Anleger beschweren sich in der Regel nicht über eine Rallye, es sei denn, auf dem Chart erkennt man starke Abwärtsrisiken. Eine Analyse des aktuellen Ether (ETH)-Chart könnte zum Beispiel so interpretiert werden, dass der aufsteigende Kanal seit dem 15. März zu aggressiv ist.

Ether-Kurs auf FTX in USD. Quelle: TradingView

Daher ist es nur natürlich, dass Händler befürchten, dass ein Rückgang unter die Unterstützung bei 3.340 US-Dollar zu einem erneuten Test der Marke von 3.100 US-Dollar oder zu einer Korrektur um 12 Prozent bis auf 3.000 US-Dollar führen könnte. Natürlich hängt das weitgehend davon ab, wie die Händler positioniert sind und was die On-Chain-Indikatoren des Ethereum-Netzwerks sagen.

Zunächst einmal erreichte der eingeschlossene Gesamtwert (TVL) auf dem Ethereum-Netzwerk am 23. Januar mit 32,8 Millionen ETH seinen Höchststand und ist seitdem um 20 Prozent gesunken. Der TVL zeigt die Anzahl der Coins an, die auf Smart Contracts hinterlegt sind. Darunter fallen die Bereiche dezentrale Finanzierung (DeFi), Gaming, NFT-Marktplätze, soziale Netzwerke, Sammlerstücke und hochriskante Anlagen.

Außerdem lag die durchschnittliche Transaktionsgebühr des Ethereum-Netzwerks am 16. März auf einem Tiefstwert von 8 US-Dollar. Kürzlich ist sie aber auf 15 US-Dollar gestiegen. Daher muss man überprüfen, ob das auf eine geringere Nutzung von dezentralen Anwendungen (DApps) oder auf Nutzer zurückzuführen ist, die Layer-Two-Lösungen nutzen.

Ether-Futures-Prämie zeigt wenig Grund zur Aufregung

Händler sollten die Daten zum Ether-Futures-Markt analysieren, um zu sehen, wie professionelle Händler sich positionieren. Die vierteljährlichen Kontrakte sind das bevorzugte Instrumente von Walen und Market Makern, da sie die schwankende Finanzierungsrate der Perpetual Futures umgehen.

Die Basisrate misst die Differenz zwischen längerfristigen Futures-Kontrakten und den aktuellen Spotkursen. Die annualisierte Prämie für Ether-Futures sollte zwischen 5 Prozent und 12 Prozent liegen. Das ist eine Entschädigung für Trader, dass sie das Geld zwei bis drei Monate lang bis zum Ablauf des Kontrakts "festhalten".

Ether 3-Monats-Futures, annualisierte Prämie. Quelle: Laevitas.ch

Die aktuelle Ether-Futures-Basis liegt mit 6 Prozent leicht über der Mindestschwelle für einen neutralen Markt. Eine annualisierte Futures-Prämie von weniger als 5 Prozent gilt als bärisch, während ein Wert über 12 Prozent als bullisch betrachtet wird.

Diese Daten zeigen uns, dass die Profi-Händler alles andere als begeistert sind. Aber in den letzten Monaten lag der Basissatz bei 4 Prozent oder weniger, was auf eine bärische Stimmung hindeutet. Das heißt, es gab eine Verbesserung, das hat aber nicht gereicht, um eine übermäßige Nachfrage seitens der Käufer auszulösen.

Um externe Effekte auszuschließen, die die Derivatedaten beeinflusst haben könnten, sollte man die On-Chain-Daten des Ethereum-Netzwerks betrachten. Die Überwachung der Netznutzung gibt uns beispielsweise einen Einblick darin, ob die tatsächlichen Anwendungsfälle die Nachfrage nach Ether rechtfertigen.

On-Chain-Indikatoren geben Anlass zur Sorge

Die Anzahl der aktiven Adressen im Netzwerk ist ein schneller und zuverlässiger Indikator, um die effektive Nutzung zu bestimmen. Natürlich könnte dieser Indikator durch die zunehmende Einführung von Layer-2-Lösungen etwas verzerrt werden, aber zumindest ist das ein guter Ausgangspunkt.

7-Tage-Durchschnitt der aktiven Adressen auf Ethereum. Quelle: CoinMetrics

Der aktuelle Durchschnitt von 593.260 täglich aktiven Adressen ist ein Anstieg um 2 Prozent im Vergleich zu vor 30 Tagen. Das ist aber noch weit unter den 857.520 vom Mai 2021. Die Daten zeigen, dass die Ether-Token-Transaktionen kein Wachstum signalisieren, zumindest nicht auf der primären Ebene.

Händler sollten sich mit der DApp-Nutzung befassen, sich aber nicht ausschließlich auf den TVL konzentrieren, da sich dieser Indikator stark auf Kreditplattformen und dezentrale Börsen (DEX) fokussiert. Die Anzahl aktiver Adressen bietet in diesem Fall einen besseren Überblick.

DApps-Aktivität auf dem Ethereum-Netzwerk über 30 Tage. Quelle: DappRadar

Ethereum-DApps verzeichneten einen durchschnittlichen monatlichen Rückgang der aktiven Adressen um 11 Prozent. Insgesamt sind die Daten eher enttäuschend, da das Smart-Contract-Netzwerk speziell für dezentralisierte Anwendungen entwickelt wurde.

Zum Vergleich: Die DApps im Polygon-Netzwerk legten um 12 Prozent zu und Solana (SOL) verzeichnete einen Nutzerzuwachs von 6 Prozent. Solange es kein anständiges Wachstum bei den Ether-Transaktionen und der DApp-Nutzung gibt, wird die Unterstützung bei 3.340 US-Dollar womöglich nicht halten.

Die Ansichten und Meinungen, die hier aufgeführt werden, sind ausschließlich die des Autoren und spiegeln nicht zwangsläufig auch die Ansichten von Cointelegraph wider. Jeder Investment - und Handelsschritt birgt ein Risiko. Recherchieren Sie gut, bevor eine Entscheidung treffen.