Kürzlich wurde die World Stablecoin Association in der Schweiz gegründet. Ziel des Verbandes ist einen gemeinsamen Vorstoß im Sektor zu erarbeiten, um regulatorische Fragen zu lösen und eine stärkere Zusammenarbeit zu schaffen. Stablecoins werden zu einem immer wichtigeren und viel verwendeten Tauschmittel in der Kryptowährungs-Community. Branchenführer wie Tether (USDT) und USD Coin (USDC) verzeichnen im Jahr 2020 immense Erfolge.

Tether erreichte gegen Ende Juli einen Meilenstein und brachte seine Marktkapitalisierung auf über 10 Mrd. US-Dollar. Fiat-Währung kann auf diesem Wege in den Stablecoin umgewandelt werden. Unterdessen konnte die Marktkapitalisierung des USDC Anfang Juli, nur wenige Monate vor seinem zweiten Geburtstag, die Marke von 1 Mrd US-Dollar überschreiten.

Der Erfolg dieser Projekte ist ein realistisches Maß für die Beliebtheit von Stablecoins und deren Nutzen im Kryptowährungsraum. Dennoch gab es bisher keine Organisation, die eine Zusammenarbeit zwischen diesen Stablecoins zustande brachte. Der WSA steckt noch in den Kinderschuhen, da er gerade erst gegründet wurde. Aber er führt aktiv Gespräche mit Tether, USDC, Dai und HUSD und hofft, mit diesen Projekten bis Ende 2020 eine Partnerschaft schließen zu können.

Mehrere Projekte sind bereits Mitglieder des WSA geworden, darunter etwa der an den kanadischen Dollar gekoppelte QCAD und das dezentrale Finanzprotokoll Ren, das von Polychain Capital unterstützt wird. Zudem sollen sich auch Brazillian Digital Token (BRZ), Crypto BRL (CBRL), Peg Network, QCash (QC), Stable, USDK und Digitalbits (XDB) der Initiative angeschlossen haben.

Gemeinsamer Vorstoß

Einige der größten Projekte des Kryptowährungs-Ökosystems sind aus Open-Source-Software hervorgegangen. Doch eine direkte Zusammenarbeit zwischen Branchenteilnehmern, die ähnliche Dienstleistungen anbieten, gibt es nicht oft. Stablecoins sind an eine bestimmte Fiat-Währung oder einen physischen Vermögenswert gekoppelt. Einige dieser Coins sind an denselben Vermögenswert gebunden, wodurch sie direkte Konkurrenten sind. Trotz dieses Wettbewerbs gab es für die Gründung des WSA einige positive Reaktionen von Stablecoin-Betreibern und Branchenexperten.

Cointelegraph sprach mit Emin Gün Sirer. Der Informatiker, Professor an der Cornell University und CEO von Ava Labs erklärte, vor welchen besonderen Herausforderungen Stablecoins und ihre Betreiber stehen und ob die WSA möglicherweise zur Überwindung dieser Hürden beitragen könnte. Er sagte, die Gründung eines Verbandes für Stablecoins sei angesichts dreier großer Herausforderungen eine willkommene Ergänzung für die Branche:

"Auf technischer Seite brauchen wir etablierte Handlungsrichtlinien für Sicherheit, Rechnungsprüfung und Überwachung, nach denen sich Projekte richten können. In Sachen Regulierung müssen sie die Gesetzgeber davon überzeugen, neue Verfahren zur Einhaltung der Vorschriften in der aufkommenden DeFi-Branche einzuführen. Letztendlich sind Akzeptanz und Aufklärung der Schlüssel, um Stablecoins auf die nächste Stufe zu bringen."

Gün Sirer glaubt, dass der Zusammenschluss dieser verschiedenen Anbieter zur Entwicklung und Verbreitung von Stablecoins weltweit beitragen könne: "Es ist fantastisch zu sehen, wie der WSA an Fiat gekoppelte und algorithmische Stablecoins unter einem Dach zusammenführt." Er fügte hinzu: "Dieser gemeinsame Vorstoß kann dazu beitragen, die technischen und regulatorischen Herausforderungen zu bewältigen und so die Akzeptanz zu steigern."

Cointelegraph sprach auch mit Roberto Durscki, dem COO von Stablecorp. Die Organisation steckt hinter dem Stablecoin-Projekt QCAD. Durscki erklärte, das eine Stablecoin-Allianz viele Möglichkeiten schaffen würde und eine solche das Potenzial habe, das gesamte Krypto-Ökosystem durch den Austausch von Erkenntnissen über die Einhaltung von Vorschriften und einen Konsens über bewährte Praktiken voranzubringen.

"Ein Token an sich macht noch keinen Stablecoin. Man muss sehr viel an Richtlinien und Verfahren und die Gesamtverwaltung des Coin arbeiten, um ein zuverlässiges und wirksames Finanzinstrument zu schaffen. Wir glauben, dass eine Art Bündnis/Konsortium/Verband, der die besten Projekte weltweit zusammenbringt, dazu beitragen könnte, Mindeststandards für die Einhaltung von Vorschriften festzulegen und neuen Projekten damit in der Aufbauphase zu helfen."

Ein weiterer potenzieller Vorteil ist die Schließung von Partnerschaften zwischen verschiedenen Stablecoin-Betreibern. Die Branche habe bisher sicherlich eine eher individualistische Denkweise gezeigt. Doch Durscki finde Partnerschaften äußerst sinnvoll: "Stablecoins brauchen, wie jedes andere Projekt auch, solide Partnerschaften, um zu gedeihen. Insbesondere in Sachen Compliance, Recht, Buchhaltung und Technik." Angesichts der Tatsache, dass Stablecoins ein einfaches Tauschmittel zwischen den Kryptowährungen darstellen, könnten sie auch gut als Handelspaare untereinander fungieren:

"Was einen Stablecoin unter anderem so wertvoll macht, ist seine Liquidität und der einfach Handel im Vergleich zu anderen Vermögenswerten (darunter auch andere Stablecoins). Wir glauben, dass ein Bündnis die technische Integration zwischen den Stablecoins beschleunigen und erleichtern würde."

Stablecoins sind derzeit äußerst erfolgreich, daher kommt die Gründung des Verbandes zu einer guten Zeit. Tether ist dabei, die Kryptowährung mit dem höchsten täglichen Transaktionsvolumen in US-Dollar zu werden. Er macht laut der Kryptodaten- und Forschungsfirma Messari allein über 11 Mrd. US-Dollar der Marktkapitalisierung von Stablecoins aus, die bei 13,4 Mrd. US-Dollar steht. 

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