Jack Dorsey, CEO von Block und Mitbegründer von Twitter, hat die Beta-Version eines neuen dezentralen Peer-to-Peer-Messengers vorgestellt, der vollständig über Bluetooth läuft.

Jack Dorsey sagte, er habe sein Wochenende damit verbracht, etwas über "Bluetooth-Mesh-Netzwerke, Relais, Store-and-Forward-Modelle, Nachrichtenverschlüsselungsmodelle und ein paar andere Dinge" zu lernen, als er am Sonntag Bitchat auf X vorstellte.

Das "Bluetooth-Mesh-Chat"-System erinnert an IRC [Internet Relay Chat]", fügte Dorsey hinzu und spielte damit auf die Anfänge der webbasierten Nachrichtensysteme in den späten 1990er Jahren an.

In seinem Whitepaper erläutert er die Funktionsweise von Bitchat. Die dezentrale Messaging-Anwendung nutzt Bluetooth Low Energy (BLE) Mesh-Netzwerke.

"Es ermöglicht eine flüchtige, verschlüsselte Kommunikation, ohne auf eine Internet-Infrastruktur angewiesen zu sein, und ist damit resistent gegen Netzwerkausfälle und Zensur."
Überblick über die Architektur von Bitchat. Quelle: Github

Vollständig dezentralisiert und privat

Dem Whitepaper zufolge wäre das Netzwerk vollständig dezentralisiert, ohne zentrale Server, Konten, E-Mail-Adressen, Telefonnummern zur Registrierung zu benötigen.

Es bietet "ephemeres Messaging", wobei Nachrichten standardmäßig nur im Gerätespeicher und nicht in einer zentralen Datenbank gespeichert werden. Außerdem gibt es eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als zusätzliche Sicherheitsebene.

Die derzeit beliebten Messaging-Anwendungen wie WhatsApp und Messenger werden von Social-Media-Riesen wie Meta betrieben, die zentralisierte, gewinnorientierte Unternehmen sind und persönliche Daten und Nachrichten als Produkt verwenden.

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Mesh-Netzwerke ermöglichen die automatische Weiterleitung von Nachrichten über mehrere Knotenpunkte, und Chats in Räumen können mit Gruppenchatnamen und optionalem Passwortschutz eingerichtet werden. Ein "Store-and-Forward"-System speichert Nachrichten für Offline-Peers für bestimmte Zeiträume.

Im April berichtete Cointelegraph, dass einige beliebte Social-Messaging-Apps die Nutzer ausspionieren und persönliche Informationen und Nachrichten abgreifen könnten.

Bluetooth zur Weiterleitung von Nachrichten 

Jedes Gerät fungiert sowohl als Client als auch als Peripheriegerät und bildet ein selbstorganisierendes Netz, in dem Nachrichten zwischen den Geräten hin- und herspringen können, um entfernte Peers zu erreichen. Das System nutzt eine 30-Meter-Bluetooth-Reichweite mit Brückenknoten, die separate Cluster verbinden.

Messaging App, Jack Dorsey
Screenshot der Funktionen von Bitchat, wie sie in Version 1.0 der TestFlight-App gezeigt werden. Quelle: Cointelegraph

Die Nachrichten werden verschlüsselt, je nachdem, ob sie privat, in einem Raum oder übertragen werden, und große Nachrichten werden in kleinere 500-Byte-Stücke zerlegt.

Für die Zukunft ist geplant, das Messaging über WiFi zu ermöglichen, was die Bandbreite für große Nachrichten erhöht.

Mehrere Anwendungsfälle 

Für das System gibt es mehrere Anwendungsfälle, z. B. Konferenzen, Proteste, Katastrophengebiete oder jedes Szenario, in dem die Internet-Infrastruktur nicht verfügbar, unzuverlässig oder nicht vertrauenswürdig ist.

Das Papier kam zu dem Schluss, dass Bitchat zeigt, dass sichere, private Nachrichtenübermittlung ohne zentrale Infrastruktur möglich ist, und erklärte:

"Durch die Kombination von Bluetooth-Mesh-Networking, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und datenschutzfreundlichen Protokollen bietet Bitchat eine zuverlässige Kommunikation, die überall funktioniert, wo Menschen zusammenkommen, unabhängig von der Verfügbarkeit des Internets."

Dorsey ist kein Unbekannter in Sachen Messaging-Protokolle. Er war CEO von Twitter und gründete 2019 die dezentrale Social-Messaging-Plattform Bluesky. Er verließ den Bluesky-Vorstand ohne Erklärung im Mai 2024.