beantragte dann beim Gericht, die strittigen Gelder einzubehalten und zu entscheiden, ob sie QuadrigaCX, Costodian oder den 388 Benutzern gehören, die die Gelder eingezahlt hatten.
Quadriga sagte daraufhin vor Gericht, dass es unangebracht gewesen sei, dass die Bank die Gelder einfror und behauptete, der unbestrittene Eigentümer des größten Teils der Gelder zu sein. Es gebe "keinen Beweis" dafür, dass dem nicht so ist.
In der jüngsten Erklärung enthüllte Robertson auch, dass die Anwaltskanzlei, die derzeit die Börse vertritt, mit Quadriga CX nicht menhr zusammenarbeiten werde, da es offenbar einen Interessenkonflikt gebe. In der Erklärung heißt es:
"Stewart McKelvey hat mir mitgeteilt, dass sie die Vertretung von QuadrigaCX (QCX) und den anderen antragstellenden Unternehmen im Insolvenzverfahren nach dem Companies’ Creditors Arrangement Act (CCAA) abgeben würden. Grund dafür seien Bedenken, die aufgrund von Informationen aufgeworfen worden seien, die dem gerichtlichen Prüfer seit Beginn des CCAA-Verfahrens bekannt geworden seien."
Anfang März bat Robertson das Gericht um umgerechnet rund 200.000 Euro als Entschädigung für die Kosten, die entstanden seien, um der Kryptobörse einen vom Gericht genehmigten Schutz vor Gläubigern zu sichern. Als umgerechnet rund 128 Mio. Euro in Krypto verloren gingen, nachdem Cotten starb, stellte Robertson eine Zwischenfinanzierung für Gerichtsverfahren zur verfügung.
Während Robertson Berichten zufolge die Frage um die Rückzahlung vor Gericht zur Sprache brachte, meinte die Anwaltskanzlei Cox & Palmer, die die betroffenen Kunden von QuadrigaCX vertritt, dass die Rückzahlung nicht gewährt werden sollte, bis Ernst & Young - der vom gerichtliche Prüfer - die Vermögens- und Transaktionsinformationen aus Cottens Nachlass überprüft hat.
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