Bitcoin (BTC) erholt sich diese Woche und klettert auf seine Wochenhöchststände.

BTC/USD hat am 30. Mai nach längerer Zeit ein Wochenhoch erreicht und über Nacht um mehrere Prozent zugelegt.

Im Gegensatz zu den letzten Wochenschlüssen konnte das Paar am 29. Mai den Abwärtstrend bremsen und zu Beginn der neuen Woche wieder umkehren.

Nichtsdestotrotz hat Bitcoin nun neun rote Wochenkerzen in Folge verzeichnet. Das gab es in seiner Geschichte bisher noch nie.

Wie bärisch ist die größte Kryptowährung so kurz vor Juni nun? Das makroökonomische Umfeld ist nach wie vor unbeständig. Interesse seitens der Privatanleger ist nicht zu erkennen und Experten erwarten nach wie vor eine tiefergehende Kapitulation.

Sollte er jedoch seine neue starke beibehalten, kann Bitcoin immer noch aus seiner aktuellen Spanne ausbrechen.

Cointelegraph wirft einen Blick auf die Faktoren, die die Märkte in den kommenden Tagen beeinflussen könnten.

Kann Bitcoin eine zehnte rote Wochenkerze vermeiden?

Dank einer unerwarteten, aber durchaus willkommenen Kehrtwende in der Nacht zum 30. Mai hat Bitcoin den Kurs seiner bisherigen Entwicklung geändert.

Die soliden Zuwächse sind wohl auf den asiatischen Aktienmarkt zurückzuführen, da der japanische Nikkei und der Hongkonger Hang Seng Index bei Redaktionsschluss um über 2 Prozent gestiegen sind. Auslöser war die Nachricht, dass China einige der aktuellen COVID-19-Beschränkungen lockern und die Wirtschaft öffnen wolle.

Bitcoin hat sich damit besser als die Aktien entwickelt.

Nach einer anfänglichen roten Stundenkerze nach dem Wochenschluss kletterte BTC/USD abrupt von 29.300 US-Dollar auf das aktuelle Niveau bei etwa 30.700 US-Dollar, wie Daten von Cointelegraph Markets Pro und TradingView zeigen.

BTC/USD 1-Wochen-Kerzenchart (Bitstamp). Quelle: TradingView

Auch wenn der Wochenschlusskurs immer noch im Minus liegt, könnte Bitcoin seine Verlustserie in dieser Woche beenden, solange der Schlusskurs nächste Woche bei mindestens 29.500 US-Dollar liegt.

Allein die Entwicklung über Nacht hat bei einigen Leuten die kurzfristigen Aussichten deutlich optimistischer gemacht.

"Bitcoin steht kurz vor einem Mega-Bullensignal", so Jordan Lindsey, Gründer von JCL Capital, auf Twitter:

"Meiner Meinung nach ist es nicht an der Zeit, gierig zu sein und nach Rückgängen zum Boden Ausschau zu halten."

Trader Crypto Tony erklärte, Bitcoin befinde sich immer noch in der bekannten Spanne und müsste einige wichtige Niveaus überwinden, bevor man von einem festen Kursverlauf ausgehen könne. Eines der wichtigsten Niveaus liegt seiner Meinung nach bei 31.000 US-Dollar.

Andere sind davon überzeugt, dass die aktuellen Zuwächse nur ein weiterer Erholungsschub sind und Bitcoin danach wieder nach unten gehen sollte.

Das bekannte Twitter-Konto TMV Crypto bezeichnete die Tiefststände von heute Nacht unterdessen als wichtige Unterstützung, die gehalten werden müssten.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier bei BTC + ETH sehr optimistisch sein sollten", wie der Händler und Analyst Crypto Ed am 30. Mai auf Twitter meinte.

Er verwies darauf, dass das dünne Volumen vom Wochenende den Aufschwung unterstützen würde, was darauf hindeutet, dass die höheren Niveaus noch nicht das erforderliche Kaufinteresse verzeichnen würden, um sich als neue Unterstützung zu etablieren.

"Ich habe gesehen, dass einige in meinem Feed Short-Positionen eröffnet haben, was angesichts der Schwäche, die man in den Charts sieht, verständlich ist", wie er weiter erklärte. Außerdem sagte er:

"Wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, dass man das Wochenende mit Vorsicht genießen sollte. Zu oft wird man von dünnen Auftragsbüchern getäuscht, daher ziehe ich es vor, am Wochenende keine neuen Positionen zu eröffnen."

