Analysten der Investmentbank RBC Capital Markets warnen, dass der politische Druck auf Facebook Libra dafür sorgen könnte, dass China freies Feld hat, um die eigene Zentralbank-Digitalwährung als Marktführer in Schwellenländern zu etablieren.

China intensiviert Entwicklung seiner Digitalwährung

Wie das Finanzmagazin Markets Insider am 15. Oktober berichtet, sind die RBC Analysten überzeugt davon, dass China die Entwicklung seiner Zentralbank-Digitalwährung nach der Ankündigung von Libra intensiviert hat. So mahnte die RBC zuletzt in einem Rundschreiben:

„Wenn die amerikanischen Aufsichtsbehörden Libra zum Scheitern bringen und gleichzeitig keine förderlichen Rahmenbedingungen für Krypto-Innovationen schaffen, dann könnte China dadurch in bester Position sein, um mit der eigenen Digitalwährung zum Marktführer in Schwellenländern zu werden.“

US-Finanzminister Steven Mnuchin sieht derweil kein Fehlverhalten der Politik und führt den jüngsten Exodus von potenziellen Libra Investoren darauf zurück, dass das Facebook Projekt schlicht nicht die hohen regulatorischen Auflagen hinsichtlich der Geldwäschebekämpfung erfüllen kann:

„Wenn Facebook unsere Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche oder die Standards der FinCEN nicht einhalten kann, dann müssen wir rechtliche Maßnahmen gegen das Projekt einleiten. Ich denke die etwaigen Partner haben gemerkt, dass das Projekt diesen Standards noch nicht gerecht wird, weshalb sie sich vorerst zurückgezogen haben.“

Nichtsdestotrotz gehen die RBC Analysten davon aus, dass viele Unternehmen weiterhin daran interessiert sind, an Libra mitzuwirken, auch die vermeintlichen Aussteiger könnten unter Umständen eine Rückkehr wagen:

„Wenn es klare gesetzliche Vorgaben gibt, die Libra einen erfolgreichen Start ermöglichen, dann wäre es nicht verwunderlich, wenn einige Unternehmen wieder in das Projekt zurückkehren.“

Bitcoin die bessere Alternative?

Der US-Politiker Warren Davidson hat derweil einen ganz anderen Vorschlag, indem er meint, dass Facebook viel lieber Bitcoin in die eigene Plattform integrieren solle, als an einer firmeneigenen Kryptowährung zu arbeiten. Dementsprechend kann er dem Streit um den Stablecoin auch etwas Positives abgewinnen, da Facebook Libra, seiner Meinung nach, die Probleme hervorhebt, die ohnehin von dem sozialen Netzwerk ausgehen.

So würden sich dieselben gesellschaftspolitischen Fragen auftun, die sich zuletzt verstärkt im Bezug auf die sozialen Medien gestellt haben:

„Facebook filtert bereits Inhalte. Einige nennen das Zensur und andere finden wiederum gut, dass sie damit gegen Hass und Hetze vorgehen […] Das wirft jedoch die Frage auf, ob wir einen Meinungsfilter oder Meinungsfreiheit wollen. Genauso stellt sich die Frage, ob wir Zahlungsfreiheit oder einen Zahlungsfilter wollen.“

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