Cointelegraph auf Deutsch hat mit Jan Heinrich Meyer gesprochen, dem Gründer der Dash Embassy D-A-CH und Sprecher für diese Kryptowährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.  Als Anlaufstelle mit Sitz in Lübeck fördert die Dash Embassy D-A-CH den Dialog und die Aufklärung rund um das Thema Kryptowährungen und Dash.

Jan Heinrich Meyer teilte seine Gedanken mit Cointelegraph auf Deutsch über die Beliebtheit von Dash bei der regionalen Bevölkerung, über staatliche Kryptowährungen und ob Dash den Euro in der Zukunft ergänzen kann.

Cointelegraph auf Deutsch: Warum hat Dash entschieden, seine Embassy in der D-A-CH Region zu eröffnen?

Jan Heinrich Meyer: Die Dash Embassy D-A-CH ist die erste physische Repräsentanz der Kryptowährung Dash im deutschsprachigen Raum. Die Wahl der Region hat zum einen damit zu tun, dass ich als Gründer deutschsprachig bin, es also nahe liegt, zunächst einmal vor der eigenen Haustür anzufangen. Zum anderen ist Europa im Hinblick auf Kryptowährungen noch ein stark unterentwickelter Markt. Es besteht also gerade im Kerngebiet noch hoher Aufklärungs- und Informationsbedarf – und genau da setzen wir mit den Informationsangeboten der Dash Embassy D-A-CH an. Aber perspektivisch wollen wir dieses Konzept auch auf andere Regionen Europas übertragen.

CT: Zahlt eigentlich jemand in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Dash?

JM: Ja, gerade Österreich ist ein sehr aktiver Markt. Es gibt Geldautomaten, an denen man Dash bekommt, und erste Einzelhändler, die Dash akzeptieren. Die Zahl dieser Akzeptanzstellen ist noch überschaubar, aber sie wächst.

CT: Wann haben Sie selbst zuletzt mit Dash bezahlt? Wo?

JM: Ich habe zuletzt vor ca. 1 Monat auf dem Heimweg von einer Dash Informationsveranstaltung einen Döner in Lüneburg gekauft und mit Dash bezahlt. Unsere Arbeit trägt also bereits erste Früchte.

CT: Viele wissen aber gar nicht wirklich , was sie mit Dash machen sollten. Erklären Sie uns das.

JM: Dash steht für Digital Cash. Im Gegensatz zu anderen monetären Kryptowährungen erfüllt Dash schon heute alle Funktionen, die wir von herkömmlichem Bargeld kennen: kurze Transaktionszeiten, geringe Kosten und auf Wunsch auch Anonymität. Ziel ist es, eine inflationssichere Alternative zum Bargeld am Point-of-Sale zu bieten. Denn da Dash als nichtstaatliche Währung unabhängig von geldpolitischen Einflüssen ist, gibt es bei Dash keine willkürliche Inflation. Wer heute Dash kauft, kann damit online schon in vielen Ländern einkaufen. Um wirklich massentauglich zu werden, brauchen wir aber auch offline mehr Akzeptanzstellen. Daran arbeiten wir.   

Über die Akzeptanz von Dash in D-A-CH

CT: Was denken Sie, wann Dash von der Bevölkerung in D-A-CH-Ländern als Zahlungsmittel akzeptiert wird?

JM: Die Zahl der Nutzer steigt auch im D-A-CH-Raum kontinuierlich, aber wir brauchen ein flächendeckendes Netz an Akzeptanzstellen. Bis das entsteht, werden sicher noch ein paar Jahre ins Land gehen, aber wir sind da sehr zuversichtlich, denn es ist uns gelungen, auch die Zahl der Akzeptanzstellen langsam aber stetig zu erweitern.

CT: Wie beliebt ist Dash in D-A-CH-Region? Gibt es Unterschiede in den Ländern?

JM: Es gibt in der Schweiz und Österreich eine sehr aktive Kryptoszene und auch einzelne Kommunen, die sich für das Potenzial von Kryptowährungen aussprechen. Hinzu kommt, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen in beiden Ländern weniger streng sind als in Deutschland. Insofern kann man durchaus sagen, dass Österreich und die Schweiz offenere Märkte sind. Auf der reinen Einstellungsebene sehen wir jedoch keine Unterschiede zu Deutschland: In allen drei Ländern gibt es ein stetig wachsendes Interesse an Kryptowährungen allgemein.

Über Dash als Alternative zum Bargeld

CT: Arbeiten Sie mit Finanzinstituten zusammen, um die Kryptowährung in D-A-CH Region zu etablieren?

JM: Durch die Teilnahme an Veranstaltungen, wie beispielsweise der INNOVATIONSforBANKS vom Bankingclub, der CryptoAssetsConference oder der EuroFinanceWeek in Frankfurt, stehen wir mittlerweile in regelmäßigem Austausch mit Innovationstreibern aus der traditionellen Finanzindustrie. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die etablierten Akteure dem Thema Kryptowährungen zwar skeptisch, aber prinzipiell offen gegenüberstehen. Welche Ergebnisse unsere derzeitigen Gespräche zur Folge haben werden, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Banken ihre Chancen auf dem Markt erkennen und nicht verschlafen, wie es beispielsweise bei der Entwicklung bei Zahlungen – Stichwort PayPal – der Fall gewesen ist.

