Private Kryptowährungen haben laut einer Vertreterin der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Vorteile gegenüber staatlich ausgegebenen Digitalwährungen, wie Andréa Maehler, Mitglied des Direktoriums der SNB, in einer Rede in Zürich am 5. April verlauten lies. Ihre Anmerkungen lassen weiterhin Rückschlüsse zu, dass die SNB vorerst keine eigene digitale Währungen plant und dem Thema kritisch gegenüber steht.
Die Abgeordnete der SNB merkte an, dass Digitalwährungen aus dem Privatsektor besser und weniger risikoreich sind als staatlich ausgegebene Versionen. Eine vom Staat gestützte Digitalwährung garantiert laut Maehler nicht unbedingt ein effizientes System für bargeldlose Zahlungen im Einzelhandel. Des Weiteren würde eine staatliche Kryptowährung das Risiko von sogenannten “bank runs”, dem massenhaften Ansturm zum Auflösen von Konten von beunruhigten Bankkunden, erhöhen und das momentane System, in dem die SNB als Bank für Handelsbanken agiert, in Frage stellen.
Die Zentralbankerin sieht aber durchaus auch Probleme bei Kryptowährungen: sie merkte an, “dass Kryptowährungen keine echte Konkurrenz für traditionelle Währungen darstellen”, da diese die grundlegenden Voraussetzungen von Geld nicht erfüllen. Damit bezieht sie sich auf die Anwendung als Tauschmittel, als Vehikel zur langfristigen Wertaufbewahrung und als stabile Rechnungseinheit. Kryptowährungen stellen laut Maehler aufgrund ihrer hohen Volatilität eher ein spekulatives Investment als ein Zahlungsmittel dar.
Weiterhin ging die Abgeordnete auf das Potential der Distributed Ledger Technology (DLT) ein, die sie mit der Kryptowährungen zugrunde liegenden Blockchain-Technologie gleichsetzte. Maehler räumte ein, dass DLT das Potential hat, Kosten zu reduzieren und Transparenz im Bereich von internationalen Geldtransfers und der Abrechnung von Sicherheiten zu steigern. Auch hier sieht Maehler allerdings noch viele offene Fragen, da die Technologie Anforderungen bezüglich Skalierbarkeit, Datensicherheit und Zuverlässigkeit, insbesondere im Bezug auf RTGS (Real-Time-Gross-Settlement) Zahlungssysteme, noch nicht erfüllt.
Die ablehnenden Haltung gegenüber einer staatlichen digitalen Währung der SNB steht im Kontrast zu Neuigkeiten aus anderen Nationen, in denen in letzter Zeit Pläne für eine staatliche Digitalwährung laut wurden. Zum Beispiel die Volksbank von China ließ in einer Ankündigung vom 29. März verlauten, dass sie an einer zentralisierten Kryptowährung zur Stärkung des Chinesischen Yuans (RMB) arbeitete.
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