Der Nobelpreisträger und Ökonom Joseph Eugene Stiglitz behauptet, "jede Währung erfordert Vertrauen, aber nur ein Narr würde Facebooks Libra vertrauen". Das geht aus einem Artikel vom 2. Juli hervor.

Stiglitz erklärte auch, Facebook habe "innerhalb nur weniger Jahre ein hohes Maß an Misstrauen geerntet". Der Bankensektor habe viel länger gebraucht, um ein Misstrauen in diesem Ausmaß zu erhalten. Er befürchtet offenbar, dass die Kryptowährung von Facebook eine Schattenwirtschaft fördern könnte:

"Das Letzte, was wir brauchen, ist ein neues Instrument zur Förderung illegaler Aktivitäten und zur Geldwäsche, als das sich eine andere Kryptowährung mit ziemlicher Sicherheit erweisen wird."

Dennoch räumt der Ökonom auch ein, dass das derzeitige Finanzsystem ein Problem habe, nämlich den fehlenden Wettbewerb im Bereich der Zahlungen. Eine Folge dieses fehlenden Wettbewerbs ist, dass die Verbraucher - insbesondere diejenigen mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten - wesentlich mehr zahlen, als eine Zahlung eigentlich kosten sollte.

Er erklärte, ein mögliches Geschäftsmodell für Libra wäre, die Zinsen der Vermögenswerte, die dem Stablecoin zugrunde liegen, einfach zu behalten. Stiglitz sagte auch, es gebe keine guten Gründe, sein Vermögen an einem Ort zu deponieren, wo es nicht verzinst werde:

"Menschen, die sich an zwielichtigen Aktivitäten beteiligen (darunter möglicherweise auch der aktuelle amerikanische Präsident), sind bereit, eine hübschen Summe Geld zu zahlen, um ihre zwielichtigen Aktivitäten - Korruption, Steuerhinterziehung, Drogenhandel oder Terrorismus - zu vertuschen. [...] Wenn das das Geschäftsmodell von Libra ist, sollten Regierungen dem sofort ein Ende setzen. ”

Libra könnte andererseits auch von Transaktionsdaten profitieren, genau wie Facebook, fügte er hinzu. Das würde Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes aufwerfen. Stiglitz vertraue der Verwaltung von Libra nicht, denn "immer wieder hat die Führungsspitze von Facebook, wenn sie vor der Wahl zwischen dem Geld und der Einhaltung ihrer Versprechen stehen, das Geld gewählt".

Die Bank von Japan hat heute hingegen offiziell erklärt, dass Libra das Finanzsystem ausbeute, wie die englischsprachige lokale Medienplattform Nikkei am 3. Juli berichtete

Ein Mitarbeiter der Bank von Japan erklärte, dass Facebooks Libra "kostenlos von einem Finanzsystem profitieren würde", bei dem es viel koste, es aufrechtzuerhalten. Die Regulierungsbehörden haben Bedenken in Bezug auf die Auswirkungen auf die Finanzstabilität. Ein anonymer Mitarbeiter der Institution kommentierte das Projekt ebenfalls:

"Er wird Geld in eine vollständig virtuelle Welt bringen, daher unterscheidet er sich vollkommen von anderen digitalen Zahlungsformen."

Der Gouverneur von Japans Zentralbank Haruhiko Kuroda fügte hinzu, er wolle "sorgfältig beobachten", ob die Akzeptanz von Kryptowährungen im Hinblick auf Zahlungen zunehme und welche Auswirkungen das auf die Finanzstabilität habe. Im Bericht hieß es außerdem, dass das Geld aus dem Verkauf von Libra an Nutzer für den Erwerb einer Kombination aus nationalen Währungen und kurzfristigen Staatsanleihen verwendet würden.

Laut Nikkei soll die Entscheidung, Libra nicht an eine bestimmte Fiatwährung zu binden, dem Zweck dienen, lokale Regulierungen der Länder zu umgehen. Da die Nutzer nicht von den Zinsen auf die zugrunde liegenden Vermögenswerte ihrer Libra-Bestände betroffen sind, würde das die Wirksamkeit einer Senkung oder Erhöhung der Zinssätze aus finanzpolitischen Gründen verringern.

Wie Cointelegraph berichtete, haben über 30 Interessengruppen einen Antrag unterzeichnet, in dem gefordert wird, dass der Kongress und die Regulierungsbehörden einen offiziellen Entwicklungsstopp von Libra einleiten.

Gestern hat auch das Finanzdienstleistungsunternehmen Jefferies in seiner jüngsten Umfrage festgestellt, dass amerikanische Nutzer Libra aufgrund mangelnden Vertrauens kaum verwenden wollen.