Bitcoin (BTC) ringt zu Beginn der neuen Woche mit seiner Unterstützung. Unterdessen zeichnen sich wichtige makroökonomische Veränderungen ab.

Diese Woche könnte ein entscheidender Wendepunkt für die Beziehung zwischen Bitcoin, Altcoins und den traditionellen Vermögenswerten werden. Die US-Zentralbank spielt dabei die wichtigste Rolle.

Während die Inflation weiter ansteigt, die quantitative Lockerung weiterläuft und sich die geopolitischen Turbulenzen in Europa sich zuspitzen herrscht viel Unsicherheit auch abseits der Branche.

Hinzu kommt, dass Bitcoin von dem Chaos nicht profitieren konnte. Daher sind Trader überwiegend besorgt. Was braucht es, um wieder etwas Überzeugung in den Markt zu bringen?

Der Zustand, der seit Monaten auf den Bitcoin-Markt herrscht, konnte bisher durch nichts geändert werden. Bisher lag er im Jahr 2022 in einer Spanne, aus der er nicht ausbrechen konnte. Doch nun können einige Ereignisse in naher Zukunft einen Stimmungsumschwung auslösen.

Cointelegraph wirft einen Blick auf die Faktoren, die die Märkte in den kommenden Tagen beeinflussen könnten.

Russland, China, Inflation und US-Zentralbank

Ob man das nun mag oder nicht, die US-Zentralbank wird die Krypto-Entwicklung diese Woche am stärksten beeinflussen.

Am 16. März werden die Bank darüber entscheiden, ob sie die bereits seit längerem erwartete Leitzinserhöhung vornehmen wird oder nicht.

Die US-Zentralbank hat ein großes Problem: Die Inflation nimmt überhand. Aber sie will auch ihre Schulden aufgrund der Corona-Krise reduzieren.

Eine Zinserhöhung dürfte also nur geringfügig ausfallen, vielleicht 0,25 Prozent. Aber die Auswirkungen könnten für Bitcoin dennoch beträchtlich sein.

BTC hat bereits gezeigt, dass er mit den US-Aktien korreliert. Jegliche Reaktion auf die Maßnahmen der US-Zentralbank wird der Markt demnach auch kopieren.

Aktien mögen Zinserhöhungen nicht, denn die lockere Geldpolitik und die COVID-19-Reaktionen waren so etwas wie eine goldene Ära, die erst Ende 2021 endete. Hier wird die Realität der Maßnahmen der US-Zentralbank deutlich. Bitcoin erreichte im November ein Allzeithoch und verzeichnete dann einen starken Einbruch.

"Diese Woche wird für Krypto- und Aktienhändler äußerst wichtig, da man erwartet, dass die US-Zentralbank diese Woche über eine Leitzinserhöhung von 0,25 Prozent entscheiden wird. Bitcoin und Ethereum korrelieren im Jahr 2022 mit dem SP500. Daher dürften sich diese Entscheidungen stark auf Kryptowährungen auswirken", wie das Analyseunternehmen Santiment am 14. März zusammenfasste.

Die US Zentralbank ist jedoch bei weitem nicht der einzige große Spieler, der Bitcoin beeinflussen könnte.

In Europa wird über einen Vorschlag für Kryptowährungen abgestimmt, der effektiv ein Verbot von Proof-of-Work (PoW)-Protokollen nach sich ziehen würde. Darin berufen sich die Verfasser auf die Umwelt Bedenken.

Diese Idee wurde bereits von vielen Seiten kritisiert, dennoch besteht die Gefahr, dass dieses Verbot tatsächlich durchkommt.

"Mit einem PoW-Verbot würde man verbieten, eine Zahl zu erraten", so Knut Svanholm, der Autor von Bitcoin: Sovereignity Through Mathematics (zu Deutsch: Souveränität durch Mathematik).

"Man bedenke, was ein solches Verbot bedeuten würde."

