Neue Bitcoin Forks sind zu einem sensiblen Thema geworden, seit die CME Bitcoin Futures veröffentlicht hat. Der durchschnittliche Preis enthält nämlich keine neuen Abkömmlinge, da die CME aktuell keine Fork Regelung hat.

Seit der Bitcoin vor neun Jahren von Satoshi Nakamoto entwickelt wurde, hat er sehr gemischte Meinungen hervorgerufen. Unterstützer vertrauen darauf, dass der Bitcoin eine neue Ära der menschlichen Zivilisation einläutet, wohingegen Mitglieder klassischer Finanzinstitute es als Blase bezeichnen. So sagte beispielsweise Waren Buffet, Milliardär und Chef von Berkshire Hathaway, am 10. Januar, dass Bitcoin "nahezu garantiert zu einem schlechten Ende kommen wird".

Wozu sind Futures gut

Einer der Gründe warum Finanzinstitute etwas perplex sind, könnte sein, dass Bitcoin ein Phänomen aus dem Einzelhandel ist und nicht von einem Finanzdienstleister entwickelt wurde. Immerhin wurde es von einem mysteriösen Programmierer entwickelt, der es möglich machte, Peer-to-Peer Austausch von Finanzmitteln auszuführen, ohne die jahrhundertealten Strukturen der Banken nutzen zu müssen. Regierungen regulieren diese Institutionen üblicherweise sehr stark, um Machtmissbrauch zu verhindern. Dadurch entstehen nahezu unüberwindbare Hindernisse, wenn Bitcoins tatsächlich besessen oder gehandelt werden sollen, im Gegensatz zum problemlosen Bitcoin Handel von Privatpersonen. Im Speziellen verhält es sich so, dass institutionelle Investoren oftmals nicht die eigentliche Wertanlage handeln, sondern nur Derivate auf diese Wertanlagen. Die eigentliche Abrechnung wird dabei oftmals an zentrale Stellen wie Clearinghäuser ausgelagert. Diese Art von Handel passieren im Rohstoffsektor wo Kontrakte auf ein Ölfass Future Contracts sind (die kürzesten davon rund ein Monat). Diese Kontrakte bestimmen den Ölpreis und schlussendlich auch den Benzinpreis, den wir an der Zapfsäule bezahlen.

Um die Situation etwas abzuschwächen und institutionelle Investoren die Möglichkeit zu geben, mit Bitcoin zu handeln, hat die CME am 17. Dezember 2017 Bitcoin Futures eingeführt. Natürlich hatte die Einführung der Bitcoin Futures andere Ziele. "Das ist ein wichtiger Schritt in der Bitcoin Geschichte... Wir werden regulieren, den Bitcoin nicht wild und wilder machen, sondern ihn zähmen und in ein Handelsinstrument mit Regeln umwandeln", sagte Leo Melamed, Vorsitzender der CME Group

Allerdings ermöglichen es Bitcoin Futures den Investoren auch Bitcoin effizienter zu shorten. Dadurch haben Investoren mit bärischen Ansichten eine einfachere Möglichkeit Bitcoin zu shorten. Zudem enthalten die Futures Sicherheitsmechanismen, die gegen starke tägliche Preisschwünge schützen sollen.

BTC Returns 10/13/2017-1/16/2018

Es ist eine spannende Aufgabe, die Volatilität des Bitcoin vor und nach der Einführung von Future Contracts anzusehen. Sie lag aufs Jahr gerechnet bei 37 Prozent zwei Monate vor dem Future Start und bei 44 Prozent im letzten Monat des Future Starts. Daher kann gesagt werden, dass sich die Volatilität des Bitcoins während dieses Zeitraums nicht signifikant nach unten verändert hat. 

Überprüfung und Ausgleichsmaßnahmen

Natürlich ist erst wenig Zeit vergangen, seit die Futures gestartet sind und es wird weiterhin interessant sein, ob die Volatilität des Bitcoins tatsächlich gezähmt werden kann, wie manche Finanzexperten hoffen. Somit würde Bitcoin deutlich verträglicher als Anlagewert für Banken und andere Finanzinstitutionen werden. Ich persönlich bin zuversichtlich, dass Clearinghäuser genug Erfahrung haben, um mit der Bitcoin Volatilität umzugehen. Sie werden bestimmt Überprüfungen und Ausgleichsmaßnahmen, sowie ausreichend Sicherheitsüberprüfungen einführen, dass sie selbst keinem Risiko ausgesetzt sind, wenn sie Ausgleichsprobleme bearbeiten müssen. Es scheint so, als ob Bitcoin Bären überwogen haben, seit die Futures an dem Markt gegangen sind.