Eine Lücke bei den CME-Futures vom 27. Mai bei 29.000 US-Dollar ist ebenfalls eines der Abwärtsziele.

CME Bitcoin-Futures 1-Stunden-Kerzenchart. Quelle: TradingView

Analyst: Aktienerholung ist "Bärenmarkt-Rallye"

Da die US-Märkte am 30. Mai wegen eines Feiertags geschlossen sind, werden Europa und Asien die Stimmung des Tages bestimmen.

Durch das Weltwirtschaftsforum könnten Krypto-Anleger eine kleine Erholung im neuen Monat verzeichnen. Kurz darauf gibt es dann ein weiteres Meeting der US-Zentralbank.

Die Erholung auf dem asiatischen Aktienmarkt nach acht Wochen voller Verluste ist der wichtigste makroökonomische Aspekt des Tages.

Vergangene Woche konnte Bitcoin von einer ähnlichen Rallye in den USA nicht profitieren. Diesmal lässt er sich das aber wohl nicht nehmen. In Kommentaren wird jedoch gewarnt, dass man das nicht als Indikator für eine allgemeine Trendwende werten sollte.

Die Straffung der Geldpolitik durch die US-amerikanische und andere Zentralbanken hat nicht nur die Aktienhändler in Bedrängnis gebracht, sondern auch eine Diskussion über eine große Rezession ausgelöst.

"Wir befinden uns mitten in einer Bärenmarktrallye", so Mahjabeen Zaman, Leiterin der Anlagespezialisten bei Citigroup Australia, gegenüber Bloomberg:

"Ich denke, der Markt wird sich innerhalb einer Spanne bewegen und abwarten, wie schnell die Rezession kommt oder wie schnell die Inflation zurückgeht."

Die Straffung soll noch in dieser Woche Auswirkungen zeigen. Man geht davon aus, dass die US-Zentralbank am 1. Juni mit dem Abbau ihrer Bilanz beginnen wird, die sich derzeit auf einem Rekordhoch von 8,9 Billionen US-Dollar befindet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Ankäufe von Vermögenswerten im Laufe des Jahres einstellen, wie sie letzte Woche bekannt gab.

Am 31. Mai werden außerdem die Daten zum Verbraucherpreisindex für die Eurozone veröffentlicht. Am 10. Juni folgen Daten zum Verbraucherpreisindex in den USA.

"Aktienanleger warten auf Anzeichen von Stabilität", so der Marktkommentator Holger Zschäpitz am 28. Mai in einem Kommentar zum CBOE Volatility Index:

"Der Angstindikator der Wall Street, die Stimmung der Anleger und die Anleihespreads werden genau beobachtet, um Hinweise darauf zu erhalten, wohin sich der Markt als nächstes entwickeln könnte. Aber nur einer von fünf Stimmungsbarometern deutet darauf hin, dass das Schlimmste für die Märkte vorbei ist."
CBOE Volatilitätsindex. Quelle: Holger Zschäpitz/ Twitter

Dollar-Stärke auf Einmonatstief

Der US-Dollar hat in der vergangenen Woche Unterstützungsniveaus getestet.

Nach einem Anstieg auf ein Niveau, das seit Dezember 2002 nicht mehr erreicht wurde, geht der US-Dollar-Index (DXY) nun wieder zurück und testet seinen einjährigen Aufwärtstrend.

Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte das gut für riskante Anlagen sein, da die umgekehrte Korrelation in der Vergangenheit vor allem Bitcoin zugute kam.

"Damit könnte der neue Bullenmarkt im Jahr 2022 beginnen! ", wie Crypto Rover optimistisch kommentierte. Dazu hatte er einen Chart zum Vergleich hochgeladen, auf dem man die umgekehrte Korrelation zwischen Bitcoin und DXY sieht und wie sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Bitcoin versus DXY, kommentierter Chart. Quelle: Crypto Rover/ Twitter

Crypto Ed ist jedoch nicht davon überzeugt, dass die guten Zeiten dank der anhaltenden Dollarschwäche wiederkehren werden.

"Der DXY weist ein Umkehrmuster, nämlich einen fallenden Keil. Das ist ein weiterer Grund, nicht allzu begeistert von der BTC-Entwicklung zu sein", wie es in einem weiteren Tweet dazu hieß.

Dennoch erreichte der DXY mit 101,49 den niedrigsten Stand seit dem 25. April.

