Der vorsitzende Richter im Insolvenzverfahren der Krypto-Sparplattform Celsius hat angeordnet, dass im Rahmen des Verfahrens geprüft werden soll, ob Celsius womöglich wie ein betrügerisches Schneeballsystem agiert hat.

Die Anordnung vom gestrigen 1. November ist eine Reaktion auf Vorwürfe von Celsius-Kunden, die behaupten, dass die Sparplattform neue Kundengelder genutzt haben soll, um die Zinserträge und Auszahlungen von bestehenden Kunden abwickeln zu können. Sollte dies zutreffen, würde das Verhalten der Plattform der rechtlichen Definition eines Schneeballsystems entsprechen.

Der vorsitzende Richter hatte am 9. September bereits einen unabhängigen Gutachter damit beauftragt, den Geschäftsbetrieb von Celsius zu durchleuchten und für mehr Transparenz zu sorgen. So soll zum Beispiel erklärt werden können, wie die Plattform ihre Steuerzahlungen gemacht hat und warum bestimmte Kunden auf andere Accounts verschoben wurden.

Die Vorwürfe, dass Celsius wie ein Pyramidensystem agiert, sind allerdings nicht neu, denn das DeFi-Projekt KeyFi hatte Anfang Juli bereits dahingehend argumentiert, als das Projekt die Sparplattform verklagt hat.

Am 13. Juli hat Celsius dann einen sogenannten „Chapter 11“ Insolvenzantrag gestellt, wobei allen voran die anhaltende Krise auf dem Kryptomarkt als etwaiger Grund für die Zahlungsunfähigkeit angegeben wurde.

Am gestrigen 1. November hat Bundesrichter Martin Glenn wiederum entschieden, dass Celsius noch weitere Informationen offenlegen muss, was den umstrittenen Plan von Bonuszahlungen in Höhe von 3 Mio. US-Dollar an 62 Mitarbeiter angeht. Laut Law360 war der Richter sichtlich überrascht:

„Ich war schockiert, als ich die Schwärzungen gesehen habe. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand versucht, mehr oder weniger alles zu schwärzen.“

Damit bezieht sich Glenn auf den Celsius-Antrag für die Auszahlung der Boni, denn in diesem sind nahezu alle Informationen bezüglich der geplanten Begünstigten, darunter deren Namen, Positionen und Festgehälter, unkenntlich gemacht.

Auch von anderer Stelle gibt es Kritik an den geplanten Bonuszahlungen, denn vor allen Dingen deren Höhe ist für ein insolventes Unternehmen ungewöhnlich. Außerdem ist für die Öffentlichkeit nicht einsehbar, ob sich Insider bzw. Geschäftsführer damit gezielt selbst begünstigen.