CT: Ist Dash eine Alternative zum Euro und wird er bares Geld in der Zukunft ergänzen können?

JM: Auf jeden Fall. Genau darum geht es. Dash verfolgt nicht das Ziel, alles Bargeld samt dem bestehenden System abzuschaffen, sondern eine Alternative zu bieten. Es wird immer Menschen geben, die gern in tradierten Währungen Dienstleistungen von Banken in Anspruch nehmen. Aber es gibt eben auch wachsendes Interesse an unabhängigen, digitalen Lösungen. Dash stellt ein solches Angebot dar. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Nutzbarkeit zu verbessern und suchen den Dialog mit Regulierungsbehörden und Politikern, um gemeinsam regelkonforme Angebote definieren zu  können. Das fängt beim Kauf von Kryptowährungen an und reicht bis hin zur korrekten Versteuerung. Genau diesen Themen widmet sich im Übrigen auch das Informationsangebot der Dash Embassy D-A-CH.

Anonym ist nicht gleich illegal

CT: Die Schweiz und andere Länder denken über eigene Kryptowährungen nach. Venezuela hat schon seinen Petro. Was halten Sie davon – von staatlich ausgegebenen Kryptowährungen?

JM: Den Grundgedanken und die Attraktivität dieses Weges kann ich nachvollziehen, aber Kryptowährungen sind durch ihren unabhängigen und dezentralen Charakter definiert. Eine staatliche Kryptowährung ist daher ein Widerspruch in sich und hat mit den Idealen einer klassischen Kryptowährung nicht viel gemeinsam. Zielführender wäre es, über die Nutzung der Blockchain-Technologie als Pfeiler der digitalen Transformation nachzudenken und neue Anwendungsgebiete in Politik und Verwaltung zu schaffen.

CT: Der EU-Rat hat beschlossen, dass Finanzinstitute – also auch Kryptobörsen – Transaktionsdaten für bis zu fünf Jahre speichern müssen. Die Argumente sind bekannt: Die Finanzierung von Terrorismus, Geldwäsche und Drogenhandel. Was halten sie von einer solchen Entscheidung?

JM: Meiner Meinung nach müssen wir uns bei dieser Diskussion vor allem von der Analogie „anonym gleich illegal“ verabschieden, um einen sachlichen Dialog zu führen. Jede Form von Bargeld ermöglicht anonyme Geschäfte. Und trotz der enormen Marktkapitalisierung, die Kryptowährungen heute haben, ist der US-Dollar immer noch die häufigste Schwarzmarktwährung. Natürlich verstehen wir aber das Interesse an mehr Transparenz.

Die Blockchain-Technologie als solche bietet bereits ein hohes Maß an Transparenz, da grundsätzlich alle Transaktionen einsehbar sind. Dash kooperiert zudem mit der Compliance-Plattform Coinfirm, die eine Lösung für Einzelhandel und Finanzinstitutionen anbietet, um AML/KYC-Compliance sicherzustellen und Dash regelkonform zu nutzen.

In meinen Augen dienen anonymen Transaktionen schlicht dem Schutz der Privatsphäre und damit dem Datenschutz des Einzelnen. Die ab dem 25. Mai in Kraft tretende neue DSGVO ist ein guter Schritt in eine richtige Richtung, sollte aber meiner Meinung nach auch auf Bezahlvorgänge angewendet werden. Sofern Ein- und Ausgang in einer Wallet dokumentiert werden, stehen anonyme Transaktionen also nicht im Widerspruch zu AML und KYC.

Über neue Expansionspläne

CT: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Dash Embassy D-A-CH, um Dash als Zahlungsmittel in der Region zu etablieren?

JM: Die größte Herausforderung liegt momentan darin, das Netzwerk an Akzeptanzstellen auszubauen, so die Phase der Spekulation zu verlassen und mehr Vertrauen bei den Endnutzern zu schaffen. Dies kann nur gelingen, indem wir flächendeckend für Anwendungsszenarien sorgen, über traditionelles Geld und die Vorteile von Kryptowährungen aufklären und Kryptowährungen auch offline präsenter machen. Ebenfalls wichtig ist der Austausch mit Politik und Regulierungsbehörden, weshalb wir uns beispielsweise im Blockchain Bundesverband einbringen und organisieren.

CT: Wie sieht Ihre Agenda für die kommenden Jahre aus?

JM: Zum einen gilt es, den Bekanntheitsgrad von Dash signifikant zu steigern und Dash als Alternative zu aktuellen Zahlungssystemen als tatsächlichen Anwendungsfall zu positionieren. Zum anderen müssen wir den technischen Herausforderungen gerecht werden, die ein solches System zu meistern hat. Das Dash Core Team arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Verbesserung der Nutzbarkeit für Endnutzer und Entwickler. In den DashLabs wird aktuell an OpenSource-Hardware für Master-Noden geforscht, die es ermöglichen soll, Blöcke mit einer Größe von 400 MB zu verarbeiten, was einen Transaktionsdurchsatz auf dem Niveau von Mastercard ermöglichen wird. Genauso wichtig wie der Bekanntheitsgrad und die technische Weiterentwicklung von DASH sind allerdings strategische Partner, die gemeinsam mit uns den Weg in ein neues Zeitalter, das der Dezentralisierung, beschreiten wollen.

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