Brian Behlendorf, Executive Director von Hyperledger und Vorstandsmitglied der Mozilla-Stiftung, hat in einem Interview mit der Handelszeitung am 4. Juni seine Zukunftseinschätzung für die Blockchain-Technologie geteilt. Der Open-Source-Pionier geht davon aus, dass Blockchain-Technologie die aktuelle Machtfülle der großen Technologiekonzerne aus dem Silicon Valley einschränken wird.
Behlendorf bejahte die Frage, ob er beim aktuellen Boom von Blockchain-Technologie und Kryptowährungen eine Parallele zum Dot-Com-Boom Ende der 1990´er Jahre sehe. Von der Atmosphäre her fühle es sich aktuell genauso an und der Investmentmarkt um Blockchain sei definitiv überhitzt. Das Überangebot an Kapital bewertet der IT-Experte aber nicht nur negativ, da dadurch die Software weiterentwickelt werden könne.
Scheitern gehöre aber bei Startups mit dazu. Die Hälfte aller ICOs aus dem Jahr 2017 sei zwar bereits gescheitert. Bei dem von ihm als Executive Director mit betreuten Hyperledger-Projekt stehen aber nicht der ICO-Markt und Kryptowährungen im Vordergrund, sondern das Potential der Blockchain-Technologie. Er verwies dabei auf Blockchain-Projekte aus dem Logistikbereich wie das von IBM vorgestellte Blockchain-Netzwerk, mit dem die Herkunft von Diamanten exakt nachverfolgt werden können.
Obwohl Behlendorf Initiativen wie das “Crypto Valley” im schweizerischen Zug mit Interesse verfolgt und als faszinierend bezeichnet, hält er die Bezeichnung “Blockchain-Hub” wegen der dezentral aufgebauten Blockchain-Technologie für einen Widerspruch. Auch das Silicon Valley wird nach Meinung des Hyperledger-Unterstützers künftig keine Rolle spielen.
“Das kann ich sagen: Die kommende Welle der Technologieentwicklung wird nicht vom Silicon Valley geprägt werden. Das Silicon Valley ist zu voll mit Firmen, die der Nabel der Welt sein wollen. Viele Firmen im Silicon Valley haben einen Blindspot, wenn es um Blockchain geht”.
Behlendorf fügt auch hinzu:
“Tech-Riesen wie Google, Amazon oder Facebook werden Blockchain ohne Zweifel aufgreifen und daraus Business Modelle generieren können. Ich denke aber, dass das Innerste von Blockchain - als dezentralisierte Technologie - ihre Marktmacht schmälern wird.”
Konzerne wie Google und Amazon seien seiner Meinung zwar sehr gut darin, neue Technologien zu adaptieren und sie hätten auch verstanden, wie Cloud-Computing funktioniert. Vom für die Blockchain-Entwicklung wichtigen Bereich der B2B-Integration hätten sich die Tech-Riesen aber immer ferngehalten.
In der Tat halten sich die Tech-Riesen aktuell immer noch beim Thema Blockchain sehr zurück. Von Microsoft gibt es zwar erste Ansätze, die neue Technologie auf seiner Azure-Plattform nutzbar zu machen, und auch Amazon hat kürzlich ein Blockchain-Framework für seinen Cloud-Dienst AWS eingeführt. Angesichts des vorhandenen Know-Hows und der Finanzkraft der Großkonzerne sind dies allerdings eher vorsichtige Schritte, den Blockchain-Boom nicht komplett zu verpassen.
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