Das Blockchain-Projekt des Fraunhofer Blockchain-Labor hat den "Innovationspreis Reallabore" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gewonnen. Die Auszeichnung wurde am 26. Mai 2020 von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verliehen, wie aus der Pressemitteilung vom 27. Mai hervorgeht. 

Erste Blockchain-Kooperation im Bereich Justiz

In Kooperation mit der Bundesnotarkammer und dem Bayerischen Staatsministerium der Justiz entwickelte das Fraunhofer Blockchain-Labor an der Universität Bayreuth einen Prototyp für ein neues digitales Gültigkeitsregister. Auf Grundlage der Blockchain-Technologie zeigt das Register jederzeit fälschungssicher, ob eine Vollmacht oder ein Erbschein noch gültig ist. Dies schützt Daten und erleichtert die Verwendung der Urkunden für Bürger, Notare und Gerichte. Insbesondere für den Fall der Ungültigkeit von Dokumenten könnte die Geschwindigkeit der bürokratischen Abläufe mit Hilfe des Registers im Vergleich zur Papierwelt deutlich erhöht werden. 

Laut dem Präsidenten der Bundesnotarkammer Prof. Dr. Jens Bormann müsse man die Chancen der Digitalisierung für die Justiz nutzen.

“Als Notare wollen wir die Digitalisierung aktiv mitgestalten. Wir haben daher frühzeitig praktische Erfahrungen mit der Blockchain-Technologie aufgebaut. Die individuelle Beratung und Vertragsgestaltung durch den Notar bleibt dabei sehr wichtig. Es geht also darum, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren.”

Laut des Whitepapers stellt das elektronische Gültigkeitsregister für die Justiz “eine vielversprechende Digitalisierungsmöglichkeit dar, die in den kommenden Jahren näher verfolgt werden sollte”. Um einer ersten Pilotanwendung näher zu kommen, muss unter Beteiligung aller Interessengruppen eine weitere Umsetzungsphase unter Realbedingungen erfolgen. Hierzu sind zunächst jedoch noch Fragen wie die gesetzliche Anpassung, die IT-Sicherheit, das Rechte- und Rollenmanagement und die Umsetzung eines flächendeckenden Identitätsmanagements zu klären.

Europäisches Blockchain-Institut am Fraunhofer IML

Das Fraunhofer Institut arbeitet aktiv mit Partnern aus der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft am produktiven Einsatz der Blockchain-Technologie in Deutschland. Anfang Mai hat die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen den Aufbau des „Europäischen Blockchain-Instituts NRW“ (Euro-Chain) am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund mit 7,7 Millionen Euro gefördert. Das neue Institut soll die praxisnahe Anwendung der Technologie in der Logistik erforschen. Ein Ziel dabei ist, Anwendungsbeispiele über eine Open-Source-Plattform der gesamten Branche in NRW zugänglich zu machen. 

Seit 2018 arbeitet das Fraunhofer Institut ebenso mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an einem anderen Pilotprojekt, das Informationen aus dem Asylverfahren auf einer Blockchain abbilden soll. Dabei geht es um manipulationssichere digitale Identitäten für Flüchtlinge, die ohne Ausweisdokumente ankommen.