Da die Verwebungen zwischen Kryptobranche und traditionellem Finanzsystem immer enger werden, steigt auch das Risiko, dass sich Krisen auf dem Kryptomarkt auf die globale Wirtschaft auswirken können. Zu dieser Einschätzung kommt nun zumindest der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB), der sich deshalb für eine strengere Krypto-Regulierung ausspricht.

Der ESRB – der ein wichtiger Teil des europäischen Finanzaufsichtssystems ist – hat am 25. Mai einen entsprechenden Bericht zu Kryptowährungen und Dezentralisierten Finanzen (DeFi) vorgelegt. Die zentrale These des 77-seitigen Dokuments ist, dass die Volatilität auf den Kryptomärkten zunimmt und dass sich zugleich die Querverbindungen zu den etablierten Finanzmärkten erhöhen. Obwohl die große Krise der Kryptobranche im Jahr 2022 keine vergleichbaren Auswirkungen auf das Finanzsystem hatte, warnt der Ausschuss, dass die dahingehende Risikoüberwachung für die kommenden Jahre nur unzureichend aufgestellt ist.

Aus diesem Grund schlägt der ESRB vor, dass die Europäische Union (EU) ihre Kapazitäten zur Überwachung der Kryptomärkte und deren Verstrebungen zum Finanzsystem ausbauen sollte. Zudem regt der Ausschuss an, dass die EU neue standardisierte Reporting-Vorgaben für Banken und Investmentfonds, die mit Krypto hantieren, formulieren sollte.

Dabei geht der Bericht auch noch mal gesondert auf Stablecoins ein, denn ein mögliches Katastrophen-Szenario ist nach Auffassung der Autoren ein womöglicher „Bankansturm auf einen gedeckten Stablecoin“. Eine verständliche Angst, denn Stablecoin-Reserven bestehen zumeist aus Staatsanleihen, Währungen und anderen traditionelle Finanzprodukten, die in einem solchen Fall in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. In diesem Kontext mahnt der ESRB auch die fehlende Transparenz von Stablecoins an, so ist selbst bei Marktführer Tether (USDT) nur wenig über dessen tatsächliche Abdeckung bekannt.

Abschließend verweist der ESRB noch auf die fehlenden Bestimmungen in der neuen Krypto-Regulierung der Europäischen Union (EU), denn die Markets in Crypto-Assets (MiCA) befassen sich nicht explizit mit sogenannten „Krypto-Konglomeraten“. Der Ausschuss definiert derartige Konglomerate als Krypto-Unternehmen, die gleich mehrere Dienstleistungen auf den Kryptomärkten übernehmen, so wie zum Beispiel die marktführende Kryptobörse Binance. Die Zusammenführung von Aufgaben wie Trading und Verwahrung birgt nach Meinung der Autoren zusätzliche Risiken, die die Regulierer ausführlich prüfen sollten.