Huobi, eine Handelsplattform aus Singapur, die derzeit zu den drei weltweit führenden Kryptowährungsbörsen zählt, hat am 1. Juni Schlagzeilen gemacht, als sie einen börsengehandelten Fonds (ETF) enthüllte, der einen Index der zehn wichtigsten Krypto-Vermögenswerte gegen Tether, eine an den US-Dollar gebundene digitale Währung, verfolgt.

Das ist zwar eine beeindruckende Leistung, die zweifellos noch mehr Privatanleger in den weltweiten Kryptowährungshandel locken wird, aber auf globaler Ebene ist das kaum der erste Fall, in dem ein reguliertes kryptobasiertes Derivat der Öffentlichkeit angeboten wird. Schweden, das in der Regel als Lehrbuchbeispiel für kryptobasierte Investmentfonds fungiert, hatte bereits 2015 Bitcoin-gehandelte Produkte eingeführt.

In Europa und Asien sind nun eine Reihe von Krypto-Wertpapieren aufgekommen, aber ein Rechtsgebiet fehlt auf dieser Karte auffallend - die Vereinigten Staaten. Trotz zahlreicher Bemühungen von Investmentfirmen, eine behördliche Genehmigung für die Notierung und den Handel mit KryptoWährungs-ETFs an wichtigen US-Börsen zu erhalten, zögerte die Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) bisher, die Schleusen zu öffnen. Ein genauerer Blick auf das Hin und Her zwischen der Regulierungsbehörde und den Möchtegern-Pionieren der regulierten Krypto-Investitionen legt nahe, dass die Zulassung der SEC nur eine Frage der Zeit ist.

Was genau ist ein ETF?

Exchange Traded Funds oder ETFs sind Wertpapiere, die die Diversifikation von Investmentfonds mit der Handelskapazität von Aktien kombinieren. Ein ETF folgt einem Index oder einem Korb von Vermögenswerten, die anteilig in den Fondsanteilen vertreten sind. ETFs sind neben Indexfonds eines der wichtigsten Mainstream-Instrumente für passive Anlagen. Durch die Sehnsucht nach dem Reiz regulierter Wertpapiere sehen viele in der Fintech-Community das Emporkommen von gehandelten Krypto-Fonds als Meilenstein auf dem Weg zur Massenakzeptanz an. Als Bindeglied zwischen der Welt der Kryptobörsen, die vielen vorsichtigen Anlegern verborgen bleibt, und traditionelleren Finanzinstrumenten sollten die Krypto-ETFs das Spektrum der Akteure, die den Bereich des digitalen Reichtums erschließen, erheblich erweitern.

Als relativ neues, aber bereits recht etabliertes Finanzinstrument sind "normale" ETFs in der Regel mit geringeren Anlagerisiken verbunden als einzelne Aktien. Es ist tatsächlich so, dass wenn man sich in einen Korb mit mehreren Vermögenswerten einkauft, werden sie vor Höhen und Tiefen geschützt, für die einzelne Aktien anfällig sind. Verluste aus unterdurchschnittlichen Vermögenswerten werden durch Gewinne aus denjenigen gemildert, die schneller an Wert gewinnen, während das allgemeine Wachstum der Branchen, Märkte und Indizes den Wert der Fondsanteile im Laufe der Zeit ansteigen lässt. Wie die von Warren Buffett initiierte berühmte Wette zeigte, übertraf ein Indexfonds (ein Instrument, das nach dem gleichen Prinzip wie ein ETF organisiert, aber nicht unbedingt an der Börse gehandelt wird) über einen Zeitraum von zehn Jahren massiv eine Sammlung von Hedgefonds, die von einem Vermögensverwalter der Wall Street sorgfältig ausgewählt wurden.

Wie soll das bei Krypto funktionieren?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie ein börsengehandeltes Produkt an digitale Vermögenswerte gebunden sein kann. Am einfachsten ist es, Kryptowährung zu kaufen und zu speichern, um die Eigentumsanteile an ihnen unter den Beteiligten des Fonds aufzuteilen. Frühe Kryptoanmeldungen bei der SEC im Frühjahr 2017 folgten diesem Beispiel. Eine weitere Option, die von der zweiten Welle der Antragsteller im Laufe des Jahres angewandt wurde, ist ein ETF, der Bitcoin-Futures besitzt.

