Bitcoin (BTC) hat sich am heutigen 20. Dezember mit Schwung vom nächtlichen Crash erholt, der durch die jüngsten Entwicklungen um die japanische Zentralbank ausgelöst wurde.

Bitcoin-Kursdiagramm (Bitstamp). Quelle: TradingView

BoJ so wie die FTX?

Wie die Daten von Cointelegraph Markets Pro und TradingView entsprechend zeigen, konnte sich der Bitcoin-Kurs zurück in Richtung 17.000 US-Dollar aufschwingen, nachdem in der vorherigen Nacht Verluste von über 3 % verkraftet werden mussten.

Die marktführende Kryptowährung hat dabei vom schwachen US-Dollar profitiert, der wiederum durch einen scheinbar plötzlichen Sinneswandel der Bank of Japan (BoJ) bedingt wurde.

Nachdem das Land lange Zeit mit sehr niedrigen Leitzinsen gefahren ist, hat sich die japanische Geldpolitik jetzt schlagartig geändert, indem die Spanne für die langfristige Anleiherendite gelockert wurde. Der Yen konnte dadurch unmittelbar gegenüber dem US-Dollar zulegen, während der japanische Aktienindex Nikkei verloren hat.

Die Krypto-Analysten sind angesichts dieser Entwicklungen jedoch wenig erfreut, obwohl die Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs zunächst positiv sind.

So scheint Japan, jetzt eine ähnliche Geldpolitik wie die USA zu fahren, um die hohe Inflation in den Griff zu kriegen, was sich mittelfristig negativ auswirken könnte.

„Das passiert, wenn man den freien Markt künstlich unterdrückt“, wie der ehemalige BitMEX-Chef Arthur Hayes unkt. Dahingehend führt er aus:

„Der Schuss geht nach hinten los. Wir sollten davon ausgehen, dass die 10-jährigen Staatsanleihen an der Obergrenze von 0,50 % Zinsen gehandelt werden, sobald die Liquidität in US-Dollar im Q1 2023 einbricht. Na, vielen Dank!“

Hayes hatte zuvor bereits gewarnt, dass die Zentralbanken mit aggressiver Zinspolitik eine Büchse der Pandora öffnen könnten, die nicht mehr zu schließen ist.

In einem weiteren Post weist Hayes zudem darauf hin, dass die Bank of Japan mehr als 50 % japanische Staatsanleihen besitzt. Diese Konstellation sieht er ähnlich wie bei der inzwischen insolventen Kryptobörse FTX.

„Es ist fast so, als ob die BOJ Nachhilfe beim ehemaligen FTX-Chef Sam Bankman-Fried nimmt“, wie Hayes sarkastisch anmerkt. Dem fügt er an:

„Wenn man mehr als 50 % eines Marktes besitzt, gibt es dann überhaupt noch einen Markt? FTT = JGB.“
Japanische 10-jährige Staatsanleihen. Quelle: TradingView

Andere Stimmen waren nicht weniger kritisch gegenüber der japanischen Zentralbank, so zum Beispiel Marty Bent, der Gründer des Krypto-Unternehmens TFTC, der die Strategie als „einen Leeroy Jenkins auf das globale Finanzsystem“ bezeichnet.

„Eine kleine Strategieänderung hat massive Auswirkungen, die sich erst über mehrere Wochen zeigen werden“, wie auch der Investmentmanager Christian H. Cooper befürchtet. Weiter führt er aus:

„Die BOJ war die einzige Zentralbank, die am Niedrigzins festgehalten hat, aber das ist jetzt vorbei. Die Zinsen werden nach oben gehen, der Aktienmarkt wird über Wochen nach unten gehen, wir bekommen das Chaos.“

Was macht der US-Dollar?

Japans Zentralbank hat mit ihrem Schritt unweigerlich wieder den US-Dollar in den Mittelpunkt gerückt, der Anfang Dezember bereits auf ein sechsmonatiges Tief gefallen war.

„Perfekte Rahmenbedingungen für eine Deckenbildung des DXY“, wie der Analyst Tedtalksmacro entsprechend feststellt.

Und wie bestellt hat der US-Dollar-Index (DXY) seine jüngste Kletterpartie aufgegeben und ist zurück unter das Tief von 104 Punkten abgerutscht:

„Die großen Zentralbanken wollen jetzt mit der US-Zentralbank gleichziehen, was die Zinspolitik angeht. Das Wettrennen ums Einfangen der Inflation hat begonnen.“
US-Dollar-Index (DXY). Quelle: TradingView