US-Dollar-Index (DXY), 1-Tages-Kerzenchart. Quelle: TradingView

Bitcoin nähert sich "zyklischem Boden"

Nicht alle Bitcoin-Analysten sind pessimistisch. Der CryptoQuant-CEO Ki Young Ju etwa, legt Daten für einen optimistischeren Ausblick vor.

Auf dem Chart sind die aktuellen Werte aus der Verteilung der Bitcoin Realized Cap zu sehen. Ki argumentierte dazu, dass sich BTC/USD derzeit in einem ähnlichen Stadium wie im März 2020 befindet.

Die Realized Market Cap spiegelt den Kurs wider, zu dem sich jeder einzelne Bitcoin zuletzt bewegt hat. Das kann man in Altersspannen unterteilen.

Diese wiederum zeigen den Anteil des BTC-Angebots an, der seine Realized Market Cap ausmacht, die sich zuletzt vor einer bestimmten Zeit bewegt hat.

Derzeit entfallen 62 Prozent der Realized Market Cap auf Transaktionsausgaben (UTXOs), die sechs Monate oder länger nicht ausgegeben wurden.

Für Ki bedeutet das einen Bodenbereich für den BTC-Kurs, wie es in der Vergangenheit bereits der Fall war. Das galt vor allem während des COVID-19-Einbruchs im März 2020.

"$BTC nähert sich dem zyklischen Boden", wie er zusammenfasste.

"Jetzt machen UTXOs, die älter als 6 Monate sind, 62 Prozent der Realized Market Cap aus. Beim großen Einbruch im März 2020 kletterte dieser Indikator ebenfalls auf 62 Prozent."
Bitcoin realisierte Marktkapitalisierung UTXO Bands versus BTC/USD-Tageschart. Quelle: Ki Young Ju/ Twitter

CryptoQuant hat bereits zuvor über die UTXO-Daten in Bezug auf die Größe der Bitcoin-Anlegerbestände berichtet, war aber konservativer mit seinen Schlussfolgerungen.

Letzte Woche sah es so aus, als würden die größten Bitcoin-Wale ihre Bestände immer noch on-Chain verteilen, während kleinere Wale den Markt wahrscheinlich stützen und eine Kettenreaktion wie im März 2020 verhindern konnten.

Stimmung signalisiert "langfristige Kaufgelegenheit"

Um die Stimmung im aktuellen Umfeld deutlich umschlagen zu lassen, müsste es schon eine äußerst bullische Kursentwicklung geben.

In diesem Zusammenhang: Bitcoin (BTC), Ether (ETH), Tezos (XTZ), KuCoin (KCS), Aave (AAVE): Top-5-Kryptowährungen diese Woche

Das gilt sowohl für Bitcoin als auch für Kryptowährungen generell, da die Anleger über sechs Monate lang einen praktisch unkontrollierten Abwärtstrend erlebt haben.

Das ist auch in dieser Woche der Fall, denn trotz des Anstiegs über Nacht ist die Stimmung bei Bitcoin und Altcoins weiter deutlich im Bereich "extreme Angst".

Der Crypto Fear & Greed Index steht am 30. Mai bei gerade einmal 10/100. In den vergangenen Jahren gingen mit solchen Werten Tiefststände einher.

Crypto Fear & Greed Index (Screenshot). Quelle: Alternative.me

Für die Stimmung war der Mai 2022 eine besonders schwierige Zeit. Der Fear & Greed Index kam Anfang des Monats auf gerade mal 8/100. Das ist ein selten tiefer Wert, der zuletzt im März 2020 erreicht wurde.

"Der Fear & Greed Index ist heute wieder auf 10 gesunken", so Philip Swift, Gründer der On-Chain-Analyseplattform LookIntoBitcoin, in einem Kommentar dazu.

"Wir haben jetzt drei Wochen in extremer Angst verbracht und die Kurse stagnierten. Könnte das eine Bodenbildung sein?"

Der Kommentator und Analyst Scott Melker, bekannt als Wolf of All Streets, fügte hinzu, die Stimmung deutet auf eine "langfristige Kaufgelegenheit", unabhängig davon, was als Nächstes kommt.

"Die Leute werden immer ängstlicher", wie er auf Twitter erklärte.

Die Ansichten und Meinungen, die hier aufgeführt werden, sind ausschließlich die des Autoren und spiegeln nicht zwangsläufig auch die Ansichten von Cointelegraph.com wieder. Jedes Investment und jeder Handel gehen mit Risiken einher und Sie sollten gut recherchieren, bevor Sie eine Entscheidung treffen.