S&P Global Ratings hat Tethers USDt auf die niedrigste Stufe seiner Stablecoin-Stabilitätsskala herabgestuft und damit die Fähigkeit des Tokens in Frage gestellt, seine Dollar-Bindung aufrechtzuerhalten.
Die „schwache“ Bewertung war laut S&P Global auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter die Tatsache, dass Tether den USDt (USDT) mit „risikoreicheren“ Vermögenswerten wie Bitcoin (BTC), Gold, Krediten und Unternehmensanleihen unterlegt hat, die einer höheren Volatilität unterliegen. In dem Bericht hieß es dahingehend:
„Bitcoin macht 5,6 % des im Umlauf befindlichen USDT aus und übersteigt damit die Überbesicherungsmarge von 3,9 %, die mit einer Besicherungsquote von 103,9 % verbunden ist. Ein Rückgang des Bitcoin-Kurses oder des Wertes anderer risikoreicherer Vermögenswerte könnte daher die Sicherheit der Besicherung verringern.“
Tether hat seinen Hauptsitz in El Salvador und unterliegt der Aufsicht der dortigen National Commission of Digital Assets (CNAD), die laut S&P weniger strenge Anforderungen an die Reservewerte zur Absicherung von Stablecoins stellt.
Ein weiterer wichtiger Grund für die schwache Stabilitätsbewertung war das Fehlen ausreichender Prüfungen oder Berichte zum Nachweis der Reserven. Trotz der schwachen Bewertung erklärte S&P, dass 75 % der Deckung von USDt aus US-Staatsanleihen und anderen kurzfristigen Finanzinstrumenten mit „geringem Risiko” stammen.
In einer Erklärung gegenüber Cointelegraph stufte Tether den Bericht als „irreführend“ ein und erklärte, dass es „der Darstellung in dem Bericht entschieden widerspricht“ und dass dieser „die Natur, den Umfang und die makroökonomische Bedeutung von digitalem Geld nicht erfasst und Daten übersieht, die eindeutig die Widerstandsfähigkeit, Transparenz und globale Nützlichkeit von USDT belegen“.
Paolo Ardoino, der CEO von Tether, kritisierte ebenfalls die neue Bewertung und die Nützlichkeit von Finanzratingagenturen im Allgemeinen.
„Die klassischen Ratingmodelle, die für traditionelle Finanzinstitute entwickelt wurden, veranlassten private und institutionelle Anleger in der Vergangenheit dazu, ihr Vermögen in Unternehmen zu investieren, die trotz ihrer Investment-Ratings zusammenbrachen“, betonte Ardoino.
Der Bericht erschien in einem für Stablecoins wegweisenden Jahr, nachdem in den USA dahingehende Vorschriften verabschiedet worden waren, die Regierung von US-Präsident Donald Trump Stablecoins als Mittel zur Aufrechterhaltung der Hegemonie des US-Dollars priorisierte und die Marktkapitalisierung von Stablecoins 300 Milliarden US-Dollar überschritt.
Tether wird zur digitalen Zentralbank
Tether ist laut Ardoino mit über 112 Milliarden US-Dollar an kurzfristigen US-Staatsanleihen der 17. größte Inhaber von US-Staatsanleihen weltweit und übertrifft damit die meisten Länder, darunter Südkorea, Saudi-Arabien und Deutschland.
Das Unternehmen hat außerdem 116 Tonnen Gold in seinen Reserven angesammelt, was mit den Reserven von Nationalstaaten und Zentralbanken konkurrieren kann.
Die Anhäufung von Gold und US-Staatsanleihen durch Tether sowie dessen Fähigkeit, digitale Dollar zu prägen und einzulösen, haben einige Analysten zu der Behauptung veranlasst, dass Tether inzwischen wie eine Zentralbank agiere.
