Der Ethereum-Kurs (ETH) ist um mehr als 7 % gegenüber seinem bisherigen Höchststand von 2025 gefallen, als die Warteschlange der Validatoren und Investoren, die ihre im Staking befindlichen Vermögen abziehen wollen, am Mittwoch ein 18-monatiges Hoch erreichte.
Ethereum ist ein Proof-of-Stake-Netzwerk, bei dem Validatoren Vermögenswerte ins Staking geben und Gelder festschreiben müssen, um das Netzwerk zu sichern.
Validatoren, die aus dem Staking-System von Ethereum aussteigen möchten, müssen eine Warteschlange durchlaufen, „und in den letzten Tagen ist die Zahl der Wartenden absolut in die Höhe geschnellt“, berichtete das Staking-Protokoll Everstake am Mittwoch.
Laut ValidatorQueue stehen derzeit 644.330 ETH im Wert von rund 2,34 Milliarden US-Dollar mit einer Wartezeit von 11 Tagen zur Auszahlung an. Ein ähnlicher Anstieg der Auszahlungswarteschlange war im Januar 2024 zu verzeichnen, als die Ethereum-Kurse in der zweiten Monatshälfte um 15 % fielen.
Der Staking-Exodus könnte bedeuten, dass Validatoren ihre Vermögenswerte für den Verkauf freigeben möchten, aber das ist nicht immer der Fall.
Everstake erklärte, dass dies kein Zeichen von Angst oder Zusammenbruch sei, sondern eine „Veränderung“, und fügte hinzu, dass Validatoren wahrscheinlich aussteigen, um „erneut zu staken, zu optimieren oder zwischen Diensten zu rotieren, und nicht, um Ethereum zu verlassen“.
Die Experten fügten gleichsam hinzu, dass Investoren und Anleger möglicherweise auch Gewinne mitnehmen möchten, „da es naheliegend ist, dass einige Staker sich auf einen Verkauf vorbereiten, was zu einem kurzfristigen Verkaufsdruck führen und möglicherweise eine vorübergehenden Abschwung nach sich ziehen könnte“.
Ausbuchungen oder Umschichtungen?
Trotz des offensichtlichen Exodus befinden sich zugleich 390.000 ETH im Wert von rund 1,2 Milliarden US-Dollar in der Eingangswarteschlange, was bedeutet, dass der Nettobetrag, der aus dem Staking geht, nur etwa 255.000 ETH beträgt.
Darüber hinaus hat sich die Warteschlange seit Anfang Juni deutlich verlängert, als Ethereum-Treasury-Unternehmen wie SharpLink und Bitmine begannen, den führenden Altcoin aggressiv zu akkumulieren. Die Mehrheit der Treasury-Firmen hat angekündigt, ETH für zusätzliche Erträge zu staken.
Die Anzahl der aktiven Validatoren hat mit knapp 1,1 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht, ebenso wie der Staking-Betrag, der sich aktuell auf rund 35,7 Millionen ETH beläuft, was fast 30 % des Gesamtangebots entspricht und einen Wert von rund 130 Milliarden US-Dollar hat.
Ethereum-Kurs bricht ein
Der Ethereum-Kurs ist dennoch um rund 7 % von seinem Siebenmonatshoch von 3.844 US-Dollar, das er am Montag erreicht hatte, zurückgegangen und fiel am späten Mittwochsabend unter 3.550 US-Dollar, da einige Anleger Gewinne ausbuchen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels hatte sich ETH leicht auf 3.643 US-Dollar erholt und liegen damit weiterhin um mehr als 50 % über dem Wert des vergangenen Monats.
Es gab zudem eine enorme Nachfrage nach Spot-Ethereum-ETFs, die in den letzten sechs Handelstagen Zuflüsse von mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar verzeichneten, und das ohne dass bisher ein Staking-ETF genehmigt wurde.
„Wir haben in den letzten drei Monaten Nettozuflüsse in Höhe von 8 Milliarden US-Dollar über DeFi-Bridges in das Ethereum-Mainnet verzeichnet und einen deutlichen Anstieg der Zuflüsse in Ethereum-ETFs, während BTC-ETFs Abflüsse verzeichneten“, erklärte Henrik Andersson, Chief Investment Officer von Apollo Capital, gegenüber Cointelegraph.
„Das zeigt, dass es sowohl Interesse von eingeschworenen Blockchain-Fans als auch von Institutionen gibt“, so Andersson.
Liquid Staking-Token von Lido kurz entkoppelt
Tron-Gründer Justin Sun hat kürzlich ETH im Wert von rund 600 Millionen US-Dollar von der DeFi-Kreditplattform Aave abgezogen, was zu einer kurzzeitigen Abkopplung des Liquid-Staking-Tokens stETH und einem starken Rückgang der Liquidität bei Aave führte.
Dies könnte gleichsam zu einer Verlängerung der Auszahlungswarteschlange beigetragen haben, da panische Yield-Farmer versuchten, stETH wieder in ETH umzuwandeln oder es auf Sekundärmärkten zu verkaufen, beobachtete Marcin Kazmierczak, Mitbegründer der Staking-Plattform RedStone.