Vertreter von diversen Zentralbanken diskutierten gestern, am 5 Juni auf der Money20/20-Konferenz in Amsterdam darüber, ob Kryptowährungen das Ende für Fiat-Währungen bedeuten könnten.
Während einer Diskussionsrunde mit dem übersetzten Titel "Kryptowährung, die zentrale (Banken-) Frage" beantworteten die Vertreter der Schweizer Nationalbank, der Bank von Litauen, der Bank of England (BoE) und der kanadischen Zentralbank die Frage: "Können Kryptowährungen das Ende für Fiat-Währungen buchstabieren?".
Der Repräsentant für die kanadische Zentralbank James Chapman sagte, dass Kryptowährungen nur in "Situationen der Hyperinflation" eine Bedrohung für Fiat darstellen. Thomas Moser, ein alternatives Mitglied des Vorstandes der Schweizer Nationalbank, stimmte Chapman zu und fügte an, dass sie ebenfalls zu einer Bedrohung werden können, wenn eine Lokalwährung "nicht abliefert". Moser merkte ebenfalls an:
"Solange die Zentralbank gute Arbeit leistet, werden sie real nicht verschwinden."
Moser bemerkte auch, dass "Kryptowährungen in der Schweiz bisher sehr gut toleriert werden". Das Land - und speziell das sogenannte "Krypto-Valley" - wurde von vielen als ein attraktiver Standort für Krypto-Unternehmen bezeichnet, aufgrund seines ausgeglichenen Ansatzes gegenüber Initial Coin Offerings (ICO) und seinem Status als Krypto-Steueroase.
Martin Etheridge, Divisionsleiter der BoE, stellte die Frage, was eine Währung überhaupt ist und beantwortete die Frage nach der Wichtigkeit von Krypto, dass Kryptowährungen in Zukunft "total relevant" für die Gesellschaft sein werden. In Bezug auf die vorliegende Frage sagte Etheridge, dass er "keine wirklichen Zukunftsperspektiven bei der aktuellen Iteration von Krypto-Assets sieht, um Fiat-Währungen ersetzen", obwohl er hinzufügte: "Wer weiß, was die Zukunft bringen wird." Er schloss mit den Worten:
"[Aber] Ich glaube, dass das Glück auf der Seite der Fiat-Währungen ist. Ich glaube, es müsste einen ziemlich fundamentalen Wechsel in der öffentlichen Wahrnehmung oder dem existierenden Marktsystem geben, damit etwas passiert."
Ende Juni erklärte der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, dass die Bank offen für die Idee einer von der Zentralbank ausgegebenen digitalen Währung sei, fügte aber hinzu, dass die Einführung der digitalen Währung nicht in naher Zukunft geschehen wird, da Kryptowährungen derzeit nicht als Geld gelten.
Dr. Marius Jurgilis von der Bank von Litauen stellte klar, dass eine von der Zentralbank ausgegebene digitale Währung und eine Kryptowährung zwei unterschiedliche Dinge sind und fügte hinzu, dass das Hauptprodukt einer Zentralbank "eine Sache des Vertrauens" ist:
"Wenn Ihr Produkt gut ist, müssen wir nicht über Kryptowährungen reden. Es ist eine Sache des Vertrauens [...] aber wenn die Gesellschaft zu zweifeln beginnt oder glaubt, dass es einen günstigen, bequemeren Weg gibt, die Sache zu erhalten, die wir verkaufen, dann werden neue Produkte entstehen."
Jurgilis fügt auch hinzu, dass eine Bank "nicht auf unserer Position festsitzt", sondern dass sie damit zögern, etwas einzulassen, dass zu "einem gigantischen Vertrauensbruch" führen kann.
Litauens Zentralbank soll seit Mitte April Kryptowährungen untersuchen und gründete einen Rundtisch mit Mitgliedern von diversen Handelsbanken und Regierungsbehörden sowie Krypto-Händlern.
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