Dr. Thomas Moser, ein stellvertretendes Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat im Rahmen der European Blockchain Convention (EBC) 2022 mit dem Cointelegraph-Redakteur Aaron Wood gesprochen, und dabei die Themen Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs), Stablecoins und Regulierung angeschnitten.

Im Hinblick auf den möglichen Konkurrenzkampf zwischen privatwirtschaftlichen Stablecoins und staatlichen CBDCs ist Dr. Moser zuversichtlich, dass beide Arten von Digitalwährung koexistieren können, denn CBDCs erfüllen nur sehr grundlegende Funktionen, während Stablecoins für viele andere Anwendungszwecke zugeschnitten werden können.

Angesprochen auf den spektakulären Zusammenbruch des Blockchain-Projekts Terra und des zugehörigen dezentralisierten, algorithmischen Stablecoins TerraUSD (UST) befürchtet Dr. Moser, dass das Terra-Debakel bei der Regulierung der (wert-)stabilen Kryptowährungen noch lange nachwirken könnte.

So könnten sich die Aufsichtsbehörden nun gezwungen sehen, zentralisierte Stablecoins gegenüber den dezentralisierten Varianten wie UST vorzuziehen:

„Ich befürchte, dass die Regulierer alle dezentralisierten Stablecoins in denselben Topf werfen werden, auch wenn das nicht richtig ist, aber die Gefahr dafür besteht. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Regulierung zentralisierte Stablecoins bevorzugen wird.“

Allerdings wird es nach Ansicht von Moser noch länger dauern, bis der Kryptomarkt vollständig reguliert ist. Dahingehend verweist er auf das Internet der frühen 90er, denn damals brauchte es ebenfalls längere Zeit, bis die Aufsichtsbehörden neue, passende Vorschriften formuliert hatten, da der bestehende Gesetzesrahmen einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit war.

Nach Einschätzung des Zentralbankers wird sich dies nun wiederholen, denn wenn die geltende Regulierung einfach auf die Kryptobranche übertragen wird, dann würde ein Sektor wie die Dezentralisierten Finanzdienstleistungen (DeFi) wohl komplett eingestampft werden:

„Wenn man die bestehenden Regulierungsvorschriften einfach auf Krypto überträgt, dann werden die DeFi verschwinden. Der Grund dafür ist, dass es dann nur noch zentralisierte Projekte geben dürfte, die nach dem geltenden Rechtsrahmen reguliert werden können. Bei den DeFi gibt es keine zentralen Stellen, die zur Verantwortung gezogen werden können, denn im Prinzip handelt es sich dabei nur um Smart Contracts, die miteinander interagieren, also braucht es eine völlig andere Art der Regulierung.“

Neben China ist die Schweizerische Nationalbank eine der ersten Zentralbanken der Welt, die bereits konkrete Tests mit einer CBDC veranstaltet hat. So hatte die SNB im Januar zunächst ihre Wholesale-CBDC getestet, was jedoch zu dem Ergebnis geführt hat, dass die Nationalbank die Risiken einer Einführung für größer als die potenziellen Vorteile hält.