Eine weitere interessante Funktion der Futures ist, dass sie in Geld abgehandelt werden, statt in Bitcoin. Dies war durchaus zu erwarten, da der physische Bitcoin Handel aufgrund der Komplexität der Wallets erschwert wird. Dadurch ergibt sich allerdings ein bisher neues Problem, nämlich, dass der Bitcoin als Softwareprodukt einen Fork erleben kann.

Stellen Sie sich für einen Moment vor, dass ein Future auf eine Aktie Dividenden auszahlt. Das Clearinghaus rechnet die Futures ab, dort allerdings nicht nur den Preis, sondern auch etwaige Dividenden oder Zinsen auf eine Anleihe. Etwas Ähnliches passiert, wenn eine Aktie geteilt wird oder eine Zusammenlegung von Unternehmen geschieht. Das Clearinghaus wird den Preis des Futures anpassen und die Ansprüche entsprechend abhandeln.

Neue Familienmitglieder

Der Fork passiert, wenn eine Änderung am Bitcoin Code durchgeführt wird und jeder, der zu diesem Zeitpunkt Bitcoin besessen hat auch Coins des Forks in derselben Höhe erhält. Es ist so ähnlich wie bei einer Familie, wenn ein neues Kind geboren wird und sofort zum Familienmitglied wird.

Allerdings spiegelt der Bitcoin Preis diese neuen Familienmitglieder nicht wider. Denken Sie kurz an die zwei großen Forks in BCH (Bitcoin Cash) und BTG (Bitcoin Gold), bei denen die Besitzer am Ende beide Währungen besaßen. Der Bitcoin Preis Index lässt allerdings nicht beide Preise in seinen Wert einfließen. Daher würden Personen, die Futures kaufen, diese potenziellen Gewinne verlieren, während Personen, die Bitcoin direkt besitzen, davon profitieren würden. Dasselbe passiert bei einem sogenannten Airdrop, bei dem eine neue Kryptowährung ihren Genesis Block als bestimmten Block in der Bitcoin Blockchain setzt. In so einem Fall erhalten Bitcoin-Besitzer diesen Coin sofort. 

In der nahen Zukunft wird es zahlreiche solcher Bitcoin Forks geben. Manche Forks und Airdrops, die während eines Future Starts stattfinden, werden in diesen Future Kontrakt eingebettet werden müssen. Man sollte anmerken, dass es dieses Problem nicht geben würde, wenn Bitcoin Futures tatsächlich in Bitcoin abgehandelt werden würden. Man müsste einfach Bitcoin zum Zeitpunkt des Kontrakts kaufen und sie physikalisch an den Käufer übergeben, wenn der Kontrakt ausläuft. Etwaige Aidrops und Forks, die währenddessen passiert sind, würden automatisch mit den physischen Bitcoins mittransferiert werden.

Welcher Fork ist lebensfähig

CME ist dieses Problem durchaus bekannt aber scheint keine klar definierte Regelung dafür zu haben. Und zwar lesen wir auf der FAQ Seite der CME:

“CME entwickelt eine Hardfork Regelung, um eine Lösung für die echten Märkte zu finden, wenn lebensfähige Forks passieren. Diese Regelung könnte Wertanpassungen zur Folge haben oder auch die Auflage weiterer Futures, die an Halter der bisherigen Futures ausgegeben werden.”

Es ist allerdings überhaupt nicht klar, was lebensfähiger Fork bedeutet. Die physischen Bitcoin Besitzer werden diese Forks jedenfalls genießen und es wird deren Entscheidung bleiben und nicht die Entscheidung des Clearinghauses, ob sie diese zusätzlichen Coins wollen oder nicht.

Die Unfähigkeit der Clearinghäuser könnte zu einem treuhänderischen Konflikt führen, wenn Bitcoin Future Besitzer realisieren, dass diese potenziellen Forks nicht in ihre zukünftigen Abschlüsse miteinbezogen werden (da dies einen unfairen Vorteil für Bitcoin Futures darstellt, der zu Arbitrage Möglichkeiten führen wird).

Die Frage nach Forks und Futures könnte zu einer unerwarteten Entwicklung für zukünftige Bitcoin Händler führen. Diese Probleme unterstreichen die Einzigartigkeit des Bitcoins als Finanzprodukt und zeigen die Herausforderungen von gewöhnlichen Finanzinstituten bei deren Versuch ihn zu zähmen und zu regulieren.

Yaacov Kopeliovich

Assistenzprofessor in Residenz, Abteilung für Finanzen an der Universität von Connecticut

Seine vorherigen Erfahrungen umfassen unter anderem die Position als Leiter der Forschung und Senior Quantitativer Analyst bei Risikoanlagen Management Firmen.

Disclaimer. Die Ansichten und Interpretationen in diesem Artikel sind die des Autors und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von Cointelegraph wider.