Die wachsende Zahl von Spekulanten, die Ether (ETH)-Kredite aufnehmen, um möglichst viele geforkte Ether Proof-of-Work-Token (ETHPoW) zu bekommen, bereitet DeFi-Protokollen Kopfschmerzen.

Das Thema ist in den letzten Monaten immer wichtiger geworden, da erwartet wird, dass viele Ether-Miner nach dem mit Spannung erwarteten Merge an einer geforkten PoW-Chain oder möglicherweise sogar an mehreren Chains weiterarbeiten werden.

Im Falle eines Fork werden ETH-Besitzer auf der Chain, die etwa non-custodial Wallets verwenden oder auf Börsen aktiv sind, die ETHPoW unterstützen, die neuen Token per Airdrop erhalten.

Das bedeutet, das ETH-Guthaben auf der bestehenden Chain wird auf der geforkten PoW-Chain dupliziert.

Am Dienstag stimmte die Aave Governance-Community mit überwältigender Mehrheit für die Aussetzung von ETH-Krediten "in der Übergangszeit bis zum Merge".

Dieser Vorschlag wurde ursprünglich am 24. August unterbreitet, als die Nachfrage nach Aave-ETH-Krediten so stark anstieg, dass die Liquiditätsversorgung knapp wurde.

Aave hat eine komplexe Struktur für die Ausgabe von Zinssätzen und verwendet Algorithmen, um die Prozentsätze auf der Plattform zu bestimmen. Dabei werden die Liquidität und die Nachfrage nach Krediten berücksichtigt.

"Sobald der ETH-Kreditzins 5 Prozent erreicht, was kurz nach 70 Prozent Auslastung geschieht (im Moment sind wir bei 63 Prozent), werden stETH/ETH-Positionen unrentabel", wie es in dem Vorschlag vom 24. August heißt.

Es hieß, wenn diese Positionen allmählich unrentabel werden, würden die Nutzer wahrscheinlich "ihre Positionen auflösen, bis der ETH-Kreditzins wieder auf ein stabiles Niveau zurückkehrt, auf dem die Rendite wieder akzeptabel wird". Das würde die Liquiditätsversorgung von ETH auf Aave weiter unter Druck setzen.

Bei der kürzlichen Abstimmung stimmten 77,87 Prozent (528.290 Leute) dafür und 22,13 Prozent dagegen (150.170 Leute). Der Vorschlag wurde noch am selben Tag ausgeführt.

Anfang der Woche hatte der DeFi-Kreditgeber Compound Finance ebenfalls über einen Vorschlag im Zusammenhang mit einer Risikominderung in Bezug auf einen möglichen Ethereum-Fork abgestimmt. Dieser wurde einstimmig angenommen.

Compound hat seit Montag eine Obergrenze in Höhe von 100.000 ETH für die Kreditaufnahme eingeführt, die bis nachdem Merge gilt.

Außerdem hat das Protokoll sein Zinsmodell zu einem "Sprungzinsmodell mit wesentlich höheren Zinssätzen nach Überschreiten einer Kreditauslastung von 80 Prozent" aktualisiert. Eine Auslastung von 100 Prozent steigt dieses auf einen maximalen Zinssatz von 1000 Prozent effektiven Jahreszins.

Man hofft, dass das Nutzer davon abhält, Compound mit Krediten und Auszahlungen zu überschwemmen.

In diesem Zusammenhang: Im Vorfeld des Ethereum Merge: Hive Blockchain konzentriert sich auf neue Mining-Coins

ETH-Abflüsse an Börsen

Die Nutzer treffen jetzt schon Vorbereitungen, um kostenlose Token zu erhalten. Zahlreiche Stablecoins und Projekte wollen allerdings keine PoW-Chain unterstützen.

In einem kürzlichen Bericht von Delphi Digital heißt es, dass trotz des jüngsten ETH-Einbruchs am 29. August insgesamt 476.000 ETH von den Börsen abgeflossen seien.

Das ist die drittgrößte ETH-Abhebung seit März. Das Unternehmen führt das auf den Merge und Investoren zurück, die sich neu positionieren, um sich ETHPoW-Token zu sichern:

"Um möglichst viele ETHPoW-Token zu erhalten, transferieren die Nutzer wahrscheinlich ETH-Bestände von zentralen Börsen auf non-custodial Wallets. Das führt zu einem Anstieg des ETH-Nettoabflusses von den Börsen."

Man weiß zwar noch nicht, ob die Forked Chains genügend Interesse verzeichnen werden, um ein dauerhaftes Ökosystem und eine Community zu entwickeln, aber kurzfristig sind die Krypto-Degens zumindest sehr daran interessiert, kostenlose Forked Token zu erhalten.