Der Influencer Logan Paul sollte eine Klage weiterführen dürfen, in der er den als „Coffeezilla“ bekannten YouTuber beschuldigt, sich verleumderisch über Pauls gescheitertes CryptoZoo-Projekt geäußert zu haben, so ein texanischer Richter.
In einem Gerichtsdokument vom 26. März, das bei einem Bundesgericht in San Antonio eingereicht wurde, empfahl Richter Henry Bemporad dem Bundesrichter Orlando Garcia, der den Fall beaufsichtigt, den Antrag von Stephen Findeisen (Coffeezilla) auf Abweisung von Pauls Klage abzulehnen, da Findeisen seine Behauptungen eher als Tatsachen und nicht als „bloße Meinung“ darstellte.
„Zum Verfahrensbeginn hat der Kläger [Paul] hinreichend dargelegt, dass die streitigen Äußerungen in diesem Fall vernünftigerweise eine verleumderische Bedeutung haben können und keine unanfechtbaren Meinungen sind“, schrieb Bemporad.
„Das Gericht sollte deshalb die Behauptung der Beklagten zurückweisen, dass der Kontext Findeisens Aussagen nicht verleumderisch macht“, fügte er hinzu.
Paul verklagte Findeisen im Juni und behauptete, einer von Findeisens X-Beiträgen und zwei YouTube-Videos über sein CryptoZoo-Projekt für Non-fungible Token (NFT) seien böswillig und hätten dessen Ruf geschädigt.
CryptoZoo war als Blockchain-Spiel gedacht, bei dem Spieler NFT-„Eier“ kaufen, aus denen Tiere schlüpfen, die gezüchtet werden können, um einzigartige Tiere zu schaffen, mit denen man je nach Seltenheit Token verdienen kann. Das Spiel wurde jedoch nie endgültig realisiert.
Beispielhaftes Fantasie-Tier aus dem Krypto-Projekt CryptoZoo. Quelle: CryptoZoo
Paul argumentierte, dass Findeisen ihn als „Serienbetrüger“ bezeichnete und dass CryptoZoo ein „Betrug“ und ein „massiver Schwindel“ sei, was Paul bestritt.
Findeisen beantragte im vergangenen Monat ein vorzeitiges Urteil und machte geltend, dass seine Äußerungen als Meinungsäußerungen zu verstehen seien und seine Videos in der Beschreibung einen entsprechenden Hinweis enthielten.
Bemporad stellte jedoch fest, dass „Findeisens drei Äußerungen der rechtlichen Definition von Verleumdung entsprechen“ und merkte an, dass die Haftungsausschlüsse „nicht besonders auffällig“ und „nur sichtbar sind, wenn die Videobeschreibung ausgeklappt wird“.
„Selbst wenn die Haftungsausschlüsse deutlicher sichtbar wären, würden sie den tatsächlichen Charakter der Behauptungen von Findeisen nicht wesentlich verändern“, gab er zu bedenken.
Paul oder Findeisen können innerhalb von 14 Tagen Einspruch gegen die Entscheidung von Bemporad einlegen. Die Anwälte von Paul und Findeisen reagierten nicht sofort auf Anfragen zur Stellungnahme außerhalb der Geschäftszeiten.
Findeisen veröffentlichte 2022 bereits drei Videos über CryptoZoo, gegen die Paul zwar keine Verleumdungsklagen erhob, aber zuvor ebenso mit einer Klage drohte.
Später ruderte er zurück, entschuldigte sich und versprach, im Januar 2023 einen Plan für CryptoZoo vorzulegen – was ein Jahr später geschah, als Paul 2,3 Millionen US-Dollar an Rückerstattungen bereitstellte, sofern die Nutzer zustimmten, nicht gegen das Projekt zu klagen.
Unterdessen verklagte eine Gruppe von CryptoZoo-Käufern Paul und andere, die sie beschuldigten, in das Geschäft verwickelt zu sein, in einer Sammelklage, die Paul nun abweisen lassen will. Außerdem hat er eine Gegenklage gegen zwei Geschäftspartner eingereicht, die seiner Meinung nach für das Scheitern von CryptoZoo verantwortlich sind.
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