Einer der frühesten Vorläufer von Krypto-ETFs auf US-Boden entsprang Tyler und Cameron Winklevoss Arbeit an einem Bitcoin-Kursindex mit dem passenden Namen Winkdex. Die Nachricht, dass die Anwälte der Zwillinge daran arbeiteten, die rechtliche Grundlage für einen börsengehandelten Fonds zu legen, der an den Kurs von Bitcoin gebunden ist, kam sofort auf, nachdem der Index Anfang 2014 eingeführt wurde. Der Aufwand schien keine leichte Aufgabe zu sein, denn erst im März 2017 hatten die Winklevoss-Brüder endlich einen formellen Antrag bei der Wertpapier- und Börsenkommission gestellt. Der Bitcoin-Kurs stieg in Erwartung des Urteils, aber die schicksalhafte Entscheidung der SEC entpuppte sich als Dämpfer für die Zwillinge und die Industrie insgesamt.

Der Antrag, Aktien des Winklevoss Bitcoin Trust zu notieren und zu handeln, wurde abgelehnt. Die Wertpapieraufsicht nannte mangelnde Regulierung der Märkte und großes Potenzial für betrügerische Praktiken als Grund. Die Entscheidung ließ jedoch etwas Raum für vorsichtigen Optimismus, da sie festlegte, dass die Kryptowährungs-Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, und die Kommission noch offen für eine Überprüfung ihrer Vorgehensweise war, wenn sich ein reiferer und besser regulierter Bitcoin-Markt entwickelt. Nur wenige Wochen, nachdem die erste Charge abgearbeitet wurde, musste sich die SEC mit einem weiteren Antrag befassen, bei dem es um die Notierung eines Produktes zur Verfolgung von digitaler Währung ging. Die Börse NYSE Arca bat um die Erlaubnis, den SolidX Bitcoin Trust, ein börsengehandeltes Produkt, das ebenfalls an Bitcoin gebunden ist, zu handeln. Dieser Antrag wurde aber mit ähnlichen Worten, wie bei der vorherigen Winklevoss-Entscheidung, abgelehnt.

Wer springt auf den Zug auf?

Es dauerte nicht lange, bis die nächste Welle der Krypto-ETF-Anträge kam. Angespornt von der Chicago Board Options Exchange, die im vierten Quartal 2017 bekannt gab, Bitcoin-Futures anbieten zu wollen, begannen prominente Investmentfirmen wie VanEck und ProShares ihre Bemühungen, die Bürokratie abzubauen. Nach der Einreichung im August und September gerieten die Anträge beider ETF-Anbieter jedoch ins Stocken, da die Futures-Produkte, die ihre Fonds verfolgen sollten, noch nicht verfügbar waren.

Als die Bitcoin-Futures von CBOE und CME Realität wurden und der Bitcoin-Kurs Ende 2017 sprunghaft anstieg, wurde die SEC erneut mit Zulassungsanträgen für Bitcoin-basierte Produkte überschwemmt: bis Anfang Januar 2018 waren mindestens 14 solche bei der Behörde in Bearbeitung. Unter den Großen der ETF-Branche waren neben VanEck und ProShares auch Direxion und First Trust vertreten. Die Wertpapier- und Börsenkommission zeigte sich unbeeindruckt. In ihrer Begründung an die Antragsteller äußerte die Kommission Bedenken hinsichtlich der Liquidität und der Bewertung der den vorgeschlagenen Fonds zugrunde liegenden Instrumente.

Die Aufsichtsbehörde sah sich auch gezwungen, einige öffentliche Klarstellungen zu diesem Thema vorzulegen, was am 18. Januar zur Veröffentlichung eines offenen Briefes von Dalia Blass, Direktorin der Abteilung Investment Management bei der SEC, an die Leiter zweier Investmentverbände führte. Der Brief konzentrierte sich auf fünf Bereiche, die für die Behörden von Belang sind: Liquidität, Manipulation, Bewertung, Verwahrung und mögliche Arbitrage von kryptobezogenen Vermögenswerten. In dem Schreiben wird bekräftigt, es sei bis zu einer zufriedenstellenden Abarbeitung dieser Punkte 'nicht angebracht, dass Fonds-Sponsoren die Registrierung von Fonds beantragen, die beabsichtigen, in großem Umfang in Kryptowährung und verwandte Produkte zu investieren'.