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie dessen wirtschaftliche Folgen gehen unterdessen ebenfalls weiter. Russland droht die Zahlungsunfähigkeit und die Sanktionen und Handelsblockaden verstärken den Inflationsdruck.

In China ist unterdessen Corona wieder in den Fokus gerückt, da es immer mehr Lockdowns gibt.

Spotpreis "feiert" zwei Jahre nach COVID-19-Einbruch

Daher ist die Lage für kurzfristige Bitcoin-Händler gelinde gesagt prekär.

Angesichts der Tatsache, dass jeder der oben genannten Makro-Faktoren einen erneuten Einbruch an den Aktienmärkten auslösen könnte, wirkt Bitcoin sehr unsicher.

"Der Kapitulationsrückgang kommt erst noch, wie bei jedem anderen Makrorückgang auch, den wir bisher erlebt haben", so der Twitter-Nutzer Crypto Tony.

Eine solche Kapitulation gilt für viele wohl nun als wahrscheinlich. Das Timing wäre denkbar schlecht, da es fast auf den Tag genau zwei Jahre her ist, dass BTC/USD in den ersten Tagen der Corona-Krise auf 3.600 US-Dollar eingebrochen ist.

Wie Cointelegraph bereits berichtete, müssen noch einige Unterstützungsniveaus zurückerobert werden. Die Marke von 40.000 US-Dollar konnte in letzter Zeit nicht länger als ein paar Tage oder Stunden gehalten werden.

Zum Wochenschluss sank BTC/USD in letzter Minute in Richtung 37.000 $, konnte jedoch einen Großteil des verlorenen Bodens zurückgewinnen und notiert zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bei etwa 38.600 $.

Zu den kurzfristigen Aussichten sagte der Twitter-Analyst Plan C, sein Confluence Floor Model prognostiziert für den kommenden Monat einen möglichen makroökonomischen Boden.

Ein solcher Boden könnte jedoch bei etwa 27.000 US-Dollar liegen. Damit würde Bitcoin unter seinen Eröffnungskurs von 2021 und kurzzeitig unter die Spanne fallen, in der er sich seither konsolidiert hat.

"Ich glaube nicht wirklich, dass wir bis auf 27.000 US-Dollar gehen, aber wenn sich die Geschichte zum vierten Mal wiederholt, könnte genau hier der Tiefpunkt dieser Akkumulationsphase liegen", so Plan C auf Twitter.

Akkumulierung bietet schwachen Trost 

Allerdings gibt es auch positive Aspekte. Die Nachfrage nach Bitcoin auf dem aktuellen Niveau ist offenbar ziemlich hoch.

Wie Cointelegraph berichtet, waren die Wale in den letzten Tagen aktiv und der Anteil des gesamten BTC-Angebots, den kleinere Investoren halten, hat ein Jahreshoch erreicht.

Dieses Verhalten spiegelt sich nun in den immer neuen Tiefstständen des Börsenangebots wider.

Philip Swift, der Gründer der On-Chain-Analyse-Ressource LookIntoBitcoin, hat das am 1. März festgestellt.

Daten des On-Chain-Analyseunternehmens CryptoQuant bestätigen genau diesen Trend und zeigen zudem, dass die Bestände der 21 größten Börsen auf dem niedrigsten Stand seit Anfang August 2018 sind, nämlich bei 2,32 Millionen BTC.

Man kann sich auf die Börsenbestände als Indikator allerdings nicht unbedingt verlassen, da die verschiedenen Börsen unterschiedliche Trends aufweisen.

In ihrer aktuellen Ausgabe ihres wöchentlichen Newsletters The Week On-Chain vom 7. März hat die On-Chain-Analyseplattform Glassnode dieses Phänomen unter die Lupe genommen und festgestellt, dass das Angebot auf der Verkaufsseite angesichts der makroökonomischen Umstände insgesamt "ziemlich bescheiden" sei.

"Im Zuge der sehr volatilen makro- und geopolitischen Ereignisse der letzten Wochen sind auch die Nettobörsenströme einigermaßen stabil. Diese Woche gab es allerdings eine leichte Zufluss-Tendenz", wie die Forscher darin erklären.

