Mehrere marktführende Kryptobörsen, darunter Binance, Coinbase und Kraken, bestätigen, dass sie lediglich die Krypto-Vermögen von russischen Nutzern einfrieren, die sich unmittelbar im Visier der westlichen Finanzsanktionen befinden. Die Vermögen der russischen Normalbevölkerung sollen auf den Krypto-Handelsplattform hingegen zugänglich bleiben.
Mykhailo Fedorov, der ukrainische Minister für Digitalen Wandel, hatte vor ein Tagen gefordert, dass „alle großen Kryptowährungen die Wallets von Russen sperren müssen“. Gleichsam müssten „auch die Krypto-Vermögen von russischen Normalbürgern eingefroren werden“.
Brian Armstrong, der Geschäftsführer der amerikanischen Kryptobörse Coinbase, will dieser Bitte jedoch nicht nachkommen und argumentiert dahingehend:
„Wir sind der Ansicht, dass jeder Mensch Zugang zu grundlegenden Finanzdienstleistungen haben sollte, sofern das Gesetz dies nicht verbietet. Viele russische Normalbürger nutzen Krypto jetzt als Rettungsschirm, weil ihre Landeswährung zusammenbricht. Viele davon sind vielleicht sogar gegen das Vorgehen ihrer Regierung, doch auch diese Menschen wären von einer generellen Aussperrung betroffen.“
Falls „die US-Regierung jedoch ein Generalverbot ausspricht“, würde die Handelsplattform selbstverständlich diesen Vorgaben Folge leisten, wie Armstrong betont. Auch Kraken-CEO Jesse Powell schließt sich der Meinung seines Kollegen an und schreibt:
„Kraken kann die Konten unserer russischen Kunden nicht einfrieren, ohne dazu gesetzlich verpflichtet zu sein.Allerdings sollten sich russische Nutzer bewusst sein, dass eine solche Verpflichtung schon bald kommen könnte.“
Nichtsdestotrotz bekommen auch kleine russische Krypto-Anleger bereits die Effekte der Sanktionen zu spüren. So hat die Binance jüngst angekündigt, dass Karteninhaber der sanktionierten russischen Banken diese nicht länger auf der großen Krypto-Handelsplattform nutzen können. Ein Reddit-Nutzer warnte entsprechend am Freitag, dass iranische Krypto-Anleger in der Vergangenheit bereits von einem ähnlichen Problem betroffen waren:
„Dasselbe ist schon mal mit iranischen Konten passiert. Wir wurden zwei Jahre lang von der Binance ausgesperrt, aber das hat keinen interessiert. Sind wir nicht eigentlich unschuldig?“
Allerdings gibt es scheinbar weiterhin Möglichkeiten, Einschränkungen dieser Art zu umgehen. So meint ein KuCoin-Moderator im Rahmen dieser Diskussion:
„Krypto-Nutzer aus dem Iran können weiterhin unsere Kryptobörse nutzen, jedoch können sie sich nicht vollständig registrieren. Auch ohne vollständige Registrierung können die Funktionen unserer Plattform ganz normal genutzt werden, allerdings gibt es für nicht-verifizierte Accounts ein Auszahlungslimit von 5 BTC pro 24 Stunden.“
Andere Diskussionsteilnehmer geben wiederum zu bedenken, dass die Sperren für iranische IP-Adressen mit einem VPN umgangen werden können, woraufhin wieder andere jedoch entgegnen, dass es im Iran im ersten Schritt Zugang zu Kryptowährungen wie Bitcoin braucht, um sich im zweiten Schritt Services wie VPNs zulegen zu können, denn auch von diesen Dienstleistern sind Iraner in der Regel auf Grund geltender Sanktionen abgeschnitten.
Ob und wie hart die russischen Krypto-Nutzer also in den nächsten Wochen getroffen werden, bleibt abzuwarten. Zumindest für den Moment scheint für diese der Zugang zum Kryptomarkt noch weitestgehend offen.
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