Der lang ersehnte Umstieg von Ethereum (ETH) vom Proof-of-Work (PoW) auf das Proof-of-Stake (PoS) Konsensverfahren soll nun endlich am 15. bzw. 16. September stattfinden. Für Anleger und Trader wirft dies die Frage auf, wie die Handelsstrategie für den Merge aussehen sollte.

Werfen wir also einen Blick auf die drei hauptsächlichen Möglichkeiten, die sich dabei bieten.

Halten für die PoW-Version

Die erste Strategie ist relativ simpel. So können Anleger einfach Ethereum kaufen und halten bzw. ihre bereits vorhandenen ETH nicht verkaufen. Neben der Hoffnung auf einen etwaigen Kursanstieg hat dies den Vorteil, dass die Hardfork – die mit dem Umstieg einhergeht – eine parallele Version von Ethereum schafft, die wiederum eine eigene Kryptowährung darstellt.

Als Bitcoin (BTC) 2017 die Hardfork durchlaufen hat, die Bitcoin Cash (BCH) hervorgebracht hat, haben die Anleger BCH in Höhe ihrer bestehenden BTC erhalten. Die Abspaltung des Krypto-Marktführers konnte zwischenzeitlich einen Spitzenwert von 1.650 US-Dollar erzielen. Ein netter Nebenverdienst also für alle Bitcoin-Anleger, die damals einfach nur gehalten haben.

Wenn Ethereum durch die Hardfork nun die PoW-Version als parallele Kryptowährung zum PoS-Original hervorbringt, dann könnte es für die Anleger durchaus lohnend sein, sich eine Kryptobörse zu suchen, auf der diese gehandelt werden kann. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, ggf. auch Steuern für den Verkauf dieser Version zu entrichten.

Zudem gibt es noch die Möglichkeit, die PoW-Krypto nicht sofort zu verkaufen, denn einige Experten haben durchaus bedenken, was Ethereum als PoS-Netzwerk betrifft. Sollte das neue Konsensverfahren weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, könnte die PoW-Variante nochmal an Interesse gewinnen.

Long ETH, short Futures

Es ist durchaus erlaubt, skeptisch zu sein, ob Ethereum den Merge wirklich so reibungslos und erfolgreich umsetzen kann, wie die Community hofft. Besonders in diesem Jahr sind Zweifel wohl so begründet wie noch nie, denn nicht nur Marktführer Bitcoin (BTC) musste stark bluten, sondern mit dem Zusammenbruch des Blockchain-Projekts Terra (LUNA) wurde ein regelrechter Dominoeffekt ausgelöst, der viele einflussreiche Player der Branche in Schieflage gebracht hat und den Markt noch immer beeinflusst.

Für Zweifler ist wahrscheinlich „Hedging“ die beste Strategie. Dies bedeutet eigentlich nur, auf beide Seiten der Medaille zu setzen und sich so für beide Fälle abzusichern.

So können Anleger einerseits Ethereum kaufen bzw. vorhandene ETH halten, womit sie eine sogenannte Long-Position auf die zweitgrößte Kryptowährung eingehen, und andererseits eine Short-Position in Ethereum-Futures einnehmen.

Sollte der Kurs nach dem Upgrade einbrechen, dann würde die Short-Position diese Verluste wieder ausmerzen, zudem könnten Anleger noch von einem mutmaßlichen Schub für die PoW-Variante profitieren.

Abwarten und Tee trinken

Für einige Anleger ist das aktive traden des Übergangs womöglich trotzdem zu riskant und der Erhalt der „kostenlosen“ PoW-Kryptos vielleicht uninteressant.

In diesem Fall empfiehlt es sich, eine beobachtende Haltung einzunehmen und das Geld in Stablecoins zu parken. So könnte zunächst abgewartet werden, in welche Richtung sich der Ethereum-Kurs nach dem Merge entwickelt, um bei passender Gelegenheit wieder einzusteigen. Viele Beobachter befürchten, dass der Hype um das Upgrade nach dem Motto „Buy the rumor, sell the news“ verläuft, was bedeuten würde, dass der Kurs zurzeit höher gehandelt wird, als es der Umstieg später hergibt. So könnte Ethereum hinterher spürbar einknicken, weshalb besonders kurzfristige Anleger nicht in Torschlusspanik verfallen sollten.

Wer in diesem Boot sitzt, sollte also erst mal mit Stablecoins abwarten und auf die Richtungsbewegungen reagieren. So könnte sich nach dem Umstieg eine günstige Kaufgelegenheit für ETH eröffnen, die auf langfristige Sicht noch beträchtliche Kursgewinne mit sich bringt.