Aktuelle Daten von Glassnode zeigen allerdings, dass von den Börsen in der vergangenen Woche 1,9 Milliarden BTC abgezogen wurden.

Marktstimmung beeindruckt niemanden

Es ist daher wenig überraschend, dass die Stimmung bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen dieser Woche sehr pessimistisch ist.

Nach zwei Monaten mit Kursschwankungen und Fakeouts sind die Bullen allmählich müde und es droht eine makroökonomisch bedingte Kapitulation.

"Die Bitcoin-Stimmung fühlt sich derzeit schlechter an als im Juli 2021 und der Kurs ist aktuell über 8.000 US-Dollar höher im Vergleich zum Tief vom Juli 2021", wie der Twitter-Analysedienst On-Chain College zusammenfasste.

Cane Island Digital Research hat die On-Chain-Daten in dieser Woche betrachtet und hervorgehoben, dass das Volumen ein weiteres Signal dafür sei, dass die Dynamik von Bitcoin nachgelassen habe.

"Das Bitcoin-Volumen ist ein schlechter Kursindikator, aber es ist ein guter Indikator für die Stimmung", wie das Konto kommentierte.

"Man kann sich nur schwer vorstellen, dass das Volumen noch viel weiter sinken könnte. Das bedeutet, dass Bitcoin kurz vor einem Boden stehen müsste."

Obwohl das ein Indikator für eine bevorstehende Kapitulation und Trendumkehr sein könnte, herrscht dennoch Angst auf dem Markt.

Mark Yusko, der Gründer, CEO und Investmentleiter bei Morgan Creek Capital Management, sagte über die Zahlen von Cane Island, diese seien eine Stimmung, die "kurz davor ist, sich in Luft aufzulösen".

Der Crypto Fear & Greed Index zeigt unterdessen weiter "extreme Angst" an. Er liegt etwa bei 20/100 und genau dieses Niveau gilt seit Mitte Februar als unterste Grenze.

Crypto Fear & Greed Index (Screenshot). Quelle: TradingView

Startschuss für Vulkananleihen?

Weitere gute Nachrichten kommen möglicherweise von El Salvador.

In diesem Zusammenhang: Top-5-Kryptowährungen diese Woche: Bitcoin (BTC), Polkadot (DOT), The Sandbox (SAND), THORChain (RUNE), Zcash (ZEC)

Das Land will diese Woche seine mit Spannung erwarteten zehnjährigen Bitcoin-Anleihen auf den Markt bringen. Diese werden inoffiziell als Vulkananleihen bezeichnet.

Das Land hat letztes Jahr als erstes Land überhaupt Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt und nutzt seitdem die geothermische Energie eines Vulkans, um BTC zu minen.

Daher bemüht sich das Land nun um langfristige Investitionspartnerschaften, indem es Anleihen ausgibt, die direkt an das Mining gebunden sind. Dadurch könnte viel Geld in das Ökosystem fließen.

Wann genau diese Anleihen ausgegeben werden sollen ist zwar noch nicht bekannt, aber es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass das noch diese Woche geschehen könnte.

Die ehemalige Strategieleiter bei Blockstream Samson Mow erklärte, dass man neben den Vorteilen, die sich aus der Verwendung dieses Geldes für Investitionen in BTC ergeben, die langfristigen Folgen des Plans von El Salvador nicht unterschätzen sollte. Sei nämlich ein Paradigmenwechsel in der Weltwirtschaft.

In einem Interview mit Saifedean Ammous im "Bitcoin Standard"-Podcast am Wochenende war Mow so optimistisch wie kein anderer.

"Wenn El Salvador diese Anleihe wirklich ausgibt, zeigt das der Welt, dass man sich nicht auf den IWF oder irgendein zentrales Kreditinstitut verlassen muss, das nicht unbedingt das Beste für einen will. Das würde zeigen, dass man alles mit Bitcoin-besicherten Anleihen finanzieren kann", wie er erklärte.