Nach ersten Tests und Forschungsergebnissen seitens der ukrainischen Zentralbank gibt es Bedenken, dass die Herausgabe einer eigenen Zentralbank-Digitalwährung (CBDC) ungewollt zur Bedrohung für das heimische Bankenwesen werden könnte.
Am 21. Februar hat die Nationalbank der Ukraine (NBU) in einer Pressekonferenz die vorläufigen Ergebnisse ihrer „E-Hrywnja“, einer digitalisierten Version ihrer Landeswährung, vorgestellt und im Zuge dessen bestätigt, dass die Forschungsarbeiten weiter fortgesetzt werden.
Dabei hat die Zentralbank offengelegt, dass sie noch immer Bedenken hat, dass die Digitalwährun negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität und das Bankensystem der Ukraine haben könnte. So heißt es in einer offiziellen Stellungnahme:
„Das Bankenwesen könnte seine Rolle als Finanzintermediär verlieren, wenn ein Großteil der Bevölkerung von Bargeld und Bankkonten auf die Zentralbank-Digitalwährung umsteigen sollte. Das Inflationsrisiko würde allerdings gleichbleiben, da die Digitalwährung von der Zentralbank herausgegeben und kontrolliert wird.“
Das Potenzial der E-Hrywnja
Gleichzeitig weist die NBU jedoch darauf hin, dass eine eigene Digitalwährung das Vertrauen der Bevölkerung in die Zentralbank und ihre Finanzdienstleistungen stärken könnte. Des Weiteren würden die CBDC Vorteile wie erhöhte Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit mit sich bringen sowie den Kampf gegen die „Schattenwirtschaft“ deutlich erleichtern.
„Im Gegensatz zu normalen Bankkonten ist Zentralbankgeld völlig risikofrei und zu 100% durch den Staat gedeckt. Die Digitalwährung wäre also nicht nur benutzerfreundlich, sondern auch zuverlässig. Zudem kann sie die Menge an zirkulierendem Papiergeld deutlich verringern, was für einige Länder von entscheidender Bedeutung sein könnte, da Schattenwirtschaften oftmals auf Papiergeld beruhen.“
Obwohl die „E-Hrywnja“ neben ihren Risiken also auch große Chancen bietet, ordnet die NBU dem Projekt zunächst scheinbar keine übergeordnete Priorität zu. Zentralbank-Chef Jacob Smol will sich erst intensiv mit der Herausgabe einer Digitalwährung beschäftigen, sobald sichergestellt ist, dass diese keinerlei Bedrohung für die Finanzstabilität darstellt. So schreibt er auf Twitter:
„Wir haben das Pilotprojekt zwar abgeschlossen, werden jedoch weiterhin an der möglichen Herausgabe der E-Hrywnja forschen. Sobald wir davon überzeugt sind, dass sie technologisch umsetzbar ist und keine negativen Auswirkungen auf Preis- und Finanzstabilität hat, werden wir uns wieder konkret mit ihr auseinandersetzen.“
Test mit geringem Umfang
Die NBU hatte schon 2016 erste Forschungen zu einer eigenen Digitalwährung unternommen, woraufhin sie Ende 2019 dann ein erstes Pilotprojekt für diese absolviert hatte. Wie die ukrainische Zentralbank angibt, hat sie dabei allerdings nur mit „einer sehr begrenzten Menge an E-Hrywnjas“ experimentiert. Die etwas mehr als 5.000 digitalen Währungseinheiten sollen dabei einen Gegenwert von lediglich knapp 200 US-Dollar gehabt haben.
Olga Vasileva, die stellvertretende Leiterin für Zahlungsnetzwerke und Innovationen bei der NBU, betont in diesem Zusammenhang, dass die E-Hrywnja nicht mehr als eine digitale Alternative zu Bargeld sein soll. Dementsprechend testet die Zentralbank ihre Digitalwährung in erster Linie auf alltäglichen Gebrauch, wobei für den durchschnittlichen Nutzer allen voran geringe Kosten und hohe Transaktionsgeschwindigkeit die ausschlaggebenden Kriterien sind.
Cointelegraph hatte jüngst darüber berichtet, dass die ukrainische Kryptobörse Kuna einen eigenen Stablecoin herausgebracht hat, der wiederum an die Nationalwährung angebunden ist. Kuna Gründer Michael Chobanian begründet diesen Schritt anhand der Tatsache, dass die Digitalwährung der Zentralbank bisher lediglich in einer Testphase sei.
Ein Vorstandsmitglied der englischen Zentralbank hat vor wenigen Tagen derweil die Dringlichkeit von Zentralbank-Digitalwährungen unterstrichen, da sonst ein Machtverlust gegenüber der Wirtschaft droht, die mit Stablecoins wie der geplanten Facebook Kryptowährung Facebook Libra beträchtlichen Einfluss auf das Finanzsystem gewinnen könnten.
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