SEC erwägt eine Regulierungsänderung

Zu erwähnen ist, dass den US-Investoren seit einiger Zeit ein Bitcoin-bezogenes Finanzinstrument zur Verfügung steht. Bitcoin Investment Trust, betrieben von Grayscale unter dem Ticker GBTC, hielt im Februar 2018 noch etwa 175.000 Bitcoins. GBTC ging jedoch nicht als ETF durch, da dieser nicht bei der SEC unter dem Investment Company Act von 1940 registriert ist. Genauso sind eine Handvoll anderer Altcoin-basierter Trusts, die Grayscale Investments im März angekündigt hat als solche anerkannt worden. Diese Produkte werden außerbörslich gehandelt, was bedeutet, dass sie nicht an traditionellen Börsen notiert sind, sondern auf alternativen Plattformen mit weniger strengen Regulierungen zu finden sind. Diese Tatsache entzieht ihnen auch die volle Legitimität des "Establishments". Grayscales Antrag, GBTC für die Notierung an der NYSE Arca im September 2017 zuzulassen, war erfolglos.

Unterdessen ging der Austausch zwischen den Regulierungsbehörden und den Marktteilnehmern weiter. Ende März äußerte sich CBOE-Präsident Chris Concannon zur Debatte, indem er eine offene Antwort auf Dalia Blass Brief vom Januar veröffentlichte. Concannons Aussage war, dass die Kryptowährungsmärkte nun den regulären Märkten immer ähnlicher werden, was bedeutet, dass die meisten Bedenken der Regulierungsbehörde innerhalb des jeweiligen Rechtsrahmens gelöst werden konnten. Wie der Börsenchef bekräftigte, besteht daher keine Notwendigkeit, die Entwicklung der aufstrebenden Klasse der kryptobasierten Anlageinstrumente zurückzuhalten. Obwohl das wahrscheinlich nicht als Antwort auf Concannons Brief gewertet werden sollte, kündigte die SEC etwa zur gleichen Zeit an, dass sie eine Regeländerung in Erwägung zieht, die es zwei Proshares-Bitcoin-ETFs erlauben könnte, auf den Markt zu kommen. Die Entscheidung scheint allerdings noch in Arbeit zu sein.

Die unerbittlichen Winklevoss-Zwillinge waren ebenfalls nicht untätig. Das Patent, das sie im Mai erhalten haben, sieht aus wie ein Produkt ihrer Bemühungen, eine Lösung zu finden, die einige der Bedenken der SEC ausräumen und ihnen helfen könnte, einen Schritt näher an das Ziel zu kommen, die regulatorische Barriere zu überwinden. Das Patent schützt eine Abwicklungsmethode in Bezug auf kryptobörsengehandelten Produkten.

Außerdem hat VanEck, ein weiterer Verfechter der kryptobetriebenen Anlageinstrumente, einen Antrag für einen weiteren Bitcoin-ETF gestellt. Dieses Mal wurde der Preis für einen Anteil auf umgerechnet 170 .000 Euro festgesetzt, um institutionelle Investoren anzuziehen, und anstatt Futures-Contracts anzubieten, plant die Firma, mit einem physisch gesicherten Modell zu arbeiten, das den tatsächlichen Besitz einer Kryptowährung umfasst.

Angesichts der offensichtlichen Bewegung der Regulierungsbehörden in Richtung einer Regeländerung im April sowie der massiven Nachfrage seitens der Unternehmen und des Einzelhandels nach Kryptowährungsderivaten sieht es so aus, als würde die Verteidigung der SEC schon bald bröckeln. Zu viele mächtige und wohlhabende Akteure drängen auf die Annahme von Krypto-ETFs durch Lobby-, rechtliche und erfinderische Aktivitäten. Während der Zufluss von mehr institutionellem Geld, das regulierte Krypto-Wertpapiere versprechen, vielleicht nicht ganz den liberalen Idealen der Cypherpunk-Bewegung entspricht, kann das dem gesamten Ökosystem zumindest Legitimität und Stabilität einbringen.