Die Europäische Union sollte die Entwicklung von auf Euro lautenden Stablecoins fördern, um mit auf US-Dollar lautenden Token konkurrieren zu können, so Pierre Gramegna, Geschäftsführer des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), einer Organisation zur Bewältigung von Wirtschaftskrisen in der EU.

„Europa sollte nicht von auf US-Dollar lautenden Stablecoins abhängig sein, die derzeit die Märkte dominieren“, betonte Gramegna bei einer Anhörung am Donnerstag zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage der Eurozone, bei der auch digitale Vermögenswerte thematisiert wurden. Er sagte außerdem:

„Europa sollte auch das Potenzial für finanzielle Innovationen per Stablecoins und tokenisierten Vermögenswerten nutzen. Stablecoins sind ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Gleichung. In einer sich rasch wandelnden Finanzlandschaft sollte Europa sein Möglichstes tun, um die Schaffung von auf Euro lautenden Stablecoins durch inländische Emittenten zu erleichtern.“
Pierre Gramegna im Gespräch über Euro-Stablecoins. Quelle: European Commission

Paschal Donohoe, der Präsident der Eurogruppe, stimmte der Notwendigkeit finanzieller Innovationen zu, bekräftigte aber auch, dass der digitale Euro, die geplante digitale Zentralbankwährung (CBDC) der EU, dennoch einen positiven Nettoeffekt für den Handel in der Region haben könnte.

Die EU-Vertreter waren sich einig, dass Euro-Stablecoins angesichts des Booms von auf US-Dollar lautenden Token nach der Verabschiedung des GENIUS-Regulierungsrahmens in den USA notwendig seien, was eine deutliche Abkehr von der früheren Rhetorik über die systemischen Gefahren von Stablecoins signalisiert.

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Digitaler Euro wird frühestens 2029 eingeführt

Der digitale Euro wird wahrscheinlich nicht vor 2029 eingeführt werden, so Piero Cipollone, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), der monierte, dass die EU-Parlamentarier den Prozess verzögern.

Cipollone ist einer der größten Befürworter des digitalen Euro und ein entschiedener Gegner privat ausgegebener digitaler Währungen.

Im September warnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde höchstpersönlich, dass die EU Risiken durch ausländische Stablecoins angehen und Regulierungslücken schließen müsse, um zu verhindern, dass ausländische Stablecoin-Emittenten Liquidität aus dem Euro und der EU abziehen.

Stablecoins sind mittlerweile zu einem Thema von geostrategischer Bedeutung geworden, da Regierungen versuchen, ihre Landeswährungen in den digitalen Raum zu verlagern, um die Nachfrage nach ihren jeweiligen Währungen zu maximieren.

Christopher Waller, der Gouverneur der US-Notenbank Federal Reserve, hat wiederholt für auf US-Dollar lautende Stablecoins geworben, um den Status des Dollars als Reservewährung zu schützen.

„Krypto-Vermögenswerte werden de facto in US-Dollar gehandelt. Daher ist es wahrscheinlich, dass jede Ausweitung des Handels in der DeFi-Welt die dominante Rolle des US-Dollars als Leitwährung einfach noch verstärken wird“, gab Waller bereits in einer Rede im Jahr 2024 zu bedenken.

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